Star Trek: Discovery | Sanctuary (3×08)

„My ancestors knew that power is virtue and that there is no nobility in suffering. You do what it takes to get what you need or you don’t.“

Die Discovery wird in einen Konflikt zwischen Books Heimatwelt und der Smaragdkette hineingezogen. Spoiler!

That‘s weird … scientifically speaking

Books Heimatplanet Kwejian droht eine Hungersnot, nachdem die Smaragdkette die Situation der Bewohner schamlos ausgenutzt hat. Die Discovery soll sich auf Befehl von Admiral Vance vor Ort ein Bild von der Lage machen, doch als Osyraa, die Anführerin der Smaragdkette, auftaucht, steht Saru vor einer schwierigen Entscheidung. Denn da er den aus dem Bergwerk befreiten Andorianer Ryn nicht ausliefern will, beschießt Osyraa großflächig den Planeten. Unterdessen finden sie auch die Quelle des Brands, die offenbar im Verubin-Nebel liegt, von wo aus ein Föderationsraumschiff ein Notsignal sendet.

Ein enttäuschend schwacher Bösewicht

So sehr ich es begrüße, dass sich „Star Trek: Discovery“ um ein serielleres Format bemüht als in der Vergangenheit, wäre es schön, wenn die erzählten Geschichten dann auch ein bisschen mehr Substanz hätten. Die Idee, dass das Orion-Syndikat die Notlage eines Planeten ausnutzt und damit alles nur noch schlimmer macht, ist ein interessanter Ansatz. Doch Osyraa fehlt leider jegliche Ausstrahlung, so dass ich ihr den Superschurken einfach nicht abnahm. Abgesehen davon geht in der Folge einfach viel zu viel vor sich, so dass sie am Ende nur wie Stückwerk wirkt.

Ryn: „You know, all I ever heard about when I was little was how deceitful the Federation was, how they’d turn on you. I mean, you want to scare an Andorian child, tell them they’re going to Federation summer camp.“
Tilly: „That’s not a thing.“

Die interessantesten Fragen bleiben unbeantwortet

Im Grunde lässt sich zur Haupthandlung auch gar nicht viel sagen, da sie ziemlich geradlinig erzählt ist. Book kehrt auf seinen Heimatplaneten zurück und trifft dort seinen Bruder Kyheem, den er jahrelang nicht gesehen hat. Viel mehr erfahren wir eigentlich auch nicht. Die Story, wie Book zu einem selbst gewählten (nicht leiblichen) Bruder gekommen ist, bleibt leider ebenso im Dunkel wie die Geschichte hinter Books Namen. Stattdessen bekommen wir die x-te Variation zweier Brüder, die ein Streit entzweit hat.

Aber gut, die Föderation möchte helfen. Wie genau, wird allerdings nie ganz klar. Vorher taucht sowieso Osyraa auf und beschießt den Planeten. Tillys Einfall, Detmer in Books Schiff loszuschicken, damit sie den Gegner ausschaltet, ohne dass die Sternenflotte offiziell daran beteiligt ist, war ein raffinierter Einfall. (Auch deshalb, weil damit Detmers Storyline um ihr Trauma konsequent weitererzählt wird.) Dennoch wirkt das Ende leicht gehetzt, wenn Book und Kyheem die Umweltkatastrophe dann innerhalb von Sekunden abwenden.

Spiel mir das Lied vom Notruf

Das Wichtigste, was wir aus der Haupthandlung mitnehmen, ist, dass der Smaragdkette das Dilithium ausgeht. Wenn man bedenkt, dass praktisch deren ganze Macht darauf gründet, ist das eine entscheidende Information. Kein Wunder, dass Osyraa so verzweifelt hinter Ryn her ist, der das offenbar als einer von wenigen Eingeweihten weiß. Zugegeben, wenn es schließlich wirklich nur aufgrund von Logistiken zu einem Machtwechsel kommt, wäre das ein bisschen antiklimatisch. Aber zumindest ist die Sternenflotte nun vielleicht endlich wieder im Vorteil und kann ihren Einfluss ausbauen.

Wobei da natürlich noch immer das Rätsel um den „Brand“ ist. Wie ich schon in „Die trying“ vermutet habe, hängt die Melodie, die jeder kennt, irgendwie damit zusammen. Betonung auf irgendwie. Das Technobabbel ist an mir vorbeigegangen, offenbar wird aus dem Verubin-Nebel, wo der „Brand“ seinen Ursprung hat, ein Notsignal der Föderation gesendet, das durch kosmische Verzerrungen (?) zu einem Lied wurde. Ganz ehrlich, im Augenblick klingt das reichlich absurd, und ich hoffe, sie machen da noch irgendwas Sinnvolles draus.

