Star Trek: Discovery | This is a Tide (3×12)

„You’re a chain of planets. We are a federation of mercantile exchanges. We need to focus on doing what is for the good of our people. At the end of the day, they are what this is all about.“

Mit einer List gelangt Osyraa zum Hauptquartier der Föderation. Angeblich, um einen Waffenstillstand zu verhandeln. Spoiler!

The past is the only light with which we can see the future

Osyraa nutzt die Discovery als Trojanisches Pferd, um zum Hauptquartier der Föderation zu gelangen. Dann aber zeigt sie sich überraschend verhandlungsbereit und schlägt Vance eine Zusammenarbeit zwischen Föderation und Smaragdkette vor. Derweil schlägt sich Michael, die kurz vorher noch mit Book an Bord gekommen ist, zum Maschinenraum durch, um Stamets in Sicherheit zu bringen und damit den Sporen-Antrieb nutzlos zu machen. Auch der Brückencrew gelingt es unter Führung von Tilly, sich zu befreien.

„Star Trek“ in Reinform

Wollen wir einmal großmütig darüber hinwegsehen, dass Michael erneut zur großen Action-Heldin stilisiert wird, die quasi im Alleingang den Tag rettet, ist „This is a Tide“ eine ziemlich perfekte Folge. Nicht wegen, sondern trotz Michael, denn die wirklich spannenden Parts sind die Verhandlungen zwischen Vance und Osyraa sowie die routiniert zusammenarbeitende Brückencrew. Auch wenn so manch einer einwenden wird, dass das prototypisch „Star Trek“ ist, ist es eben auch das, was immer noch am besten funktioniert.

Osyraa: „Apples are a thing of beauty. You want to talk about oppression, you should start in your own mess hall.“
Vance: „It’s made of our shit, you know. That’s the base material that we use in our replicators. We deconstruct it to the atomic level and then reform the atoms. It’s pretty good for shit.“

Diplomatie ist Hoffnung auf Raten

Diplomatie ist seit jeher die Kernidee von „Star Trek“. Selbst dann, wenn die Lage aussichtslos schien, haben Sternenflottenoffiziere der letzten fünfzig Jahre immer versucht, eine friedliche Lösung zu finden. Auch Admiral Vance klammert sich an die Hoffnung, den Konflikt ohne Gewalt zu beenden, aber er ist kein Dummkopf. Und das ist etwas, womit ich tatsächlich nicht gerechnet habe, nachdem wir von ihm bislang vergleichsweise wenig gesehen hatten.

Vance sieht das Potenzial einer Vereinigung von Föderation und Smaragdkette, denn allein hat keine der beiden Institutionen auf Dauer die Ressourcen, so weiterzumachen wie bisher. Aber dass Osyraa ein Schiff entführt, um an den Verhandlungstisch zu kommen, wirft einen dunklen Schatten auf das Vorhaben. Zwar scheint es, dass ihre Absichten aufrichtig sind, doch was ließ sie glauben, dass sie nicht einfach um ein Treffen bitten kann? Wieso kommt sie mit einer Drohgebärde, von der sie wissen muss, dass sie die Sache erschwert?

Sie müssen schmerzhafte Prioritäten setzen

Dass mehr dahinterstecken muss, zeigt auch die Tatsache, dass Osyraa parallel dazu ihren besten Wissenschaftler darauf ansetzt, den Sporen-Antrieb zu entschlüsseln. Ginge es ihr wirklich um Offenheit, hätte sie damit schließlich auch warten können, bis der Vertrag unter Dach und Fach ist und die Föderation ihr Wissen freiwillig mit ihnen teilt. Es ist interessant, dass diese Widersprüchlichkeit ganz offen angesprochen wird, als Aurellio Stamets erzählt, was Osyraa für ihn und seine Familie getan hat. Stamets kontert, dass das nur eine Seite der Geschichte ist, die nicht ausschließt, dass es noch andere Seiten gibt.

Übrigens schmerzt es, das zugeben zu müssen, aber als Michael Stamets gegen dessen Willen vom Schiff schafft, tut sie das einzig Richtige. Natürlich sind die im Verubin-Nebel verbliebenen Crewmitglieder wichtig, aber der Smaragdkette den Sporen-Antrieb zu überlassen, würde die Lage nur unübersichtlich machen und ihre Rettung in noch weitere Ferne rücken. Dennoch sei an dieser Stelle eine Lanze für Stamets gebrochen, der hier von einer Ecke in die andere geschubst wird und alles Recht der Welt hat, sich darüber zu beklagen.

Tilly: „I have the con.“
Zareh: „Oh, you have the con. Well, I must say, I’m impressed. You’ve done a bang-up job. It took us all of twelve minutes to capture your ship and crew. I’m sure under lesser leadership, it would’ve been ten.“

Eine Gemeinschaftsleistung

Über Michaels weitere Heldentaten hinwegsehend, möchte ich zum Schluss noch ein paar Worte zur Brückencrew verlieren. Es ist im Grunde ja ein Problem der ersten Stunde, dass die Autoren oft nicht zu wissen scheinen, was sie mit all den Figuren machen sollen. Die zweite Staffel hat in der Hinsicht eine gewisser Verbesserung gebracht, doch eigentlich wissen wir noch immer erschreckend wenig über diese Leute.

„This is a Tide“ ändert daran nicht wesentlich etwas, aber die Szenen, in denen sie präzise wie ein Uhrwerk zusammenarbeiten, um ihre Bewacher zu überwältigen, bilden einen schönen Kontrast zur einsam durch die Jefferies-Röhren robbende Michael. Und es wäre einfach nett, wenn wir so etwas häufiger zu sehen bekämen, denn „Star Trek“ lebt nun einmal von der Crew und ihrem Miteinander.

This are Notes

• Auch diese Folge wurde noch einmal umbenannt. Sie hieß bis kurz vor Ausstrahlung noch „The Good of the People“, was tatsächlich ein interessanter Titel gewesen wäre – vor allem im Hinblick auf Osyraa.
• Wenn ich mich selbst zitieren dürfte: „Und wenn ihr mich fragt, war es ein riesengroßer Fehler, ihn gehen zu lassen. Parasitäres Eis hin oder her, der überlebt sicher und wird ihnen wahrscheinlich im entscheidenden Moment in den Arsch beißen.“
• Dass wir diesmal gar nichts vom Außenteam im Nebel sehen, hat mich ein bisschen nervös gemacht. Ich hatte irgendwie das Gefühl, die Luft anhalten zu müssen.
• Michael schickt eine Nachricht an ihre Mutter und verabschiedet sich. Was meint ihr, wie stehen die Chancen, dass nächste Woche die Vulkanier und Romulaner geschlossen zu Hilfe eilen?
• Ach, und die nüchterne Aussage mit der Scheiße als Basis für die Replikatoren war überhaupt der allerbeste Moment. Können wir Vance bitte behalten?

4 ½ von 5 Bananen aus Scheiße.

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