Star Trek: Picard | Broken Pieces (1×08)

„A neuron. That’s all you know about her. You built this whole giant fantasy of rescue and sacrifice and redemption out of one piss-ant little neuron.“

Sojis Anblick löst in Rios eine traumatische Erinnerung aus. Seven kommt Elnor im Borg-Kubus zu Hilfe. Spoiler!

Am I a person?

Nach Picards Rückkehr mit Soij auf die La Sirena erfährt er von Juratis Zustand. Raffi ist sich mittlerweile sicher, dass Jurati Maddox getötet hat, und wirft Picard vor, auch Soji blind zu vertrauen. Rios ist keine Hilfe, denn nach einem ersten Blick auf Soji schließt er sich in seinem Quartier ein. Er erkennt, dass er bereits einmal Kontakt zu einem Androiden wie Soji hatte – was damals dazu führte, dass sein Captain und Ersatzvater Vandermeer Selbstmord beging. Unterdessen trifft Seven im Borg-Kubus ein und steht Elnor bei.

Viele Antworten und neue Fragen

„Broken Pieces“ ist ein Charakterstück und entsprechend schwer zusammenzufassen. Obwohl ich nach dem ersten Schauen nicht ganz sicher war, wie ich die Folge bewerten soll, entwickelt sie doch unleugbar eine Sogwirkung. Man könnte allenfalls kritisieren, dass das Timing etwas seltsam ist, weil wir nach so vielen ruhigen Folgen nun einen gewaltigen Infodump erhalten, den man als Zuschauer erst einmal verdauen muss. Faszinierend aber ist, wie sehr Picard in dieser Folge in den Hintergrund tritt, während seine Präsenz jederzeit spürbar bleibt. Ein Kunststück, das wirklich nur wenigen Ensemble-Serien gelingt.

„They may be right about what happened two hundred thousand years ago. The past is written. But the future is left for us to write and we have powerful tools, Rios. Openness, optimism, and the spirit of curiosity. All they have is secrecy and fear. And fear is the Great Destroyer.“

Der Ursprung des Zhad Vash

Bleiben wir gleich beim Thema. Die Folge beginnt auf einem Planeten namens Aia (der „Welt der Trauer“), der offenbar künstlich zwischen acht (!) Sonnen platziert wurde. Wer dafür verantwortlich ist, ist derzeit genauso rätselhaft wie die Absicht hinter der „Mahnung“, die dort hinterlassen wurde. Sie scheint aber der Ursprung des Zhad Vash zu sein, deren einziges Ziel es ist, eine Wiederholung der Katastrophe wie die in der Mahnung gezeigte zu verhindern.

Viele Fragen bleiben indes offen. In dem, was sich die Zhad Vash (übrigens alles Frauen) ansehen, bevor sie mehrheitlich den Verstand verlieren, ist eindeutig auch Data zu sehen. Wie aber passt das damit zusammen, dass die Botschaft angeblich viele Jahrtausende alt ist? (Meine Vermutung ist, dass sich die Mahnung über die Zeit verändert hat und von den Ängsten derer, die sie angesehen haben, immer mehr aufgeladen wurde. Entweder das oder sie ist von vornherein Fake.)

Rios’ tragische Vergangenheit

Doch auch die Hintergrundgeschichte der Androiden scheint weiter zurückzureichen, als wir angesichts Sojis Alter von drei Jahren bislang angenommen haben. Irritierend ist, dass zu Beginn der Serie noch sehr viel Wert auf die Feststellung gelegt wurde, dass die Androiden immer in Paaren erschaffen werden (deshalb auch Dahjs und Sojis Kette). Die Existenz weiterer Androiden mit demselben Aussehen schließt das zwar nicht explizit aus, verwässert den Zwillings-Gedanken aber ein wenig.

Wir erfahren jedenfalls, dass Captain Rios vor gut zehn Jahren bei einem Erstkontakt mit den Androiden dabei war. Der Captain der USS Ibn Majid, Captain Vandermeer, erhielt offenbar den Auftrag, die Androiden zu töten, weshalb ihm Rios anschließend schwere Vorwürfe machte. Als er mitansehen musste, wie sich Vandermeer, in dem er immer einen Vater gesehen hat, vor seinen Augen erschoss, ist etwas in ihm zerbrochen. Und plötzlich ergibt es so viel mehr Sinn, dass Rios Teile seiner Persönlichkeit auf verschiedene Hologramme übertragen hat. Eine Art Schutzmechanismus, damit er selbst einfach in seiner Depression versinken konnte.

Seven: „Assimilate them? Invade their minds? Suppress their identities? Enslave them? Again?“
Elnor: „You can release them when we win.“
Seven: „They won’t want to be released. And I might not want to release them.“

Seven of Nine übernimmt den Kubus

Für die Action in dieser ansonsten wirklich sehr Charakter-getriebenden Folge sind Elnor und Seven of Nine zuständig. Seven kommt gerade noch rechtzeitig im Borg-Kubus an, um Elnor im Kampf gegen Narissas Handlanger beizustehen. Gemeinsam kehren sie in die Kammer der Königin zurück, um den Kubus zu übernehmen, was ihnen am Ende zwar gelingt, doch zu einem sehr hohen Preis: Seven verbindet sich mit den schlafenden Borg, um sie als Kämpfer einzusetzen, doch Narissa schießt sie einfach in den Weltraum hinaus.

Im Grunde reicht die Zeit gar nicht aus, um wirklich zu thematisieren, was hier vor sich geht. Dass Seven ein Mini-Kollektiv erschaffen muss, ist einerseits eine Erleichterung für sie, ein Nach-Hause-Kommen, andererseits aber auch wie der Rückfall eines Drogensüchtigen. Welche psychologischen Narben wird sie davon zurückbehalten? Plottechnisch natürlich wichtiger: Was machen sie nun mit dem Kubus? Werden sie ihn einsetzen, um Sojis Heimatwelt gegen die Romulaner zu verteidigen?

Broken Notes

• Die Jurati-Situation bleibt eine Schwäche der Serie. Ohs Blockade hat ja nur verhindert, dass sie darüber spricht, den Mord hat sie also letzten Endes aus freien Stücken begangen. Wieso reagieren alle darauf so vergleichsweise gelassen? (Und ernsthaft, wieso erzählt das MHN ihnen erst jetzt davon?!)
• Dass Elnor Seven um den Hals fällt, war so eine perfekte Reaktion. Noch einmal, wir dürfen nicht vergessen, dass er praktisch noch ein Kind ist.
• Picard, der entschlossen auf Rios’ Captain-Sessel Platz nimmt und dann kleinlaut zugibt, dass er keinen blassen Schimmer hat, wie man das Schiff bedient, dürfte eine meiner Lieblingsszenen der Serie sein.

4 von 5 holografischen Bananen.

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