ZSSD/Interim | Südkoreanische Serien – Teil 3: Moderner Alltag

Südkoreanische Serien aus dem Slice-of-Life-Genre – Meine Top 5 (Stand Januar 2021)

In Zeiten mangelnden Spieleangebots weiche ich in meiner Freizeit gerne auf Serien aus – auch wenn ich Jes‘ Pensum dabei nicht ganz schaffe. Doch im letzten Jahr haben sich ca. 50 Serien angesammelt, die ich alle irgendwie besonders und toll finde. Es war schwer, sich auf nur fünf Favoriten festzulegen, daher habe ich die jeweils fünf Besten aus drei Kategorien zusammengestellt.
Nach Teil 1, Serien mit Fantasybezug, und Teil 2, historisierende Serien, folgt heute meine Top 5 der Serien, die im modernen Alltag Südkoreas spielen.

Hier ist Teil 3: Meine fünf liebsten südkoreanischen Slice-of-Life-Serien. Alle Titel sind nur im koreanischen Original mit Untertiteln verfügbar.(Milde Spoilerwarnung)

Platz 1: My Bittersweet Life

Meine allererste südkoreanische Serie, lange bevor ich sie online zu streamen begann. Ich weiß nicht mal mehr, wann genau das war (die Serie selbst ist von 2011, und so viel später war es nicht), aber damals empfing ich noch den koreanischen Sender KBS im Fernsehen. My Bittersweet Life war die erste südkoreanische Serie, die ich regelmäßig geguckt habe, und ich fand es damals schon toll. Auch wenn die Geschichte per se nichts Außergewöhnliches ist (hart arbeitendes, ehrliches Mädchen trifft auf verwöhnten, reichen Firmenspross), hat sie deshalb immer einen besonderen Platz in meinem Herzen. Allein das Gefühl, unbedingt das nächste Mal einschalten zu müssen, weil die Serie einen mit einem fiesen Cliffhanger zurückgelassen hat, ist etwas, was man in Zeiten des Bingewatchings fast gar nicht mehr kennt.

Platz 2: Crash Landing On You

Se-ri ist auf der Höhe ihres Erfolges: Reich, erfolgreich und soeben zum Unmut ihrer Geschwister zur Alleinerbin des väterlichen Großkonzerns erkoren. Für eine Werbeaktion wagt sie eine Runde Paragliding – doch was als kurze Runde geplant war, gerät durch einen plötzlich auftretenden Sturm zur gefährlichen Wendung: Se-ri wird über die Grenze nach Nordkorea geweht und stürzt dort ab. Genau vor die Füße des Grenzsoldaten Jeong-hyeok, der sie eigentlich festnehmen und den nordkoreanischen Behörden melden sollte. Was er natürlich nicht tut, stattdessen versteckt er sie widerwillig in seinem Haus und gibt sie als seine Verlobte aus, bis er ihr eine Flucht zurück in den Süden ermöglichen kann.
Mich hat überrascht, wie liebevoll die Serie mit den nördlichen Nachbarn umgeht. Sie werden als freundliche, aufrechte Menschen gezeigt (die Bösewichte auf beiden Seiten natürlich ausgenommen), die sich trotz der einfachen Verhältnisse und der angespannten politischen Lage ihre Würde bewahrt haben – und dabei eine große Portion Charme besitzen. Man spürt den Schmerz über die Trennung des Landes, über die Grenze, die sich durch Familien zieht und Liebende trotz der räumlichen Nähe unüberwindlich voneinander fernhält. Deshalb, und wegen der Darstellung der völlig unterschiedlich entwickelten Kulturen trotz gemeinsamer Wurzeln, eine echte Empfehlung.

Platz 3: My Shy Boss

Vielleicht kennen viele Arbeitnehmer das Gefühl, den Chef manchmal einfach nicht zu fassen zu bekommen. Mit Hwan-ki verhält es sich anders, denn er versteckt sich regelrecht in seinem riesigen Büro, und nicht einmal seine Angestellten wissen, wer es wirklich ist. Lediglich seine Sekretärin hat Zugang zu dem extrem verschlossenen CEO, doch sie begeht zu Beginn der Serie aus ungeklärten Gründen Selbstmord.
Es ist ihre kleine Schwester, die dem auf den Grund gehen will und sich daher für eine Stelle in der Arbeitsgruppe bewirbt, die direkt für Hwan-ki arbeiten soll. Dieser ist nach dem Vorfall nur noch introvertierter, und die Gerüchteküche brodelt, ob er sie wohl indirekt auf dem Gewissen hat.
Es ist ein bisschen wie Stolz und Vorurteil mit seinem äußerst soziophoben Mr. Darcy. Zudem geht es um Schuld und Vergebung, doch zumeist um den witzigen und zuckersüßen Kontrast zwischen dem schüchternen CEO und seiner quirligen Angestellten, die irgendwann nicht mehr glauben kann, dass der liebenswerte Hwan-ki tatsächlich ihre Schwester in den Tod getrieben haben soll.

Platz 4: Because This Is My First Life

Ji-ho sucht händeringend eine Wohnung, denn sie ist eher eine mäßig erfolgreiche Autorin mit unregelmäßigem Einkommen. Se-hee hingegen ist ein verschlossener IT-Profi, der eine große Wohnung sein Eigen nennt – dafür aber keinerlei soziale Kompetenz. Er lässt Ji-ho unbekannterweise bei sich einziehen, weil er sie dem Namen nach für einen Mann hält, und weil ihm gefällt, wie penibel der zuerst unsichtbare Mitbewohner den Müll trennt und für seine Katze sorgt. Als sich die beiden dann begegnen, wird klar, dass sie so nicht weiter zusammenleben können – nicht in dem eigentlich sehr prüden Südkorea. Da beide extreme Pragmatiker sind, tun sie das einzig Mögliche, um die schöne Wohnung, bzw. den ordentlichen Mitbewohner nicht zu verlieren: Sie heiraten. Zuerst ohne jede Gefühlsregung und rein zum Selbstzweck – aber natürlich bleibt das nicht so.

Platz 5: Weightlifting Fairy Kim Bok-joo

Eine Serie mit einer Gewichtheberin als Heldin? Gespräche über Hämorriden statt über Jungs im Mädchenwohnheim der Sport-Uni? Der verzweifelte Versuch, mehr Gewicht zuzulegen, um in die nächsthöhere Gewichtsklasse aufsteigen zu können?
Das scheinen jetzt nicht die Vorzeichen einer romantischen Komödie zu sein, doch in Weightlifting Fairy klappt das gut. Die Protagonistin ist hin- und hergerissen zwischen den wenig weiblichen Attributen ihres Sports und dem Versuch, ihrem Schwarm zu gefallen. Eine klassische Coming-of-Age-Geschichte in ungewöhnlichem Setting.