Bananews | San Diego Comic Con 2020

Dieses Jahr ist vieles anders, doch ich bin froh, meiner Tradition treu bleiben zu können, im Juli über die San Diego Comic Con zu berichten. Nach der initialen Absage im Frühjahr hat sich die nun veranstaltete Comic Con@Home als zweischneidiges Schwert erwiesen. Denn während es definitiv ein Vorteil war, dass ich mir die Aufzeichnungen nicht selbst bei YouTube zusammensuchen musste, weil sie direkt und in bester Qualität von den Veranstaltern hochgeladen wurden, war es am Ende einfach nicht dasselbe.

Enttäuschend wenige Showrunner haben sich überhaupt dazu entschlossen, Panels zu machen, stattdessen lag der Fokus mehr als in den Jahren zuvor auf Comics. Die wenigen Serien-Panels, die produziert wurden, fanden natürlich nur virtuell statt, wodurch nicht nur ein Großteil der Interaktion unter den Schauspielern wegfiel, sondern eben auch die mit dem Publikum. Kurz, es fehlte die Improvisation und das Unmittelbare, durch die eine Veranstaltung wie die Comic Con erst Spaß macht. Nichtsdestotrotz habe ich mir einige der Panels angeschaut und für euch gesammelt.

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Star Trek Universe | Upload | Truth Seekers | Agents of S.H.I.E.L.D.| Bob’s Burgers | Honorable Mentions

Star Trek Universe

Zweifellos die meiste Aufmerksamkeit hat „Star Trek“ bekommen – um dieses Thema kam man bei dieser Comic Con praktisch nicht herum. Den Anfang machte dabei ein großes Panel, in dem es um alle aktuellen und kommenden Serien ging.

In dem Video kann man zuerst dem Cast von „Star Trek: Discovery“ bei einem virtuellen Tableread des ersten Akts des letzten Staffelfinales lauschen, danach gibt es eine kleine Fragerunde. Wenn man allerdings bedenkt, dass sie schon bei der letztjährigen Comic Con über die dritte Staffel gesprochen haben, ist der Informationsgehalt äußerst dürftig. Nicht mal einen ordentlichen Trailer können sie vorweisen, dabei starten die neuen Folgen nach aktuellem Stand am 15. Oktober (was kurz nach der Con bekanntgegeben wurde).

Am kurzweiligsten ist das kleine Intermezzo über die neue Animationsserie „Star Trek: Lower Decks“, auf die ich mich auch wegen des Trailers und des Clips irrsinnig freue. (Obwohl man dazusagen sollte, dass bisher noch mit keinem Wort erwähnt wurde, bei welchem Streamingdienst die Serie in Europa laufen wird.) Interessant zu wissen: Die Geschichte spielt in der TNG-Ära, nach „Nemesis“, aber noch vor „Star Trek: Picard“.

Womit wir dann auch zum letzten Drittel des Panels überleiten, wo der Cast von „Star Trek: Picard“ über die erste Staffel der Serie spricht. Erwartet keine neuen Informationen, vermutlich sind die Drehbücher für die zweite Staffel noch nicht mal geschrieben, hier wird mehr über die bisherigen Themen der Serie gesprochen. Und Marina Sirtis frotzelt fortwährend, wenn sie wieder einmal kollektiv Patrick Stewart loben, was definitiv das Amüsanteste an der ganzen Sache ist.

Der geneigte Fan konnte sich darüber hinaus auch noch ein Panel von „Star Trek“-Autorinnen zum Thema „Starfleet Ladies“ ansehen (hier) und ein sehr angeregtes Panel über Picard als „bookish character“ (hier). Besonders faszinierend fand ich persönlich das Panel „The Science of Star Trek”, in dem drei wissenschaftliche Berater, die das Franchise in verschiedenen Phasen bereits seit TNG begleiten, über ihre Arbeit sprechen. Da erfährt man dann beispielsweise, dass es meistens eher darum geht, die interne Logik zu erhalten anstatt echte Wissenschaft zu zeigen. Gleichzeitig hatte aber schon Gene Roddenberry den Anspruch, das Universum für die Zuschauer glaubhaft zu gestalten. Definitiv ein Highlight nicht nur für „Star Trek“-Fans und hier zu sehen.

Upload

Leider recht wenig Neues gab es beim Panel zur Amazon-Prime-Show „Upload“, was aber kaum überraschend ist, da die Serie noch sehr neu ist. Laut Showrunner Greg Daniels sind sie gerade dabei, die zweite Staffel zu schreiben, und offenbar werden einige der Themen vertieft, über die die Schauspieler unwissentlich in diesem Panel philosophieren. So geht es unter anderem um die Beziehungen zwischen Lebenden und Uploads, um Kontrolle durch Firmen, die mit dem virtuellen Himmel nur Profit machen wollen und um echtes vs. gedrucktes Essen. Was ich recht spannend finde: Daniels berichtet, dass er die Idee schon 2013 hatte (als die Technik noch ganz anders aussah) und nach und nach weiterentwickelt hat.