Georgiou: „You don’t scare me, human.“
Culber: „I don’t need to. You’re already terrified.“

Das Rätsel um Georgious Zustand

Georgiou geht es derweil zunehmend schlechter, was sie immerhin genug beunruhigt, dass sie schließlich doch einen Arzt um Rat fragt. Ich gebe zu, die Wortgefechte zwischen ihr und Culber sind das reinste Vergnügen, denn an ihm beißt sie sich mit ihren Drohungen die Zähne aus. Dennoch kann ich einfach keinen Reiz in diesem Plot entdecken, weil man uns zwar jede Menge Symptome zeigt, aber keine Anhaltspunkte gibt, was vor sich gehen könnte.

Was sind das für Verformungen, die bei der Untersuchung passieren? Georgiou sah da für einen Moment gar nicht mehr wie ein realer Mensch aus, sondern eher wie ein Hologramm. Es gab ja schon Gerüchte, dass sie von Kovich, dem Mann mit Brille, ausgetauscht wurde. Oder ihr Körper reagiert irgendwie darauf, dass sich dieses Universum von ihrer Dimension entfernt hat. Oder Control hat irgendwie in ihr überlebt. Ihr seht, es gibt haufenweise Möglichkeiten, von denen wir bislang keine aussortieren können, weil schlicht die Hinweise fehlen.

Die deutsche Synchronisation vor neuen Herausforderungen

Zu guter Letzt möchte ich noch einmal auf Adira eingehen. Genauer gesagt auf das Thema Pronomen, weil das hier zwar in einer sehr kleinen Szene abgehandelt wird, aber dennoch eine große Sache ist. Als jemand, der sich noch nie ernsthaft damit beschäftigt hat, möchte ich mich im Wesentlichen der Meinung vieler anderer Reviewer anschließen. Es ist gut gelöst worden, indem es zwar thematisiert, aber nicht dramatisiert wurde. Stamets erkennt Adiras Wunsch an und kommt ihm nach, fertig.

Die Probleme, die ich damit habe, sind also nicht erzählerisch bedingt, sondern haben tatsächlich ausschließlich mit der Synchronisation zu tun. Ich bin jetzt nicht in die Tiefe gegangen, sondern habe nur mal ein bisschen oberflächlich recherchiert. Doch mein Eindruck ist, dass es im Deutschen keine offizielle, oder sagen wir besser anerkannte Übersetzung für „them“ und „they“ gibt. Natürlich gibt es die wörtliche Übersetzung „sie“ und „ihnen“, aber „sie“ klingt ja, wenn man den Hintergrund nicht kennt, immer noch weiblich – also genau das, was nicht-binäre Menschen nicht möchten.

„Star Trek: Discovery“ löst das, indem es die englischen Pronomen „they“ und „them“ stehen lässt, dann aber wild deutsche Pronomen wie „deren“ dazwischen mischt. Und das klingt nicht nur absolut bizarr, sondern ist auch ein solches Durcheinander, dass mir das Autorenherz blutet. Wie gesagt, es gibt offenbar keine Lösung dafür, und ich maße mir gewiss keine an. Letzten Endes können auch die für die Synchronisation zuständigen Leute nichts dafür, die anders als noch vor ein paar Jahren eben keine Monate mehr zur Verfügung haben, um das Drehbuch ordentlich zu übersetzen. Aber es ist schade, wenn dadurch dann so was rauskommt, was bei der Akzeptanz nicht-binärer Pronomen vielleicht nicht unbedingt hilft.

Sanctuary for Notes

• Sarus Suche nach seinem persönlichen Captains-Spruch war lieb gemeint, kommt aber extrem albern rüber. In meiner Vorstellung war das immer etwas, was einfach mit der Zeit kommt und nicht bewusst ausgewählt wird. Außerdem sollte man meinen, dass ein Captain wichtigere Dinge im Kopf hat.
• Angesichts des Dilithium-Dilemmas frage ich mich schon seit einer Weile, was eigentlich aus Xahea geworden ist. Ihr erinnert euch noch an Königin Po? Hatte die nicht irgendwas entwickelt, um Dilithium-Kristalle zu züchten?

3 von 5 sich häutenden Bananen.

Vorherige Folge
Nächste Folge
Zurück zur Staffelübersicht