Mein Weg zum Selfpublisher, Teil 1

Auf Bitten einer Freundin habe ich während des gesamten Veröffentlichungsprozesses von “Dhenari — Hüter der Portale” eine Art Tagebuch geführt, aus dem schließlich das hier entstanden ist. Es ist ebenso Timeline wie To-do-Liste für angehende Selfpublisher. Eine kleine Geschichte des Scheiterns und Wiederaufstehens, die zeigt: Es ist gar nicht so schwer, ein E-Book zu veröffentlichen. Aber auch nicht einfach.

1 Jahr zuvor: Kapitulation oder Chance?

Nachdem ich bald ein ganzes Jahr damit verplempert habe, das Manuskript von „Dhenari“ Agenten zuzuschicken, die entweder gar nicht geantwortet oder mir irgendwelche Märchen darüber erzählt haben, dass phantastische Literatur gerade „ganz schlecht läuft“, beschließe ich im Sommer 2017, nun doch wieder die Verlage direkt anzuschreiben. Bei der Suche nach potenziellen Kandidaten stoße ich erstmals auf neobooks.

Anfangs bin ich nicht begeistert von deren Methode, Manuskripte quasi öffentlich einzureichen, doch je mehr Absagen in den nächsten Wochen bei mir eintrudeln, desto interessanter finde ich das Konzept. Bei neobooks handelt es sich zunächst einmal um einen BOD-Verlag mit Schwerpunkt E-Book. Was ihn jedoch von anderen Anbietern dieser Art unterscheidet ist die enge Zusammenarbeit mit klassischen Verlagen. Im Klartext heißt das: Verlagslektoren sehen regelmäßig die Veröffentlichungen durch und nehmen ausgewählte Autoren unter Vertrag.

Ich beschließe also, meinen Roman als E-Book zu veröffentlichen, mache mich sogleich an das Verfassen eines Klappentexts, überarbeite mein Exposé und starte die x-te Überarbeitung des Manuskripts. Dann kommt das Leben dazwischen.

6 Monate später, Silvester: Gute Vorsätze

Ein neues Jahr beginnt, und es wird Zeit für ein paar gute Vorsätze. In mein Bullet Journal schreibe ich: „Buchveröffentlichung ernsthaft (!) in Angriff nehmen“. Was nicht heißt, dass ich das sofort tun muss, zunächst darf ich mich mal wieder mit einem unglücklich machenden Job herumplagen.

Ende April, als der Vertrag für eine neue Stelle unter Dach und Fach ist und ich endlich wieder Licht am Horizont sehe, halte ich den Zeitpunkt für gekommen. Noch etwas verwöhnt von meiner ersten Veröffentlichung, wo eine Freundin die Gestaltung des Covers als reines Spaßprojekt übernommen hatte, wende ich mich an eine befreundete Illustratorin. Da wir jedoch beide sehr beschäftigt sind, kommt die Sache nur schleppend in Gang und bleibt schließlich ganz liegen – auch, weil ich mit mir hadere, ob ich so viel Geld für etwas ausgeben soll, bei dem die Aussicht auf finanziellen Erfolg bestenfalls zweifelhaft ist.

Tag 0, Anfang Juli: Geplanter Wahnsinn

Es ist Sommer, und man würde meinen, dass ich Besseres mit meiner Zeit anzufangen weiß, als mich hinter einen Schreibtisch zu klemmen, um das mit der Veröffentlichung jetzt endlich mal auf die Reihe zu kriegen. Aber, ja, ein halbes Jahr ist rum, und ich bin meinem formulierten Ziel kein bisschen näher. Grund für meine plötzliche Eile ist aber ehrlicherweise ein Selfpublisher-Wettbewerb – und es wird noch etwa zwei Wochen dauern, bis ich frustriert feststelle, dass ich gar nicht daran teilnehmen kann. Egal, vorerst bin ich Feuer und Flamme.

