Liebeshandlungen | Der Teufel verliebt sich („Lucifer“, Staffel 1+2)

„And more importantly, Detective, you deserve someone as good as you. Because, well, you’re special and I’m … I’m not worth it.“

Seien wir ehrlich, es war unvermeidlich, dass ich diese Rubrik nutze, um über meine neueste Serien-Obsession zu schreiben, oder? „Lucifer“ ist in Sachen Liebe, Sex und Intimität ein wahrer Quell an Inspiration, weshalb ich hiermit auch schon mal ankündige, dass ich diesen Artikel in mehrere Teile splitten werde – entlang meiner Reise durch sechs Staffeln. Heute konzentrieren wir uns auf die ersten beiden, die in gewisser Weise den Grundstein legen. Spoiler!

Die alte Geschichte: Junge trifft Mädchen

Lasst mich die Prämisse der Show kurz umreißen. Gott ist real. Himmel, Hölle, Engel, alles real. Und Lucifer, Gottes verstoßener Engel, ist es leid, Sünder zu bestrafen. Also nimmt er sich Urlaub von der Hölle und eröffnet in Los Angeles einen Nachtclub. Was auch sonst? Tatsächlich gefällt ihm das Leben auf der Erde so gut, dass er ziemlich bald nicht mehr vorhat, jemals in die Hölle zurückzukehren.

Ein Grund dafür (auch wenn ihm das lange nicht klar ist und er es anschließend erst mal vehement abstreitet) ist Detective Chloe Decker. Sie scheint immun gegen seinen Charme und macht den eigentlich unsterblichen Lucifer verletzbar – im wörtlichsten Sinne. Ja, wir haben alle genug solcher Serien gesehen, um zu wissen, dass die beiden füreinander bestimmt sind. Selbst wenn es sechs Staffeln lang dauern sollte. Um ehrlich zu sein, das reizt mich daran am meisten. Viel Zeit, um zu studieren, welche Hindernisse ihnen die Autoren in den Weg legen.

Zwei völlig verschiedene Lebensentwürfe

Eines ist ebenfalls von der ersten Folge an klar: „Lucifer“ geizt nicht mit nackter Haut. Der Titelheld ist ein Frauenschwarm oder, weniger schmeichelhaft von Chloe formuliert, ein „slut“. Als er wegen eines Mordfalls sämtliche Frauen (und Männer), mit denen er in den letzten acht Wochen was hatte, aufschreiben soll, bittet er zunächst mal um einen größeren Notizblock. Sex ist für Lucifer ein Zeitvertreib wie jeder andere, und er ist offensichtlich gut darin. Aber, und das ist eben das Entscheidende, es ist auch kein bisschen mehr. Das, was er für Chloe empfindet, weiß er selbst nicht einzuordnen, weil es neu für ihn ist.

Chloe auf der anderen Seite glaubt nicht, dass Lucifer überhaupt zu tieferen Gefühlen fähig ist. Das ist zweifellos sehr kurz gedacht, denn entgegen seiner ständigen Beteuerungen, dass er wirklich und wahrhaftig der Teufel ist, glaubt sie ja, dass er auch nur ein Mensch ist. Aber es ist verständlich, dass sie mit seinem Lebensstil nichts anfangen kann. Sie selbst war mit einem Kollegen verheiratet, von dem sie sich gerade scheiden lässt. Und sie hat eine kleine Tochter, die für sie immer an erster Stelle kommt. In ihrem Leben hat jemand wie Lucifer, der einfach nur in ihre Hose will, keinen Platz.

Kriegen sie sich oder nicht?

Spannend nun ist, wie die Serie das inszeniert. Lucifer wird uns als sexuell sehr aktive Person vorgestellt, er spart nicht mit Anzüglichkeiten und eindeutigen Angeboten. Erst als er merkt, dass Chloe darauf nicht reagiert, nimmt er sich etwas zurück. Es dauert übrigens trotzdem nur bis Folge 4, bevor sie einander nackt sehen. Und ja, Chloe schaut hin. Den Versuch, sie ins Bett zu kriegen, überwindet Lucifer bald, als er merkt, dass seine Gefühle offenbar anderer Natur sind. Was ihn übrigens erst einmal nicht daran hindert, weiter mit Frauen in die Kiste zu steigen. (Man merke auf, er bringt „Liebe“ und Sex nicht zusammen.) Erst, als die beiden „einen Moment“ haben, ändert sich seine Haltung.

Worüber wir in einem Artikel zum Thema Liebesszenen natürlich reden müssen, ist der Kuss in Folge 11 der zweiten Staffel. Nachdem Chloe sehr deutlich geworden ist, akzeptiert Lucifer, dass sie nicht zusammenpassen, und verspricht, sie nicht mehr zu bedrängen. Dass Chloe anschließend so auf die oben zitierte Rede reagiert, hat Lucifer sichtlich nicht vorhergesehen. Entlarvend ist, dass die Autoren mit unseren Erwartungen spielen und die nächste Folge dann auch prompt mit der obligatorischen Sexszene eröffnen. (Notiz an mich: Die beiden haben Chemie miteinander, damit könnte man ein ganzes Labor in Schutt und Asche legen. Heilige Scheiße.) Nur, dass Chloe mittendrin aufwacht und Dämonin Maze mit einer Tüte Chips neben ihrem Bett sitzt. Well played, Autoren, well played.

Eher friert die Hölle zu

Wie geht es also weiter? Natürlich ist es noch viel zu früh fürs Endgame, deshalb ist diese kleine Tändelei auch nur von kurzer Dauer. Lucifer erfährt, dass Gott höchstpersönlich dafür gesorgt hat, dass Chloes Eltern ein Baby kriegen. Weil er glaubt, dass ihre Gefühle folglich nicht echt sind, zieht er sich zurück. Nicht auf die sensibelste Art, möchte ich anmerken. Immerhin sind Lucifer und Chloe am Ende der Staffel aber wieder Partner, und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis ihnen ihre Gefühle erneut in die Quere kommen.

Meine Prognose für die dritte Staffel: Sex werden die beiden nicht so schnell miteinander haben. (Muss ich daran erinnern, dass Chloe in der ersten Staffel sagt, das würde erst passieren „when Hell freezes over“?) Aber ich rechne fest mit einem zweiten Kuss, und der wird gewiss weniger zaghaft ausfallen. (Wieso glaube ich gerade alle Fans, die schon das Serienfinale gesehen habe, lachen zu hören?)

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