Westworld | Genre (3×05)

„The right information at the right time can be deadlier than any weapon.“

Während Dolores und Caleb auf der Flucht sind, lässt sie allen Menschen die über sie gesammelten Daten zukommen. Spoiler!

I would rather live in chaos than a world controlled by you

Mithilfe von Liam Dempsey gelangt Dolores an Informationen über Serac. Zunächst aber müssen sie und Caleb ihren Verfolgern entkommen, und das, während Caleb unter dem Einfluss der Droge Genre steht. Connells macht in der Zwischenzeit sämtliche Daten, die das System über die Menschen gesammelt hat, ihren jeweiligen Besitzern zugänglich, woraufhin auf der ganzen Welt Chaos ausbricht.

Tolle Folge, falsche Serie?

„Genre“ ist eine verdammt gute Folge – doch von welcher Serie, das ist nicht so ganz klar. Sicher, „Westworld“ hat sich bereits im Verlauf der letzten Staffel von der Prämisse entfernt, mit der die Serie einst gestartet war. Dennoch hatte ich bislang immer noch das Gefühl, dass es zentral um die Befreiung der Hosts geht. „Genre“ aber handelt ausschließlich von der Befreiung der Menschheit, und das kommt irgendwie überraschend. Oder ist am Ende genau das die Aussage: Wir brauchen die Roboter, damit sie uns Menschen befreien?

„This is their god. This is how they see the future. How they make the future. In order to do that, they watch everyone. Tell them what to do, where to live, who to love. Keep them all in a loop.“

Wie berechenbar ist das Leben?

„Genre“ liefert uns in erster Linie endlich ein paar Hintergrundinformationen über Serac und Rehoboam. Nach der Zerstörung von Paris, die wir schon beim letzten Mal kurz gesehen haben, sind Serac und sein Bruder nach Amerika gegangen, wo sie einen Supercomputer namens Solomon entwickelt haben. An diesem Punkt kam auch Liam Dempseys Vater ins Spiel, der allerdings nur das Geld sah, das damit zu verdienen war, nicht die Macht, die eigentlich dahintersteckte.

Wann genau aus Solomon Rehoboam wurde, erfahren wir nicht, doch ich vermute, es geschah, als Serac seinen Bruder einsperrte und selbst die Kontrolle übernahm. Denn das ist das eigentlich Gruselige an Rehoboam: Das System kann die Zukunft berechnen, weil auch die meisten Menschen berechenbar sind. Die wenigen, die selbst der Computer nicht entschlüsseln kann, die immer eine Wild Card bleiben, werden verändert oder – wenn das nicht funktioniert – aus dem Verkehr gezogen. Es ist das Prinzip „Minority Report“ auf die Spitze getrieben, denn diese Leute müssen nicht einmal potenzielle Verbrecher sein. Vielleicht würden sie sogar etwas Gutes für die Welt tun, sie passen einfach nur nicht in die Gleichung.

Der freie Wille

Der Gedanke ist so faszinierend wie abstoßend. Vor allem resultiert daraus die Frage, ob Dolores den Menschen wirklich hilft, indem sie ihnen ihre Daten zukommen lässt. Versteht mich nicht falsch, selbstverständlich gehören einem Menschen seine Daten. Das Problem ist vielmehr, was das System aus den Rohdaten macht, die Schlüsse, die es daraus zieht. Möchte ich wirklich wissen, dass ich vielleicht in zehn Jahren Selbstmord begehe? Lässt sich das durch das Wissen vielleicht sogar verhindern? Was, wenn es den Prozess nur beschleunigt? Ändert es am Ende gar nichts?

Leben ist Chaos. Daran ändert auch ein Supercomputer wie Rehoboam nichts, und es ist schade, dass es sich „Westworld“ damit in gewisser Weise etwas einfach macht. Nicht unsere Daten sorgen dafür, dass wir uns in einer Loop bewegen wie die Hosts im Themenpark. Die meisten Menschen sind sehr glücklich damit, einem einmal gewählten Pfad zu folgen. Ein Loop ist nicht zwangsläufig ein Gefängnis, auch der eigene Lebensentwurf ist im Grunde nichts anderes.

„There are some things people shouldn’t know about themselves.“

Wer ist Caleb?

Im Augenblick sieht es jedenfalls so aus, als könnte auch Caleb so ein Störfall sein, der umkonditioniert wurde. Es ist fast traurig, dass „Westworld“ mittlerweile so vorhersehbar geworden ist, dass mir praktisch von Anfang an klar war, dass er eben kein Normalo ist, wie man uns allzu penetrant weismachen wollte. Andererseits, ich traue den Autoren durchaus zu, daraus noch eine spannende Geschichte zu machen. Zumal nun irgendwie auch klar ist, dass Dolores Cal nicht ganz zufällig rekrutiert hat. (Und erinnert ihr euch, wie seine demente Mutter meinte, er sei nicht ihr Sohn? Sie hatte recht!)

These violent Delights have violent Ends

• Dass Caleb den Großteil der Folge auf Droge erlebt, ist am Ende nicht mehr als ein nettes Gimmick. Es trägt kein bisschen zur Handlung bei.
• Interessant, die Dolores in Connells opfert sich, als sie ihre Funktion erfüllt hat. Ich wage die These, dass das bei Hale nicht so einfach sein wird.
• Nachdem er gesehen hat, wie sie drei tödliche Schüsse einfach so wegsteckt, weiß Caleb nun, dass Dolores kein gewöhnlicher Mensch ist. Seltsam, dass ihn das so wenig zu kümmern scheint.

4 ½ von 5 Bananen im gläsernen Käfig.

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