Upload | Welcome to Upload (1×01)

„Das ist der erste Tag vom Rest Ihres Lebens nach dem Tod.“

Nach seinem unerwarteten Unfalltod wird Nathan ins idyllische Lakeview hochgeladen. Spoiler!

Es ist alles gut, willkommen bei Upload

Das Jahr 2033. Programmierer Nathan Brown führt ein komfortables Leben, steht allerdings unter der Fuchtel seiner Freundin Ingrid Kannerman. Als Nathan nach einem Unfall mit seinem selbstfahrenden Auto im Sterben liegt, überredet ihn Ingrid, seinen Geist in eine Art virtuelles Leben nach dem Tod hochladen zu lassen. Doch Lakeview ist nicht halb so toll, wie es die Werbung verspricht, und zu allem Überfluss kontrolliert Ingrid auch weiterhin alles, was Nathan tut.

Eine „Black Mirror“-Story humorvoll interpretiert

Auf den ersten Blick ist „Upload“ nichts als eine humoristische Weiterführung der beliebten „Black Mirror“-Folge „San Junipero“. Tatsächlich aber scheint die Serie noch weitaus mehr mit seinem Vorbild gemeinsam zu haben, denn hinter all dem Witz verbergen sich menschliche Abgründe, fast schon philosophische Fragen und nicht zuletzt jede Menge Kritik an unserem modernen Leben.

Der Anfang vom Ende der Menschlichkeit

Natürlich kann man nicht über „Upload“ sprechen, ohne zunächst auf die zugrundeliegende Idee einzugehen. In einer gar nicht so fernen Zukunft also ist es gelungen, den menschlichen Geist vollständig zu digitalisieren und auf diese Weise faktisch die Unsterblichkeit zu erreichen. Vorausgesetzt, die Daten gehen nicht verloren – ein Problem, das in der ersten Folge bereits angedeutet wird.

Was wie eine geniale Errungenschaft klingt, könnte langfristig allerdings den Beginn des Untergangs der Menschheit markieren. Denn wie viel ist das Leben noch wert, wenn wir immer wissen, dass es einen Backup-Plan gibt? Was hindert uns daran, wie Luke, der auf diese Weise seinem Leben im Rollstuhl entkommen ist, Selbstmord zu begehen, weil die virtuelle Existenz so viel erfüllender zu sein scheint?

Und wie viel Wert misst man dem Leben eines anderen Menschen noch bei? Es ist mehr als bezeichnend, dass eine Frau wie Ingrid ihr selbstfahrendes Auto so einstellt, dass es im Straßenverkehr Vorrang hat. Und auf Nathans Nachfrage ganz entsetzt reagiert: „Priorisierst du etwa Fußgänger?!“ Das ist ein ganz neues Niveau von Egoismus.

Digitaler Himmel, keine Hölle?

Ganz spannend finde ich die Frage der Religion. Es wird in dieser Folge angedeutet, dass es auch Menschen gibt, die den Upload ablehnen. Noras Vater begründet das eher pragmatisch: Seine Frau wurde nicht hochgeladen, was also soll er ohne sie in Lakeview? Doch auch Religionen haben immer eine Meinung zum Leben nach dem Tod. Heißt das, dass die Menschen in der Welt von „Upload“ mehrheitlich Atheisten sind? (Was häufig als Zeichen für eine hochentwickelte Zivilisation gilt, auch wenn das meiner Meinung nach zu kurz gegriffen ist.) Oder sind womöglich sogar neue Religionen entstanden, die den virtuellen Himmel in ihre Erzählung miteinbeziehen?

Ich esse, also bin ich

Und diese Feststellung, dass man daran glauben muss, dass es echt ist, weil man sonst den Verstand verliert? Das erinnerte mich sofort an einen Plot in „Westworld“, wo es ebenfalls darum ging, Menschen ewig leben zu lassen, indem man ihren Geist in einen Androiden transferiert. Doch im selben Moment, wenn ihnen bewusst wird, dass sie sich in einem künstlichen Körper befinden, drehen sie durch und sind nicht mehr zu retten.

Und das ergibt Sinn, denn gerade unsere körperlichen Bedürfnisse sind wichtiger Bestandteil des Menschseins. Es erklärt vor allem auch, warum Nathan diese störrische Haarsträhne so fertig macht, die – egal, was er tut – immer von seinem Kopf absteht. Für Nora ist es nur ein Gag, als sie sie beim Upload nicht wegretuschiert, doch für Nathan ist sie der allgegenwärtige Beweis, dass er eben nicht mehr lebt.

Einmaliger Kauf oder Abofalle?

Daneben zeigt sich recht schnell, dass auch das Leben nach dem Tod von Geld regiert wird. Das beginnt bei sogenannten In-App-Käufen, wenn man mal ein paar Pommes oder einen Kaffee will, und endet mit penetranten Kaugummi-Verkäufern in der Hotellobby. Klar, irgendwie muss sich so ein Unternehmen inklusive Angestellter für die Betreuung der Hochgeladenen ja auch rentieren. Interessant ist die Frage, wie viel es eigentlich kostet, sich digitalisieren zu lassen, aber dennoch.

Lakeview wird gewissermaßen als das Nonplusultra hingestellt, es muss also noch andere solcher „Orte“ geben. (Und wenn man die Bugs und Probleme bei der Bitrate dort sieht, will ich nicht wissen, wie die mutmaßlich günstigeren Optionen aussehen.) Aber kostet das nur einmalig etwas oder bezahlt man quasi Miete und kann unter Umständen auch rausfliegen, wenn man kein Geld mehr hat oder sich die Nachkommen weigern, weiter zu bezahlen? (Irgendwann muss doch sowieso die Kapazität ausgeschöpft sein, oder? Man kann doch nicht immer mehr und mehr Daten speichern, ohne dass es zu Verlusten kommt.)

Welcome to the Notes

• Ging es nur mir so oder ist diese Zukunft streckenweise extrem gruselig? Da scannt einen der Supermarkt und verkündet: „Sie leiden unter Eisenmangel, kaufen Sie Spinat.“
• Mal eben das Essen ausdrucken, das Jamie Oliver getwittert hat? Gut, wenn man Google oder Samsung hat. Blöd, wenn die Fettkartusche leer ist.

5 von 5 Bananen, die in den Datenstrom springen wollen.

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