Die Balkon Chroniken | Teil 5: Nachlese

Während wir uns mit großen Schritten dem Winter nähern, wird es Zeit für ein kleines Fazit zum Thema Selbstversorger-Balkon. Was hat funktioniert, was nicht? Was würde ich künftig anders machen? Und wird es überhaupt eine Fortsetzung geben?

Ich gebe zu, nachdem ich dieses Jahr zum ersten Mal so umfangreich auf dem Balkon gegärtnert habe und es zwischenzeitlich wirklich in allen Ecken nur so wucherte, ist der Anblick nach dem Aufräumen umso deprimierender. Und man sollte die Menge an Arbeit nach der Saison wirklich nicht unterschätzen – egal, ob es darum geht, Pflanzen winterfest zu machen oder Verblühtes zu entsorgen. Doch bevor wir uns diesem Thema widmen, schulde ich euch noch ein paar Nachzügler.

Klasse statt Masse bei den Bohnen

Wie ich schon beim letzten Mal erzählt habe, stand die Ernte bei den Feuerbohnen in keinerlei Verhältnis zur Biomasse insgesamt. Aus zwei Balkonkästen, die jeweils etwa 1,70 Meter hoch gerankt haben, konnte ich nicht mal ein Dutzend Bohnen ernten. Die wenigen waren zwar hervorragend und hatten auch eine schöne Größe, aber letzten Endes reichte das gerade mal für zwei Gemüsesuppen.

Über die Gründe ließe sich weiterhin trefflich spekulieren, allein ich weiß schlicht nicht, was falsch gelaufen ist. Die Pflanzen selbst sind ja wunderbar gewachsen und haben auch schön dicht gerankt. Die Blüten kamen durch das unstete Wetter im Frühsommer zwar etwas spät, aber ich war mir sicher, dass sie das aufholen würden, sobald es wärmer und sonniger wird. Dann wurde es wärmer und sonniger und die Blüten fielen ab, ohne eine Frucht zu bilden. Insgesamt trugen beide Bohnenpflanzen auffallend wenige Blüten, aus denen gefühlt dann auch nur jede fünfte eine Bohne wurde.

Klein, aber fein: Karotten

Eine handfeste (wenn auch kleine) Überraschung waren hingegen die Karotten. Ich kann nicht genau sagen, wieso ich nicht schon bei der Planung im Frühjahr dran gedacht habe, wahrscheinlich war mir zu dem Zeitpunkt nicht klar, dass ich noch freie Kübel haben würde. Aber nach dem Reinfall mit den Radieschen standen mir plötzlich zwei etwas tieferer Töpfe zur Verfügung.

Um eines deutlich zu sagen: Das hier ist nicht das bestmögliche Ergebnis. Ich habe die Karotten von Anfang an als reines Experiment betrachtet. Es ging vor allem darum, herauszufinden, ob die Tiefe der Kübel überhaupt ausreicht, um dann vielleicht im Folgejahr einen ernsthaften Versuch zu unternehmen. Das heißt auch, dass ich mich nur marginal um die Pflanzen gekümmert habe. Sie haben zwar ihre wöchentliche Ration Dünger bekommen, aber ich habe zum Beispiel nicht vereinzelt, was ich definitiv hätte machen müssen, da ich viel zu eng gesät hatte.

Die Ernte schob ich deshalb dann auch etwas vor mir her. Ich ging davon aus, dass auch das ein Reinfall wäre, und nach den ganzen anderen Enttäuschungen hatte ich ehrlich gesagt keine Lust mehr. Umso erstaunter war ich, als ich schließlich eine schöne Möhre nach der anderen aus der Erde zog. Sicher, dazwischen war auch eine Menge Ausschuss, also Exemplare, die aufgrund des Platzmangels kaum mehr als die Andeutung einer Karotte waren. Aber es war trotzdem genug, um drei Tage lang was zum Snacken zu haben.

Ist das Kunst oder kann das weg?

