ZSSD/Interim | Februar-Fasten Teil 2 – Mein Fazit

Es ist vollbracht! Vier Wochen lang habe ich jetzt intervallgefastet.
Zuerst das eigentlich gar nicht mehr so Wichtige: Ja, ich habe abgenommen. Vermutlich nicht so viel, wie ich hätte erreichen können, denn ich musste die ersten beiden Wochen krankheitsbedingt zu 6:1-Intervallen umstellen. Denn, wie ich bereits sagte, ich faste nicht um jeden Preis und ganz sicher nicht zusätzlich zu einem Infekt. Dennoch habe ich etwas mehr als zwei Kilogramm Gewicht verloren und einiges über mich selbst gelernt.

Ich habe bereits zuvor schon 5:2-gefastet, und ich erinnere mich, dass es mir sehr viel schwerer gefallen ist und ich wirklich zu kämpfen hatte. Vor allem, weil ich nun einmal esse, wie ich esse. Ich habe mir nie viele Gedanken um meine Nahrungsaufnahme gemacht, vielleicht deshalb, weil ich einfach nicht gerne koche. Ich kann es nicht, und ich will es auch nicht lernen. So gerne ich backe, so experimentierfreudig ich bei Kuchenrezepten bin, so wenig interessiert mich die Zubereitung herzhafter Speisen. Daher ernähre ich mich weder bewusst noch – vermutlich – besonders gut.
Ich bin mir bewusst, dass ich zu viel Süßigkeiten und Fertignahrung esse und zu wenig Obst und Gemüse. Mein Ernährungsdiagramm sieht vermutlich aus wie ein modernes, kubistisches Kunstwerk, nicht wie eine Pyramide. Allerdings trinke ich hauptsächlich Wasser, keinen Alkohol, ich rauche nicht und gehe zweimal die Woche für eineinhalb Stunden ins Fitnessstudio. Trotzdem gibt’s da sicher Luft nach oben, und ich glaube, einem begeisterten Hobbykoch wäre das Fasten sicher leichter gefallen. Es gibt immerhin ganze Serien von Fastenkochbüchern.

Ich bin, was ich esse

Ich glaube, meine Art des beiläufigen Konsums von Nahrung basiert viel auf Gewohnheit. Und diese Gewohnheit zu durchbrechen, das war für mich mit das schwerste am Fasten. Wie oft habe ich mich dabei ertappt, wie ich nach meinem kleinen Teller Suppe am Abend eigentlich recht gut gesättigt war, aber doch noch Lust auf etwas Süßes hatte. Das war kein Hunger, sondern nur der Wunsch auf einen bestimmten Geschmack. Ich war überrascht zu erleben, wie stark er zu Anfang war, wie eine Sehnsucht nach etwas Vertrautem. Etwas, das man sich mit Gewalt versagen soll – auch wenn das Gute am 5:2-Intervallfasten ist, dass man sich nur auf den nächsten Tag vertrösten muss.
Meine erste Sorge war, dass ich die Kilos, die ich an den 2er Tagen spare, mir an den 5er Tagen doppelt und dreifach wieder anfuttern würde. Doch das Gegenteil war der Fall. Nach nur einem Fastentag schrumpfte diese Lust auf Süßes tatsächlich, so als hätte mein Körper verstanden, dass er das nicht wirklich braucht. Oder dass er es eh nicht bekommt, ganz gleich, wie vehement er darum bettelt. 😉

Interessant fand ich auch, dass mir meine zweite Fastenrunde so viel leichter fiel als die erste vor einigen Jahren. Ich erinnere mich daran, dass ich damals fast deprimiert war, nur an einer Karotte nagen zu dürfen. Dass ich das Gefühl hatte, nach nur einem Tag hätte ich das Kauen beinahe verlernt. Dass der Hunger wirklich bohrend war und unangenehm. Und dass ich unwirsch und unleidlich war, und fast die ganze Zeit gefroren habe. Ein bisschen wie auf Entzug.
Spaßig war zwar auch die zweite Runde nicht, aber es kommt mir wirklich vor, als erinnerte sich auch mein Magen daran, dass er schon einmal auf Sparflamme gehalten wurde. Er rumorte natürlich, und ich musste mich auch zwingen, nicht begehrlich auf die Kekspackung zu schielen, aber es ging. Ich bin überrascht, wie gut es ging.
Interessanter als die Gewichtsabnahme, auch wenn das ursprünglich mein Motivationsgrund war, finde ich aber, was sich dabei in meinem Kopf abgespielt hat.