Truth Seekers

Es brauchte kaum mehr als die Erwähnung von Simon Pegg und Nick Frost, um mich von „Truth Seekers“ zu überzeugen. Inspiriert von „Akte X“ und „Arthur C. Clarke’s mysterious World“ will die Amazon-Prime-Show Horror mit Comedy verbinden und handelt von einem Breitband-Installateur, der sich nebenbei als eine Art Ghostbuster verdingt und seine paranormalen Erlebnisse auf YouTube teilt. Wesentlich mehr kann man aus dem Panel eigentlich nicht mitnehmen, aber es ist das wohl lustigste der gesamten Con, und das ist ein ziemlich gutes Zeichen, dass auch die Serie Spaß machen wird. Einen ersten Teaser gibt es hier, Start ist vermutlich im Herbst.

Agents of S.H.I.E.L.D.

Nachdem ich letztes Jahr noch dachte, dass es das nun endgültig war mit der Serie, hat sich das Panel „The Stories & Science of Agents of S.H.I.E.L.D.“ ganz unerwartet als echtes Highlight entpuppt. Der Ansatz ist, Autoren (und Schauspieler) mit echten Wissenschaftlern zusammenzubringen und über die verschiedenen Plots aus sieben Staffeln zu sprechen — von Mutanten über virtuelle Welten bis hin zu Zeitreisen. Und das ist tatsächlich ganz spannend, denn auch wenn sich die Konzepte oftmals der Story unterordnen müssen, gibt es hier und da Details, die nicht ganz so weit von der Realität entfernt sind. Definitiv ein Muss für alle, die sich für Sci-Fi und die wissenschaftlichen Grundlagen interessieren.

Bob’s Burgers

Zugegeben, „Bob’s Burgers“ sticht hier ein bisschen heraus, aber wenn man den Begriff überhaupt noch verwenden möchte, dann ist die Serie seit etwa einem Jahr mein Guilty Pleasure. Angesichts der kürzlich losgetretenen Debatte um Schauspieler, die nur Figuren spielen „dürfen“, die wie sie selbst sind (um es mal diplomatisch zu formulieren, denn zeigt mir bitte einen gelben Sprecher bei den „Simpsons“), fand ich es gut, dass sie das in ihrem Panel auch angesprochen haben. Denn bis auf Louise werden bei „Bob’s Burgers“ alle weiblichen Hauptrollen von Männern gesprochen, weshalb der Vorschlag kam, zum Ausgleich doch einfach ein paar männliche Figuren von Frauen sprechen zu lassen. Die 11. Staffel startet jedenfalls im September in den USA und enthält auch eine Pandemie-Folge über Madenwürmer, die allerdings noch vor Corona geschrieben wurde. Und der eigentlich für dieses Jahr angesetzte Kinofilm startet nun voraussichtlich im April 2021.

Honorable Mentions

Ganz interessant fand ich auch das Panel zu LGBTQ-Charakteren in Serien, das ihr euch hier ansehen könnt. Das ist ein heikles Thema, denn während die einen finden, dass das mittlerweile überhand nimmt, sind andere der Meinung, dass es noch lange nicht ausreicht. Ich betrachte das immer aus der Perspektive des Geschichtenerzählers: Filme, Serien und Bücher ermöglichen es, in Leben einzutauchen, die sich vom eigenen unterscheiden. Erfahrungen zu sammeln, zu lernen, neue Perspektiven kennenzulernen. Deshalb, ja, erzählt mehr Geschichten über queere Menschen, dann seid aber auch so fair, „unsichtbare“ Subkulturen wie z. B. Asexuelle, Aromantiker oder Polyamorie zu thematisieren.

Von der Idee her klingt auch die Amazon-Serie „Utopia“ ganz spannend, allerdings fand ich das Panel (hier) außergewöhnlich langatmig. Das Ganze ist ein Verschwörungsthriller, in dem wahre Ereignisse scheinbar (?) auf einer Graphic Novel basieren. Einen Teaser könnt ihr euch hier ansehen, allerdings scheint es sich bei der Serie auch um ein Remake einer britischen Show zu handeln, also sollte man sich vielleicht lieber dem Original zuwenden?

Am besten schaut ihr auch noch direkt auf dem offiziellen YouTube-Kanal der Comic Con vorbei. Angesichts der Fülle an Videos, die an diesem Wochenende dort hochgeladen wurden, findet ihr sicherlich noch sehr viel mehr, was speziell euch interessiert. (Und ja, ich habe selbst noch einiges auf der Liste, was ich bisher einfach nicht geschafft habe, mir anzusehen.)