Im Schnelldurchlauf | Serien im Dezember

„Dieser Zirkel braucht keine neue Oberste. Er braucht einen neuen Teppich.“
(„American Horror Story“)

Es mag auf den ersten Blick viel sein, was ich diesen Monat (der noch nicht mal zu Ende ist) geschaut habe, aber dieser Tage kann man ja alles auf den Lockdown schieben. Auf jeden Fall erwartet euch in meinem Schnelldurchlauf diesmal eine bunte Mischung, von Drama über Horror bis Fantasy ist alles vertreten. Spoiler!

The Crown (Staffel 4)

Um ihn von seiner Obsession mit Camilla abzulenken, bedrängt die königliche Familie Charles, die junge Diana Spencer zu heiraten. Was für die Öffentlichkeit wie eine Traumehe wirkt, entwickelt sich hinter den Kulissen jedoch zum unerbittlichen Krieg. Auch die Königin hat so ihre Sorgen, denn mit Margaret Thatcher wird die erste Frau Premierminister Englands und schlägt einen Kurs ein, der in der Bevölkerung für Unmut sorgt. Als an die Presse durchsickert, dass die Königin und Thatcher einander angeblich hassen, kommt es fast zum Eklat.

Im Zentrum der vierten Staffel von „The Crown“ steht ohne Zweifel die Hochzeit und Ehe von Charles und Diana. Und das ist im Grunde auch das, was sie für mich streckenweise sehr uninteressant gemacht hat, denn anders als die Geschehnisse vorheriger Staffeln hat man das alles in irgendeiner Form schon mal gesehen oder gehört. Viel spannender fand ich das komplizierte Verhältnis zwischen Elizabeth und Thatcher, die aus völlig unterschiedlichen Welten kommen. Insgesamt ist die Staffel eindeutig zu stark gerafft (1977-1990), ein kürzerer Zeitraum hätte ihr sicherlich gut getan.

3 ½ von 5 Bananen mit Fönfrisur.

The Shannara Chronicles (Staffel 2)

Nachdem die Welt vor den Dämonen gerettet wurde, kehrt nur scheinbar Ruhe ein. Bandon wendet sich gegen seinen Mentor, den Druiden Allanon, und lässt den Hexenmeister wiederauferstehen. Wil, der inzwischen eine Ausbildung als Heiler begonnen hat, holen die Ereignisse bald ein, denn nur er kann das Schwer von Shannara führen, das den Hexenmeister besiegen soll. Gefahr droht jedoch auch durch die sogenannten Bluträcher, die die Welt von jeglicher Magie befreien wollen – notfalls mit brutaler Gewalt.

Hatte die erste Staffel der „Shannara Chronicles“ noch einen gewissen märchenhaften Reiz, ist die Fortsetzung eigentlich nur noch ein zusammenhangloses Sammelsurium von Fantasy-Themen. Die Helden laufen von einem Schauplatz zum nächsten und wieder zurück, ohne dass für den Zuschauer jemals erkennbar ist, ob sie dabei einem Plan folgen. Zu viele Nebenplots machen es zudem schier unmöglich, die Geschichte in einem angenehmen Tempo zu erzählen. Schade drum, denn das Potenzial ist spürbar vorhanden, auch beim leider niemals mehr aufgelösten Cliffhanger am Ende.

2 ½ von 5 Bananen mit Bestimmung.

Leverage (Staffel 1)

Der ehemalige Versicherungsermittler Nathan Ford hat nach dem Tod des Sohnes seinem alten Leben den Rücken gekehrt. Als ihn ein Freund darum bittet, angeblich gestohlene Baupläne zurückzustehlen, tut sich Nate mit einem Hacker, einer Diebin, einem Schläger und einer Trickbetrügerin zusammen, um den perfekten Coup zu planen. Aus dem einmaligen Einsatz des ungleichen Teams wird bald ein einträgliches Geschäftsmodell, doch Nates Verlust verfolgt ihn und treibt ihn immer tiefer in die Alkoholsucht.

Ich gebe zu, ich habe einen etwas verklärten Blick auf diese Serie, nachdem ich sie irgendwann ab der zweiten Staffel jeweils bei Erstausstrahlung im Fernsehen verfolgt habe. Die ausgeklügelten Heists à la „Oceans 11“ ziehen einen rein, die persönlichen Geschichten der Figuren lassen einen bleiben. Die Mischung aus modernem Robin Hood ist mit viel Humor erzählt, und wer nicht sofort in das verkappte Paar Nate und Sophie investiert ist, hat vermutlich einfach kein Herz.

