Star Trek: Discovery | Anomaly (4×02)

„I have no idea what we’re looking at. It’s bizarre. And that is a scientific observation.“

Die Discovery soll weitere Daten über die Anomalie sammeln, bevor sie noch mehr Schaden anrichten kann. Spoiler!

Curiouser and curiouser

Stamets und Tilly glauben, dass zwei sich aufeinander zu bewegende Schwarze Löcher für die Gravitationsanomalie verantwortlich sein könnten. Während die Föderation dafür Sorge tragen will, dass betroffene Welten rechtzeitig gewarnt oder evakuiert werden, soll die Discovery vor Ort weitere Daten sammeln, um die Richtung der Gravitationswellen vorausberechnen zu können. Doch bei den Koordinaten angekommen, stellen sie fest, dass es sich um eine Anomalie gänzlich unbekannter Natur handelt. Um genauere Daten zu erhalten, muss Book mit seinem Schiff direkt hineinfliegen.

Zurück zu Forschung und Wissenschaft

Ich glaube, ihr macht euch gar keine Vorstellung davon, wie aufgeregt ich gerade bin. Ohne es beschreien zu wollen, sieht es nach dieser Folge wirklich danach aus, als bekämen wir es in dieser Staffel mit einem rein naturwissenschaftlichen Phänomen zu tun. Keine Bösewichter, keine Raumschlachten, nur Forschung. Und gebt es zu, das war hier doch schon unfassbar spannend. Ich jedenfalls habe regelrecht am Bildschirm geklebt und freue mich nun nach langer Zeit tatsächlich mal wieder auf die nächste Folge.

„You remind me of how helpless I was. When I look at you, all I can see is how close I got to losing everything. You were the one who saved my family. I wasn’t able to do anything. I hate that feeling.“

Gefühlvoller Umgang mit Trauer

Dazu kommt, dass ich einigermaßen beeindruckt bin, wie sich „Star Trek: Discovery“ dem Thema Trauer annähert. Serien machen darum normalerweise einen großen Bogen. Verständlicherweise, denn das ist nun mal nicht besonders glamourös oder flashy. Aber es ist auch ein unendlich wichtiges Thema, denn viele Menschen können mit Trauer gar nicht mehr richtig umgehen, weil wir den Tod in unserer Gesellschaft weitgehend ausgeblendet haben.

Das ist jedenfalls eine der seltenen Gelegenheiten, bei der die Dynamik zwischen Michael und Book der Story zum Vorteil gereicht. Denn Michael ist eine Macherin. Gefühle sind nicht ihre Stärke, das wurde früh in der Serie etabliert. Die Mission, Daten sammeln, damit fühlt sie sich wohl. Mit Books stumpfer Zurückgezogenheit hingegen nicht, da fühlt sie sich hilflos. Und das ist so ein bisschen das Problem zwischen ihnen, denn Book leidet unter den klassischen Schuldgefühlen des Überlebenden, dagegen kann sie nichts machen.

Verluste anerkennen

Erstaunlicherweise ist es ausgerechnet Stamets, der Books Panzer zuerst durchbricht. Ja, genau der Stamets, der gegenüber anderen sonst ein Musterbeispiel an Gefühlskälte ist. Wobei ich den angedeuteten Konflikt wegen dem Sporen-Antrieb ehrlicherweise unnötig aufgeblasen fand. (Ehrlich gesagt dachte ich eher, dass Stamets Beef mit Michael hat, aber das hat man nach dem letzten Staffelfinale offenbar vergessen. Jetzt macht er sogar schon Witze darüber, zur Luftschleuse rausgeschmissen zu werden.) Ich jedenfalls fand es auch für die Charakterisierung von Stamets schön, dass man deutlich macht, dass es eher die Angst vor Gefühlen ist, die ihn so defensiv macht.

Wahrscheinlich ist die Parallele gar nicht beabsichtigt und ich interpretiere da zu viel hinein, aber in gewisser Weise spiegelt der versetzte Effekt der Gravitationswelle perfekt wider, wie sich die Crew aktuell fühlt. In der letzten Staffel ging nach dem Zeitsprung alles drunter und drüber, keiner hatte wirklich Zeit, sich damit auseinanderzusetzen, wo er jetzt steht. Tillys Gefühl von „something is off“ werden vermutlich viele ihre Kollegen teilen, und ich finde es wichtig, dass das jetzt angesprochen wird. Auch das ist am Ende eine Art von Trauer – über den Verlust eines anderes Lebens.

„We know it’s there, we know it’s moving, but we can’t quite get a handle on what it is.“

Klassisches „Star Trek“

Ist es sehr seltsam, dass ich jetzt so viel über Gefühle geschrieben habe, nachdem ich eingangs behauptet habe, es ginge um Wissenschaft? Vielleicht versteht ihr jetzt, warum ich von „Anomaly“ so begeistert bin, warum sich diese Folge wie kaum eine andere wie echtes „Star Trek“ für mich anfühlt. Die Crew erforscht das unbekannte Phänomen, und weil dabei zur Abwechslung mal keiner mit einem Phaser rumballert, bleibt tatsächlich Zeit, sich mit den allgemeinen Befindlichkeiten zu beschäftigen.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass ich furchtbar wenig zu der Anomalie sagen kann. Ich habe allerdings den Verdacht, dass es selbst Leuten mit mehr Ahnung von Physik, Astronomie, Quantenzeugs oder was auch immer so geht. Oder? Ist das mehr Fiction als Science? Es ist auf jeden Fall spannend, dass sie die Anomalie nicht einmal im Ansatz verstehen und deshalb auch nicht vorhersagen können, wie sie sich verhält. Außerdem sieht sie cool aus.

Abnormal Notes

• Tiefpunkt der Charakterentwicklung: Saru schlägt ein eigenes Kommando aus und degradiert sich selbst zum Ersten Offizier von Michael. Dafür heißt es jetzt Mister Saru.
• Gray soll einen synthetischen Körper kriegen wie „some Starfleet admiral, Picard was his name“. Erstens: Hübsche Kontinuität hier. Zweitens: Süßer Seitenhieb, dass die Discovery alle bedeutenden Captains nach Pike übersprungen hat und deshalb nicht kennt.
• Wussten wir schon, dass sich der Computer jetzt selbst Zora nennt? Damit ist die Verbindung zur „Short Trek“-Episode „Calypso“ endgültig.

5 von 5 wellenreitenden Bananen.

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