A Discovery of Witches | Episode 6 (2×06)

„I haven’t lost control of myself for a very, very long time. I trained myself to hold the blood rage back, and I used genetics to try to understand it, try to find a cure.“

Philippe stellt die Liebe von Matthew und Diana auf die Probe. Ysabeau sucht eine versteckte Botschaft von Philippe. Spoiler!

This is why we can never be truly mated

Nachdem Diana den Hexer getötet hat, erklärt Philippe ihr, dass das ein Test war, doch als er Ysabeaus Ring an ihrem Finger sieht, sind seine Zweifel zerstreut. Auch Matthew stellt er auf die Probe und fordert ihn verbal wie körperlich zum Duell, bei dem Matthew in den gefürchteten Blutrausch verfällt. Da Diana weiterhin fest entschlossen ist, mit ihm zusammenzubleiben, nimmt Philippe sie schließlich in die Familie auf und organisiert die Hochzeit der beiden.

Eine starke Charakterstudie

Meine Zusammenfassung des Inhalts kann nicht einmal in Ansätzen wiedergeben, wie herausragend diese Folge ist. Sie lebt vom starken Zusammenspiel der drei Figuren, wobei Philippe zweifellos heraussticht, weil er so eine herrlich ambivalente Persönlichkeit ist. Vieles wirkt natürlich gerafft, doch die Quintessenz dessen, was wir im Roman über ihn erfahren, ist hier perfekt wiedergegeben. Auch optisch hebt sich die Folge positiv ab, was aber natürlich der weitläufigen Landschaft Frankreichs (im Gegensatz zum engen London) geschuldet ist.

„You needed to see the wolf behind the man. If you are to have a future together, you must accept every facet of him. And Matthew must be freed of the guilt that he carries.“

Eine komplexe Vater-Sohn-Beziehung

Natürlich ist es ein Ding der Unmöglichkeit, die Komplexität der Beziehung zwischen Matthew und Philippe in einer Dreiviertelstunde abzubilden. All das nimmt in der Buchvorlage sehr viel Raum ein, und es ist fast ein bisschen schade, dass wir Philippe nur zwei Folgen lang erleben durften. In gewisser Weise hat Philippe seinen Sohn ausgenutzt, als er ihn zur Waffe gegen vom Blutrausch befallene Vampire gemacht hat. Auf der anderen Seite hat er ihn dadurch wohl auch vor einem eigenen schlimmen Schicksal bewahrt. Das wird hier tatsächlich nur oberflächlich aufgearbeitet, was der Geschichte aber keinen Abbruch tut.

Entscheidend ist, dass Philippe seine eigene Sterblichkeit erkennt, was für einen Vampir schon eine reichlich seltsame Erfahrung sein muss. Obwohl Matthew sämtliche Fragen zu diesem Thema abblockt, ist die Tatsache, dass Diana Ysabeaus Ring trägt, alles an Information, was er benötigt. Denn sie hätte ihn niemals weitergegeben, wenn er in der Zukunft noch am Leben wäre. Die eigentliche Frage ist natürlich, ob dieses Wissen irgendetwas ändert oder ob immer vorherbestimmt war, dass er es erfährt. Vielleicht steht Philippe die Folter später nur deshalb durch, weil er weiß, dass er Frieden finden wird.

Härtetest für die Liebe

Über Philippes Methoden mag man gewiss streiten, doch auch die Beziehung von Diana und Matthew wird durch ihn am Ende entscheidend gestärkt. Wie ich schon vermutet hatte, ist es die konstante Bedrohung durch den Blutrausch, die Matthew so zurückhaltend gemacht hat. Und nicht nur, weil er Diana eines Tages ungewollt verletzen könnte, sondern auch aus Furcht, dass sie ihm den Rücken kehrt, sobald sie das wahre Ausmaß seiner Gewaltbereitschaft erkennt.

Das ist eine interessante Parallele zu der Art und Weise, wie Ysabeau anfänglich versucht hat, Diana und Matthew auseinanderzubringen. Sie nahm Diana damals mit zur Jagd, weil sie nicht nur wissen, sondern eben auch sehen sollte, was es heißt, mit einem Vampir zusammen zu sein. Ganz ähnliche Motive verfolgt Philippe, als er Matthew bewusst in den Blutrausch treibt und Diana zusehen lässt. Dass sie nicht geht, versichert schließlich nicht nur Matthew ihrer starken Liebe, sondern auch Philippe.

„An ancient prophecy. It tells of a witch who will change the destiny of all creatures. Some believe that this fearsome witch will alter her understanding of life and the old world will die and the new will be born.“

Eine echte De Clermont

Fast bedeutsamer als die Anerkennung der Beziehung von Matthew und Diana (inklusive Hochzeit) ist allerdings, dass Philippe Diana als seine Tochter in die Familie aufnimmt. Dies geschieht wohlgemerkt unabhängig von der Hochzeit, die sie zu diesem Zeitpunkt immer noch hätte ablehnen können. Denn Philippe erkennt in Diana die Hexe aus einer alten Prophezeiung, und so sehr ich den „Chosen One“-Tropus auch verabscheue, wird er hier einfach wunderschön genutzt. Der Moment, als Dianas pure Magie sichtbar wird, ist großartig und emotional und einfach nur perfekt. Genauso wie das simple Aufnahmeritual, das – wie auch anders bei Vampiren? – mit Blut durchgeführt wird.

Virtuos verknüpfte Zeitebenen

Zu guter Letzt erhalten wir auch einen kleinen Einblick in die epische Liebe von Philipp und Ysabeau. Während Philippe in der Vergangenheit noch nach den richtigen Worten sucht, spüren Sarah und Em in der Gegenwart bereits, dass in einem der Bücher in Sept-Tours eine Botschaft versteckt ist. Doch erst nach der Hochzeit gelingt es Philippe, einen letzten Brief an Ysabeau zu schreiben und Abschied zu nehmen.

Die Leichtigkeit, mit der hier eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart geschlagen wird, lässt alle vorherigen Versuche, die beiden Zeitebenen miteinander zu verknüpfen, ziemlich alt aussehen. Dabei macht gerade das den Reiz der Geschichte aus: die Art und Weise, wie die Zeit quasi ausgehebelt wird. Wo sonst wäre es möglich, dass ein Paar Jahrhunderte, bevor es sich überhaupt kennenlernt, heiratet?

It begins with Absence and Fear

• Die Signifikanz von Dianas Feststellung, dass sie den Hexer töten wollte, ist mir aktuell noch nicht ganz klar. Fürchtet sie, dass sie der Aufenthalt in dieser Epoche ebenso verändert wie Matthew?
• Schade, dass die verschiedenen Eingriffe in die Vergangenheit so wenig thematisiert werden. Welche Auswirkungen mag es beispielsweise auf die Zukunft haben, dass Diana die Karte verändert, mit der Ysabeau Hexen jagt?

5 von 5 Bananen im Blutrausch.

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