Magen-Zen

Wir haben verlernt, Dinge auszuhalten. Vieles ist in unserer hektischen, mit Angeboten vollgestopften Welt zu etwas Negativem geworden: Stille, zum Beispiel. Ich ertappe mich selbst, dass ich in jeder Warteminute, beim Arzt, an der Haltestelle oder sogar während langweiliger Szenen im Fernsehen, mein Handy zücke. Das Angebot an Unterhaltung und Information ist da. Immer. In der Hosentasche.
Beim Essen ist es dasselbe. Aber Hunger muss nicht immer und sofort gestillt werden. Es ist kein Schmerz, den man behandeln muss, und nicht grundsätzlich etwas Falsches – zumindest nicht beim durchschnittlichen, gesunden, mehr oder weniger wohlhabenden Menschen der westlichen Welt. Hunger bedeutet für uns nicht, dass wir in Gefahr sind. Unsere Körper haben genug Reserven, von denen sie zehren können. Aber es scheint mir, und davon nehme ich mich nicht aus, dass wir verlernt haben, das auszuhalten. Stille. Hunger. Bewusster Mangel in einer Welt, in der uns von allen Seiten Konsumavancen gemacht werden.
Ich kann immer noch nicht sagen, dass mir Fasten Spaß macht. Aber ich genieße durchaus die Leere in meinem Bauch, und die fühlt man tatsächlich. Ich glaube nicht an die Theorie, dass wir innerlich „verschlacken“, oder dass wir das mit einem Tee oder einer Diät wieder loswerden. Aber ich gebe zu, dass man es denken könnte, wenn man an den Fastentagen bemerkt, wie viel leichter und … irgendwie sauberer man sich fühlt, wenn man seinem Magen nicht jedes Mal sofort Nachschub gewährt. Wenn man Dinge aushält, auch wenn sie unangenehm scheinen. Ein bisschen spielt auch der Stolz mit hinein, Angebote abzulehnen, auch wenn es schwerfällt. Es ist ein umgekehrter Schweinehund, man zwingt sich, etwas nicht zu tun.

Fazit

Kann ich Fasten empfehlen?
Hm. Ich möchte keine Werbung dafür machen, weil ich Nahrungskonsum für etwas sehr Persönliches und Intimes halte. Jeder sollte auf sich hören, auf seine Bedürfnisse und sein Gewissen, und danach – aufrichtig mit sich selbst – entscheiden, was und wie man isst.
Wer vor dem Sommerurlaub schnell ein, zwei Kilos verlieren möchte, der kann es probieren. Wer sich in Magen-Zen und Verzicht in unserer lauten Konsumwelt üben will, bitte, sehr gern. Man muss dafür kein Geld für Ratgeber oder Spezialshakes ausgeben, es reicht schon, einfach die gewohnte Nahrung zu kürzen. Es müssen auch keine 500 oder 600 kcal sein, man könnte zum Beispiel auch den „Jeeper“ zwischen Mittag- und Abendessen aushalten. Oder nur eine halbe Portion nehmen und dafür sehr langsam und bedächtig kauen.
Wer Zweifel hat, ob es für ihn geeignet ist, sollte bitte unbedingt einen Arzt befragen, auch und vor allem, wenn man es in gesteigertem Ausmaß betreiben will.
Es ist definitiv nicht geeignet für Menschen, die ohnehin schon ein schwieriges Verhältnis zum Essen haben und hoffen, damit noch etwas mehr Gewicht zu verlieren. Es soll auch keine Selbstkasteiung sein oder ein Wettbewerb, wer möglichst wenig Kalorien zu sich nehmen kann, ohne umzufallen.
Ich glaube aber, wenn man es bewusst tut, mit Rücksicht und „Ein“sicht in seinen Körper und seine Bedürfnisse, dann ist es sicher gesund. Nicht nur Nahrungsfasten, auch Handyfasten, Autofasten, Alkoholfasten, Fernsehfasten …
Unsere privilegierte, moderne, westliche Welt erlaubt es uns, Verzicht als etwas Gutes, Heilsames wahrzunehmen. Vielleicht sollten wir das öfter.

Achtung: Fasten, auch Intervallfasten, ist nicht uneingeschränkt oder gar nicht geeignet für Kinder im Wachstum, Untergewichtige, Diabetiker, Schwangere und Stillende, bzw. Menschen mit Vorerkrankungen! Bitte zuvor unbedingt einen Arzt konsultieren!