Upload | Freeyond (1×10)

„Ich erinnere mich, dass ich wohl ein ziemlicher Arsch war.“

Nathans Erinnerungen werden vollständig wiederhergestellt, doch was er da sieht, gefällt ihm gar nicht. Spoiler!

Alles, was die wollten, habe ich getan

Als Nathan nach dem Update aufwacht, erinnert er sich wieder an alles. Auch daran, dass nicht Jamie ihn übers Ohr gehauen hat, sondern dass er ihn verraten und den Code an Kannerman verkauft hat. Aus Scham lässt er Nora zunächst in dem Glauben, dass er sich nicht an ihre gemeinsame Zeit erinnert, und zieht dann ins Stockwerk der 2 Gigs um. Während einer Aussprache wird Nora in ihrer Wohnung von dem Unbekannten angegriffen, was Nathan nur verhindern kann, indem er sich in die Überwachungskameras hackt.

Fast nur noch ein Nachwort

Also, das war anders als erwartet! Mit nur 23 Minuten die meines Wissens kürzeste Folge der Staffel, fühlt sich „Freeyond“ eher wie ein Epilog an und wird den vielen Enthüllungen eigentlich gar nicht gerecht. Vor allem aber, und das finde ich ganz erstaunlich, ist aus dem humorvollen Blick auf eine ziemlich schräge Zukunft plötzlich ein melancholischer Thriller geworden. Und das macht definitiv Lust auf mehr.

Was bestimmt unsere Persönlichkeit?

Natürlich ist es sehr praktisch, dass das Update Nathans Erinnerungen wiederherstellt, aber keine der Nebenwirkungen eintritt, die Nora befürchtet hat. In Wirklichkeit macht das alles aber noch viel schlimmer und hinterfragt zugleich, wie sehr unsere Persönlichkeit von unseren Erinnerungen bestimmt wird. Der Nathan, den wir in Lakeview kennengelernt haben, ist zweifellos ein anderer als der, der für das schnelle Geld seinen Geschäftspartner hintergangen hat.

Vielleicht ist er daran gewachsen, sich selbst einmal in der Rolle des Opfers erlebt zu haben. Vielleicht ist es auch der Einfluss von Nora oder die Erkenntnis, dass nach dem Tod andere Dinge zählen. Doch Nathan hat sich verändert – und daran rütteln auch seine früheren Taten nicht. Er verschleudert, ohne auch nur einen Moment darüber nachzudenken, sein gesamtes Monatsbudget, um Nora zu retten. Und zwar nicht, weil er sich im Gegenzug etwas davon verspricht, sondern weil sie ihm am Herzen liegt.

Viele Fragen bleiben ungeklärt

Tatsächlich aber wurde nur ein Teil des großen Mysteriums dieser Staffel aufgeklärt und lässt uns mit einem Cliffhanger zurück. Gut, wir wissen jetzt, dass Nathan der Arsch war, der sein eigenes Business zerstört hat. Aber welchen Grund hatte Kannerman, seinen Schwiegersohn in spe zu töten? Er hatte ja anscheinend bekommen, was er wollte, und nach der Hochzeit mit Ingrid wäre es sowieso Familiensache gewesen.

Der aktuelle Stand ist, dass Kannerman nicht weiß, dass sich Nathan wieder an alles erinnert und deshalb auch Nora Bescheid weiß. Dennoch scheint er es nun darauf abgesehen zu haben, auch Nora aus dem Weg zu räumen. Und dass sie sich nun auf dem Weg zu den sogenannten „Technikfeinden“ befindet, halte ich übrigens in Bezug auf Staffel 2 fast für die spannendste Aussicht.

Virtuell wiedervereint – für immer

Und dann ist da natürlich noch Ingrid, die ganz zum Schluss bei Nathan auftaucht und ihm sagt, dass sie sich für ihn hat hochladen lassen. Heißt das, sie hat Selbstmord begangen? Oh Mann, so einen Hammer bringen die in der letzten Minute, ich kann’s nicht fassen! Vielleicht erinnert ihr euch, ich hatte schon in Bezug auf Luke gefragt, wie man angesichts dieser Technologie verhindert, dass sich die Leute scharenweise selbst umbringen, nur um ein besseres „Leben“ in der virtuellen Welt zu führen. Ich bin so gespannt, wie sie das noch thematisieren werden! (Abgesehen davon gibt es für Nathan von Ingrid jetzt kein Entkommen mehr, oje.)

Ein Kleinod mit unerwartetem Tiefgang

Rückblickend möchte ich festhalten, dass ich zu Beginn der Serie keinen Plan hatte, wo das alles hinführen würde. Eigentlich bin ich sogar nur darauf gestoßen, weil mich zuerst ein Kollege fragte, ob ich sie schon gesehen hätte, und sie mir dann auch noch von einer Freundin wärmstens empfohlen wurde. Anders als üblich, habe ich mir nicht mal den Trailer angeschaut, sondern bin direkt eingestiegen.

„Upload“ widersetzt sich hartnäckig jeder Genre-Zuordnung. Am ehesten erinnert mich das Ganze noch immer an „Black Mirror“, weil ähnliche Themen angesprochen werden. Doch statt vom Schlimmsten auszugehen, wird die Zukunft hier mit einem Augenzwinkern geschildert. Dass die dunklen Seiten dabei trotzdem immer wieder durchschimmern, ist der große Pluspunkt, der mich am Ende überzeugt hat. Da gibt es zwar noch einiges, was ich näher beleuchtet haben will, aber dafür haben wir dann ja die zweite Staffel.

Noteyond

• Ich weiß, ist albern, aber ich musste so lachen, als der Unbekannte in Noras Wohnung zuerst zu einem Schneebesen greift, bevor er das Messer nimmt.
• Sogar durch angestrengtes Nachdenken verbraucht man in Lakeview Datenvolumen. Am besten war allerdings, als Nathan durch den Schock über Ingrids Auftauchen sofort die 1 GB aufbraucht, die sie ihm gerade geschenkt hat.

4 von 5 Bananen, die ihren Traum verkauft haben.

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