Ende September, bald nach meinem letzten Bericht, fing ich an, meinen Balkon winterfest zu machen. Da ich den ganzen Kleinkram fortlaufend entsorgt hatte, war mein Hochbeet da bereits leer und nur noch die großen Kübel und Kästen übrig. Weil das Hochbeet aber zu schwer und zu sperrig ist, um es nach drinnen zu schaffen, habe ich in eine große Gewebeplane investiert, um es abdecken zu können. Wichtig: Natürlich erst, nachdem ich das Holz noch mal ordentlich mit Pflegecreme behandelt habe.

Mehrjährige Pflanzen gab es bei mir diesmal keine zu versorgen, auch wenn die (übrigens nicht zur Blüte gelangte) Baumwolle aktuell noch so tut, als wolle sie es versuchen. Mein Tipp für alle, die Kübelpflanzen draußen lassen wollen: Erstens so weit wie möglich runterschneiden, das Laub kann dann sogar als wärmende Schicht auf der Erde bleiben. Zweitens Luftpolsterfolie. Jede Menge davon. Schön um den Topf wickeln und befestigen, aber bitte so, dass man noch gelegentlich gießen kann. (Das übrigens nicht vergessen.)

Ich konnte wie gesagt alles fortschaffen, was mich ein paar Tage lang beschäftigt hat. Vor allem das Entwirren der Bohnenranken war kein Vergnügen und hat auch den meisten Müll verursacht. Insgesamt bin ich aber froh, dass ich frühzeitig im Oktober damit angefangen habe. Auf diese Weise war ich zum Ende des Monats, als das Wetter dann endgültig umschlug, mehr oder weniger fertig.

Es geht weiter, aber wie?

Während ich nun so auf meine bis auf die zwei Rankgitter wieder leeren Balkone blicke, befällt mich doch eine gewisse Melancholie. Denn trotz einiger Rückschläge und viel Frustration habe ich es doch sehr genossen, mich um meine grüne Oase zu kümmern. Sie hat es mir tatsächlich erlaubt, inmitten dieses emotional zehrenden Jahres wenigstens ab und zu durchzuatmen. Ich hab mir im wahrsten Sinne des Wortes die Hände dreckig gemacht (und so manches Kleidungsstück dazu), Stunden damit verbracht, Gurkenblüten zu bestäuben, und sogar eine Holzbiene als Untermieterin gewonnen.

Klingt ganz so, als ginge es nächstes Jahr direkt weiter, oder? Sagen wir es so: Irgendetwas werde ich ganz sicher machen. Ich wäre ja blöd, den Platz nicht zu nutzen. Doch Fakt ist auch, ich muss ganz dringend ein ausgewogeneres Verhältnis von Arbeit zu Ergebnis erreichen. Der eine Punkt dabei ist das Wetter, und das ist auch der, der sich am wenigsten planen lässt. Aber zwei durchwachsene Sommer hintereinander sind eher unwahrscheinlich, oder?

Das andere ist der tatsächliche Aufwand. Ich bin zum Beispiel ziemlich sicher, dass ich nächstes Jahr keine Gurken mehr anbauen werde, obwohl gerade die natürlich das Erfolgserlebnis schlechthin waren. (Ich weiß, der Artikel übers Einlegen steht noch aus. Mea culpa.) Allerdings hat das auch nur deshalb so gut geklappt, weil ich diesen Sommer nicht weggefahren bin. Gurken würden nicht mal einen Tag ohne (teils mehrmaliges) Gießen überstehen, und das will ich keinem noch so netten Nachbarn zumuten. Bohnen auf der anderen Seite sind ein Selbstläufer und noch dazu ein hervorragender Sichtschutz. Fehlende Ernte ist zwar bitter, aber in dem Fall kein Ausschlusskriterium. Karotten, ein definitives Ja, die machen keine Arbeit. Salate, verhaltenes Ja, da ist noch Luft nach oben, aber hier war eventuell das Wetter schuld.

Das ist wahrscheinlich nicht der Abschluss, den ihr euch gewünscht habt, aber es war auch nicht das Jahr, das ich mir gewünscht hab. Die nächsten Wochen werde ich mich erst mal wieder verstärkt um meine Zimmerpflanzen kümmern, für die die Heizperiode wahrlich kein Spaß ist. Und im Januar habe ich dann vielleicht wieder einen frischeren Blick auf die Thematik und werde mir überlegen, was ich machen will.

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