Star Trek: Picard | Stardust City Rag (1×05)

„Murder is not justice. There is no solace in revenge.“

Picard und seine Leute gehen in Stardust City undercover, um Maddox zu befreien. Spoiler!

You need a feather in your hat

Picard und seine Crew treffen auf Freecloud ein und finden heraus, dass Maddox in Stardust City von Bjayzl gefangengehalten wird. Da der Wissenschaftler an die Romulaner verkauft werden soll, treten sie als konkurrierende Interessenten auf, die Maddox gegen Seven of Nine eintauschen wollen. Doch Seven hat eigene Gründe, sich freiwillig für diesen Job zu melden: Sie hat mit B’Jaysel noch eine Rechnung zu begleichen.

Unerwartet unterhaltsam

Der Inhalt von „Stardust City Rag“ ist erstaunlich schnell umrissen, dennoch ist es die erste Folge, die sich wirklich vollgestopft anfühlt. Das allerdings funktioniert so gut, dass mir das Fehlen der Soji-Storyline erst auffiel, als ich es in einer anderen Review las. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Folge trotz Sevens Racheplot vergleichsweise leichtgewichtig und streckenweise einfach verdammt lustig ist. Und am Ende dann noch eine Bombe platzen lässt.

Seven: „After they brought you back from your time in the Collective, did you honestly feel that you regained your humanity?“
Picard: „Yes.“
Seven: „All of it?“
Picard: „No. But we’re both working on it, aren’t we?“
Seven: „Every damned day of my life.“

Vom Borg zum Ranger

Ich sollte vorausschicken, dass ich nie ein großer Fan von „Star Trek: Voyager“ war. Als Nachfolger von „Star Trek: Deep Space Nine“ war die Serie mit ihrer Friede-Freude-Eierkuchen-Mentalität für mich persönlich ein gewaltiger Rückschritt. Außerdem habe ich es den Produzenten nie ganz verziehen, dass sie die äußerst sympathische Kes gegen Sexbombe Seven of Nine ausgetauscht haben. Obwohl ich alle Folgen gesehen habe, kann ich mich an vieles aus der Ära jedenfalls nur noch sehr dunkel erinnern und musste deshalb unter anderem auch nachlesen, dass Icheb tatsächlich schon in „Star Trek: Voyager“ vorkam.

So gesehen war der Auftritt von Jeri Ryan für mich nie die große Sensation, als die sie schon im Vorfeld verkauft wurde. Nichtsdestotrotz gefällt mir die Richtung, die sie mit Seven einschlagen, denn es fühlt sich nach einer sehr organischen Entwicklung an. Ich war zumindest nicht überrascht, dass sie nicht mehr bei der Sternenflotte ist, sondern sich den Fenris Rangern angeschlossen hat. Nach allem, was wir zuletzt über den Zustand der Sternenflotte erfahren haben, erscheint es nur logisch, dass sie dorthin geht, wo sie noch etwas bewirken kann. Ich war eher überrascht, dass ausgerechnet Picard diese Entscheidung in Frage stellt.

Rollenspiel mit Waffen

Die Szenen in Stardust City sind dagegen in erster Linie als Comic Relief inszeniert und damit eine willkommene Abwechslung von den schwergewichtigen Themen der ersten Staffelhälfte. Ich könnte mich nicht mal festlegen, ob ich nun Picard mit Augenklappe und französischem Akzent besser fand oder Rios als Space-Pimp im grünen Anzug und orangefarbenen Federhut. Im Grunde waren beide fürchterlich schlecht in ihren Rollen, und es hätte wahrscheinlich nicht mal Seven gebraucht, die ihre Waffe zieht, um sie alle auffliegen zu lassen.

„I wish you knew what I know. I wish I didn’t know what I know.“

Lügen über Lügen

Maddox jedenfalls hat einen denkbar kurzen Auftritt, nachdem wir die letzten vier Folgen damit verbracht haben, ihn zu suchen. Picard kann leider auch nur einige bruchstückhafte Informationen aus ihm herausbekommen. Er erfährt, wo Soji ist, aber auch, warum Maddox sie ausgerechnet dorthin geschickt hat und Dahj auf die Erde: Beide sollen „die Wahrheit“ über das Verbot von Synths herausfinden. Er ist überzeugt, dass nicht nur die Romulaner darin verwickelt sind, sondern auch die Föderation.

Kaum jedoch ist Dr. Jurati mit Maddox allein, tötet sie ihn. Dieselbe Jurati, von der wir nur wenige Szenen zuvor erfahren haben, dass sie eine intime Beziehung mit Maddox hatte. Dieselbe Jurati, die zu Beginn der Folge noch nicht mal in der Lage zu sein schien, ein Werbehologramm zu boxen. Ihr wisst, ich habe geahnt, dass sie etwas verheimlicht, aber das ist noch um einiges größer. Was ist bei dem Gespräch mit Commodore Oh passiert? Was hat sie Jurati gesagt, das sie derart erschüttert hat, dass sie über Leichen geht? Oder wurde sie am Ende gar einer Gehirnwäsche unterzogen? Fakt ist, dass der Mord nicht lange unentdeckt bleiben wird, denn das medizinische Notfallprogramm war ja praktisch Augenzeuge. (Und schien tatsächlich schon vorher etwas zu ahnen, weil es ständig einen „psychiatrischen Notfall“ zu spüren glaubte.)

Schwierige Familienverhältnisse

Soji und Narek lassen wir diesmal allein und erfahren stattdessen ein wenig mehr über Raffi. Es stellt sich nämlich heraus, dass sie nach Freecloud wollte, um ihren Sohn Gabriel zu besuchen. Ihr Verhältnis ist gelinde gesagt schwierig, weil Raffi ihre Verschwörungstheorien offenkundig immer wichtiger waren als die Familie. Und jetzt, wo Gabriel eine eigene Familie gründet, scheint er noch weit weniger daran interessiert, sich mit seiner Mutter zu versöhnen. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich noch nicht weiß, ob ich diese Informationen unbedingt gebraucht hätte. Vorerst nehme ich das als Versuch, den Charakter runder zu machen, außerdem bleibt uns Raffi auf diese Weise als Teil der Crew erhalten.

Stardust City Notes

• Ich war etwas irritiert, dass die Folge eine Kindersicherung hatte. Das war wegen der Szene am Anfang, wo Bjayzl Icheb das Auge rausrupft, oder?
• Interessanterweise hatte man damals vor dem Start von „Star Trek: Das nächste Jahrhundert“ tatsächlich überlegt, Picard mit französischem Akzent sprechen zu lassen. Im Nachhinein bin ich froh, dass sie das gelassen haben.
• Als Rios nicht gleich einfällt, wie Seven heißt, nennt er sie zuerst 99 und dann 11. Die 99 soll angeblich eine Anspielung auf die Serie „Get smart“ aus den Sechzigern sein, und mit 11 ist natürlich die Heldin aus „Stranger Things“ gemeint.
• Die Frage nach der Mutter von Dahj und Soji wird in einem einzigen Satz beantwortet: „Her embedded Mom AI wouldn’t have activated her unless she was in grave danger.“

4 von 5 Bananen mit Augenklappe.

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