Im Schnelldurchlauf | Serien im April

„Einige sagen, das ist das Zeitalter der Technologie. Sie liegen falsch. Das ist das Zeitalter der Manipulation.“ („American Gods“)

Huch, nur vier Serien? Was ist denn da passiert? Um ehrlich zu sein, ich habe geschummelt und nebenher auch ein paar Guilty-Pleasure-Serien geschaut, die ich hier nicht bewerten will. Dafür haben mir die folgenden Serien diesmal allesamt sehr viel Spaß gemacht, auch wenn „Motherland: Fort Salem“ am Ende alle Bewertungen noch mal nach unten korrigiert hat. Spoiler!

American Gods (Staffel 3)

Shadow Moon ist untergetaucht, als Wednesday ihn erneut ausfindig macht und dazu drängt, nach Lakeside zu reisen. Shadow beugt sich schließlich und findet in der kleinen Gemeinde ein neues Zuhause, wo er seinen seltsamen Träumen nachgehen kann. Seine Ex-Frau Laura Moon macht indes nach einem kurzen Ausflug ins Fegefeuer Jagd auf Wednesday, um ihn zu töten. Mr. World steht derweil kurz vor seinem Ziel, eine App zu veröffentlichen, die die Seelen der Menschen einfängt.

Auch wenn mir diese Staffel sehr viel mehr gefiel als die vorherige, ist nicht zu übersehen, dass „American Gods“ jegliches Ziel abhanden gekommen ist. Nicht nur Wednesday gurkt einmal mehr Folge um Folge durch die Gegend, auch die Bösewichter schmieden permanent sinistre Pläne, ohne sie je in die Tat umzusetzen. Es ist insofern keine Überraschung, dass die Serie jetzt abgesetzt wurde, bevor sie sich endgültig zu einer Endlos-Seifenoper über Götter entwickelt. Der Zeitpunkt allerdings ist bitter, denn nicht nur Shadows Geschichte gewann mehr und mehr an Charme, auch die Handlung endet mit dem übelsten Cliffhanger aller Zeiten.

3 ½ von 5 Bananen, die vielleicht ein Gott sind.

Die Bande aus der Baker Street (Staffel 1)

Seit sie dem Arbeitshaus entkommen sind, schlagen sich die Waisen Bea, Jessie, Billy und Spike auf den Straßen Londons durch. Dort lernen sie auch Leopold kennen, der in Wirklichkeit der Prinz von England ist und aus seinem behüteten Leben im Palast auszubrechen versucht. Aufgrund von Jessies übernatürlichen Fähigkeiten, die sich in schrecklichen Alpträumen äußern, wird John Watson auf die Gruppe aufmerksam. Er engagiert sie für Ermittlungen, die sie schließlich zu einem Riss zwischen den Welten führen, der kurz davor steht, geöffnet zu werden.

Ich war etwas skeptisch, ob der wilde Mix aus historischem Krimi und Fantasy funktionieren kann, doch tatsächlich ist „Die Bande aus der Baker Street“ (im Original „The Irregulars“) besser, als der Trailer vermuten lässt. Zwar überzeugen in meinen Augen nicht alle der Jungdarsteller, und auch einige der Plots sind arg an den Haaren herbeigezogen, doch Atmosphäre und Setting immerhin passen. Und Watson, der zu Beginn unfassbar unsympathisch ist, entwickelt sich im Laufe der Handlung zur fast tragischen Figur. Nur: Wer zum Teufel hat sich diesen deutschen Titel ausgedacht? Oder klingt das etwa nur für mich nach „Die Kinder von Bullerbü“?

2 ½ von 5 Bananen, die die falsche Teesorte deduzieren.

„Bittet, so wird euch gegeben werden. Suchet, so werdet ihr finden. Klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt, und wer da suchet, der findet. Und wer da anklopfet, dem wird alsbald aufgetan. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.“
(„Motherland: Fort Salem“)

Motherland: Fort Salem (Staffel 1)

In einer alternativen Realität wurden die Hexenprozesse von Salem dadurch beendet, dass sich die Hexen dem Militär verschrieben haben. Aus diesem Grund werden seither alle Töchter von Hexen mit Erreichen der Volljährigkeit eingezogen – so auch Raelle, Tally und Abigail. Während der Grundausbildung lernen sie, ihre Kräfte sowohl zur Verteidigung als auch zum Angriff einzusetzen – mit dem Ziel, das War-College besuchen zu können. Ihren Lehrern bleibt dafür nur wenig Zeit, denn aufgrund der Bedrohung durch die sogenannte „Plage“ (im Original „spree“) braucht die Armee jede Hexe, die sie nur kriegen kann.

Erstaunlicherweise wurde „Motherland: Fort Salem“ kaum beworben und rutschte mir zunächst durch die Finger, bis mich eine Freundin darauf stieß. Unter den aktuell vielen Teenie-Serien, die sich übernatürlicher Themen annehmen, ist diese hier zweifellos die einfallsreichste. Nicht nur das Worldbuilding rund um eine matriarchalisch aufgebaute Nation ist beeindruckend, auch die Story wirkt wesentlich komplexer als bei vergleichbaren Produktionen. Selbst die Figuren zeigen trotz gerade mal zehn Folgen erstaunlich viel Tiefe. Was aber tatsächlich das Ungewöhnlichste ist: „Motherland“ macht nicht den Erklärbären, sondern zeigt sein Universum und lässt den Zuschauer Lücken selbst ausfüllen. Mein Geheimtipp!

5 von 5 singenden Bananen.

Leverage (Staffel 5)

Nachdem ihr altes Hauptquartier und die meisten ihrer Deckidentitäten aufgeflogen sind, wagt das Leverage-Team einen Neuanfang in Portland. Mehr und mehr widmen sie sich nun aber auch eigenen Projekten. Während Hardison und Eliot die Bar betreiben, die als Tarnung für ihre Zentrale dient, baut Sophie eine kleine Schauspielschule auf. Ihr letzter gemeinsamer Coup soll dann noch mal ein richtig großes Ding werden – doch es scheint von Anfang alles schiefzugehen.

Die fünfte Staffel von „Leverage“, die zugleich die letzte ist, wirkt in vielerlei Hinsicht kleiner und intimer. Zwar widmen sich unsere Helden auch weiterhin der Aufgabe, Unschuldigen im Kampf gegen Großkonzerne und Betrüger beizustehen. Doch im Umgang miteinander zeigt sich längst, dass sie eine Familie geworden sind, die vor allem Zeit miteinander verbringen will. Gleichzeitig scheinen sich alle zaghaft auf ein Leben danach vorzubereiten, und das hat schon etwas Bittersüßes. Alles in allem ist die finale Staffel dadurch fast die beste, auch wenn ich es ihnen ein bisschen übel nehme, dass wir Sophies echten Namen natürlich bis zum Schluss nicht erfahren.

4 ½ von 5 Bananen, die nein sagen und blöd rumstehen.