Obwohl mir viele nach einem Video über das Problem Titelfindung für Bücher davon abraten, beschließe ich außerdem, das Buch nicht unter meinem Arbeitstitel „Dhenari“ zu veröffentlichen, sondern „Hüter der Tore“ zu nennen. Dass es ein grober Fehler war, nicht zu recherchieren, ob es bereits ein Buch dieses Titels gibt, wird mir später noch einige Sorgen bereiten und schließlich dazu führen, dass ich „Dhenari“ als Untertitel wieder ins Spiel bringe.

Tag 1: Ring of Fire

Es ist Samstag, eigentlich habe ich mehr als genug anderes zu tun, beschließe aber trotzdem, mal eben schnell ein Cover zu gestalten. Dieses „mal eben schnell“? Klarer Fall von grober Fehleinschätzung.

Mein erster Plan sieht so aus, dass ich einen Feuerring mitten in den Dschungel setzen will. Rückblickend ein fürchterlicher Einfall, doch zum Glück komme ich gar nicht erst in die Verlegenheit, ihn umzusetzen: Obwohl ich fast eine Stunde lang nach „Gimp Effekt Feuerring“ google, finde ich viel, nur keine Anleitung für Feuerringe. Durch den Besuch diverser Blogs habe ich nun aber wenigstens eine grobe Idee, wie mein Cover aussehen soll, und google eine weitere Stunde nach kostenlosen Schriftarten, die ich kommerziell nutzen darf. (Ich habe den Verdacht, dass sich viele Selfpublisher darüber erschreckend wenige Gedanken machen. Es wird von BOD-Verlagen aber auch kaum kommuniziert.)

Nach Dschungelbildern (ebenfalls kommerziell nutzbar) hatte ich dem Himmel sei Dank schon gesucht, bevor ich die Illustratorin ansprach, und muss jetzt nur noch meine Lesezeichen in Firefox ausmisten. Anschließend klebe ich vier Stunden am Bildschirm und bastle mein Cover.

Tag 2-8: Lektorat für Fortgeschrittene und Weggelaufene

Nach diesem Erfolgserlebnis äußerst beschwingt, beginne ich am Sonntag enthusiastisch mit einer letzten Korrektur des Manuskripts. Also der insgesamt wohl zehnten. Wer allerdings glaubt, nach so vielen Durchgängen könne ich doch gar nichts mehr finden, irrt gewaltig. (Die Bedeutung des Wortes „abgeschlossen“ ist für Schriftsteller äußerst dehnbar.)

Am Ende brauche ich die ganze Woche, in der ich praktisch nichts anderes mache: Direkt nach Feierabend setze ich mich jeweils für zwei Stunden an meinen Schreibtisch und korrigiere. Ich glaube, ich war in meinem ganzen Leben noch nie so müde.

Tag 9: EPUB und andere Krankheiten

Es ist mal wieder Sonntag, und ich fühle mich bereit, mein Manuskript ins E-Book-Format EPUB zu konvertieren. Spoiler: Ich bin es nicht.

Bei neobooks wird mir das kostenlose Programm Calibre empfohlen, das mir allerdings unnötig kompliziert vorkommt – hauptsächlich deshalb, weil ich laut Anleitung mein Manuskript zuerst in HTML umwandeln muss, bevor ich es in EPUB konvertieren kann. Durch Zufall finde ich zwei Stunden und viel Frustration später heraus, dass die Anleitung nur für Word-Dokumente gilt, Open-Office-Formate kann das Programm mühelos und ohne Umweg über HTML lesen. Lediglich das Inhaltsverzeichnis will Calibre partout nicht korrekt übernehmen. Ich bin am Verzweifeln und frage mal wieder Google um Rat.

So erfahre ich dann, dass ich es mir unnötig kompliziert gemacht habe, denn für Open Office gibt es längst ein Plug-in, um in nur einem Schritt ein Dokument in EPUB zu konvertieren und automatisch ein Inhaltsverzeichnis zu erstellen. Bummer. Calibre installiert zu haben, zahlt sich am Ende aber trotzdem aus, weil ich auf diese Weise nicht nur einen E-Book-Reader auf dem PC habe, sondern auch den HTML-Code meines Buchs von Hand nachbessern kann.

Wie es weiterging, erfahrt ihr hier.