4 von 5 gestohlenen Bananen.

„This is like that scene in The Matrix. Now, you could take the fucking red pill, right? Spend the rest of your life jacking off, crying into your chai tea green latte, what the fuck. Or … you could take the blue pill. Or is it the red pill? Anyway, take the other pill and quit being a cunt. “
(„The Boys“)

The Boys (Staffel 1)

Hughie Campbell gehört zu den größten Fans von Superheld A-Train. Bis zu dem Tag, als der einfach durch seine Freundin Robin hindurch rennt und sie tötet. Vought, der Konzern, der Amerikas Superhelden gewinnbringend vermarktet, versucht die Sache herunterzuspielen und bietet ihm Schweigegeld an. Da lernt Hughie Billy Butcher kennen, der seit dem mysteriösen Verschwinden seiner Frau noch eine Rechnung mit Superheld Homelander offen hat. Butcher trommelt die alte Truppe wieder zusammen, um den „Supes“ ein für allemal das Handwerk zu legen.

„The Boys“ ist eine dieser Serien, die lange unter meinem Radar flog, bis sie mir von insgesamt drei Leuten empfohlen wurde. Wer hier nun den üblichen Superhelden-Schmus erwartet, wird überrascht sein, denn die Serie macht eines sofort deutlich: Ob Supe oder Normalo – alle Menschen sind Arschlöcher. Homelander und der Rest seiner „Sieben“ sind gewissenlos und machtgeil, doch Butcher und seine Jungs sind im Grunde nicht viel besser, sie haben nur andere Motive. Das alles ist mit einem herrlich morbiden Humor und unerwarteten Splatter-Einlagen erzählt, dass es eine helle Freude ist.

5 von 5 Bananen mit Mutterkomplex.

American Horror Story (Staffel 3)

Die junge Zoe wird nach dem tragischen Tod ihres Freundes zu einem Hexenzirkel in New Orleans geschickt. Dort soll sie zusammen mit anderen Mädchen lernen, ihre Kräfte zu kontrollieren. Wirklich ernst nimmt die Ausbildung aber niemand, vielmehr giften sich die Schülerinnen gegenseitig an und schrecken nicht einmal vor Mord zurück, um die eigene Position zu stärken. Kein Wunder bei diesem Vorbild: Die Oberste Fiona, die nach langer Abwesenheit plötzlich wieder hereinschneit, will jede ihrer potenziellen Nachfolgerinnen vorsorglich töten.

Die dritte Staffel von „American Horror Story“ empfand ich persönlich überhaupt nicht als Horror. Womöglich ist das aber auch der Grund, warum ich „Coven“ sogar als die bisher beste Staffel bezeichnen würde. Sie erzählt eine Geschichte über starke Frauen, die an Herausforderungen wachsen, die für Macht alles tun würden, die mitbestimmen wollen, wie die Welt sie sieht. Nicht eine von ihnen lässt sich dabei eindeutig als gut oder böse bezeichnen, denn sie alle tun grausame Dinge – zuweilen auch mit guten Absichten. Hinzu kommt ein wunderbar lakonischer Humor, der einfach Spaß macht.

4 ½ von 5 wiederauferweckten Bananen.

Anne with an E (Staffel 1)

Die Waise Anne Shirley wird nach Green Gables zu den Geschwistern Matthew und Marilla Cuthbert geschickt. Da die eigentlich einen Jungen adoptieren wollten, der auf dem Hof hilft, soll Anne zunächst zurückgeschickt werden, wächst ihnen dann aber doch schnell ans Herz. Für Anne beginnt damit ein neuer Lebensabschnitt, in dem sie hartnäckigen Vorurteilen begegnet und in so manches Fettnäpfchen tritt.

„Anne with an E“ ist eine klassische Wohlfühlserie, deren einzelne Folgen im Grunde nach einem sehr einfachen Muster funktionieren: Anne macht unwissentlich einen Fehler und bringt jemanden gegen sich auf. Dank ihrer Lebenserfahrung, ihrem umfangreichen Buchwissen und ihrer entwaffnenden Art löst sie das Problem am Ende. Dass die Geschichte dennoch so viel Freude macht, liegt an den liebenswerten Charakteren und dem wunderbar altmodischen Setting. Einzig das snobistische Gebaren von Annes Klassenkameradinnen ging mir zeitweise auf den Keks.

4 von 5 Bananen, die gern Prinzessin wären.