Im Schnelldurchlauf | Serien im Februar

„I have 7 billion problems and only love one.“
(„Lucifer“)

Ja, wow, das war in puncto Serien ein fürchterlicher Monat. Irgendwie wollte mit Ausnahme des “Lucifer”-Finales nirgends so recht der Funke überspringen. So ist denn mein diesmonatiger Schnelldurchlauf in erster Linie eine Sammlung von Serien, die ihr getrost auslassen könnt. Spoiler!

Lucifer (Staffel 6)

Am Vorabend vor seinem Amtsantritt als Gott bekommt Lucifer kalte Füße. Ist er wirklich bereit, sein persönliches Glück zum Wohle der ganzen Menschheit hinten anzustellen? Diese Frage wird bald ziemlich unwichtig, als plötzlich ein unbekannter Engel auftaucht und behauptet, die Tochter von Lucifer und Chloe zu sein – aus der Zukunft. Dan hat es unterdessen aus der Hölle wieder auf die Erde geschafft, ist nun aber ein Geist und nervt Amenadiel, der gerade seinen neuen Job als Polizist antritt. Und dann steht auch noch die Hochzeit von Dämonin Maze mit Eve an.

Im Grunde ist die finale Staffel von „Lucifer“ nur noch ein Prolog, eine Art Abschiedstour. Der prozedurale Aspekt der Polizeiarbeit, an dem die Serie so lange festgehalten hat, fällt endgültig weg, stattdessen geht es nun ausschließlich um die persönlichen Befindlichkeiten liebgewonnener Charaktere. Das ist nicht in jeder Hinsicht befriedigend, zumal ich es schwierig fand, dass so kurz vor Schluss noch eine Tochter in den Mix geworfen wurde. Letzten Endes aber treffen sie in vielen Punkten den Nerv, und wer die letzte halbe Stunde nicht Rotz und Wasser heult, hat nichts verstanden.

4 ½ von 5 Bananen, die Gebete zu wörtlich nehmen.

WandaVision (Staffel 1)

Nach dem Tod von Vision besucht Wanda Maximoff das Städtchen Westview, wo sich die beiden ein gemeinsames Leben aufbauen wollten. Ihre Trauer löst einen unkontrollierten Ausbruch ihrer Kräfte aus und verwandelt Westview in die Kulisse einer Heile-Welt-Idylle und seine Bewohner in bloße Statisten. Wandas und Visions scheinbar glückliches Leben wird über ein Fernsehsignal übertragen, das von S.W.O.R.D. (dem Nachfolger von S.H.I.E.L.D.) als Sitcom empfangen wird. Doch obwohl Wanda alles zu kontrollieren scheint, weiß sie nicht, wie sie das macht.

„WandaVision“ ist medientheoretisch ein interessantes Experiment. Wahrscheinlich kann man das viel mehr genießen, wenn man mit amerikanischen Sitcoms aufgewachsen ist und sie mag. Ich persönlich kann dem Genre nicht viel abgewinnen und fand den Humor daher oftmals ziemlich flach. Sobald das Ganze aber auf die Metaebene wechselt und Wandas Trauerbewältigung zum zentralen Thema wird, gewinnt die Serie für mich gewaltig. Leider ist das Finale dann doch zu sehr der Marvel-Tradition verpflichtet und setzt auf Gewalt und Action. Dabei sind die ruhigen Momente wie so oft viel wirkungsvoller.

3 ½ von 5 Bananen in Schwarz-Weiß.

Vision: „Wanda, I know we can’t stay like this. But before I go, I feel I must know. What am I?“
Wanda: „You, Vision, are the piece of the Mind Stone that lives in me. You are a body of wires and blood and bone that I created. You are my sadness and my hope. And mostly you’re my love.“
(„WandaVision“)

Hanna (Staffel 1)

Nachdem Erik Heller die kleine Hanna aus einer geheimen Forschungseinrichtung entführt hat, versteckt er sich mit ihr im Wald und zieht sie dort groß. Fünfzehn Jahre später aber wird der Teenager rastlos und geht Risiken ein, die zu ihrer Entdeckung führen. Es beginnt eine Flucht durch mehrere Länder, bis sie schließlich in Deutschland landen, wo Erik endlich Marissa Wiegler töten will, die damals die Einrichtung leitete und für den Tod von Hannas Mutter verantwortlich ist. Hanna, die genug von Eriks Geheimnissen hat, sehnt sich hingegen nach einem normalen Leben mit normalen Freunden.

War es wirklich nötig, noch einen großartigen Film zu einer Serie zu verwursten? Ehrlich, ich kann es nicht beantworten. Die Handlung der ersten Staffel von „Hanna“ entspricht zu großen Teilen der des Films. Erst gegen Ende, als sich zeigt, dass das Experiment nach Hannas Entführung neu gestartet wurde, betritt man eigene Pfade. Wobei selbst das übertrieben ist, die Idee ist keineswegs neu und flimmerte schon vor zwanzig Jahren als „Dark Angel“ über die Fernsehbildschirme. Einen gewissen Reiz hat das alles, vor allem durch die emotional undurchschaubare Figur Hanna, aber für ein endgültiges Urteil ist es noch zu früh.

3 von 5 genetisch veränderten Bananen.

The Woman in the House across the Street from the Girl in the Window (Staffel 1)

Seit der Ermordung ihrer Tochter und der darauffolgenden Trennung von Ehemann Douglas verbringt Anna ihre Tage damit, zu viel Wein zu trinken, Auflauf zu kochen und die Nachbarn zu beobachten. Der gerade erst gegenüber mit seiner kleinen Tochter eingezogene Witwer Neil hat es ihr ganz besonders angetan, doch der hat leider auch eine attraktive Freundin. Als Anna durchs Fenster deren Ermordung beobachtet, gerät ihr ohnehin trudelndes Leben völlig außer Kontrolle. Plötzlich steht sie selbst unter Verdacht und muss sich fragen: Hat sie durch Alkohol und Tabletten nur vergessen, was sie getan hat?

Krimi oder Parodie? So ganz mag sich die Serie mit dem unverschämt langen Titel da nicht festlegen. Auf der einen Seite werden klassische Plotelemente wie nach Lehrbuch abgearbeitet, und selbst Anna als unzuverlässige Erzählerin passt perfekt ins Konzept, andererseits aber werden scheinbar ernste Szenen durch schreiende Absurditäten ins Gegenteil verkehrt. Mit dieser Unentschlossenheit tut man sich keinen Gefallen, denn wirklich fesseln kann die Geschichte zu keinem Zeitpunkt. Und Parodie oder nicht, die letzte Folge ist mit ihrer Aneinanderreihung von Klischees einfach nur doof.

1 von 5 Bananen-Aufläufen.

„Wie wär’s mit ‘nem kurzen Meeting im Konferenz-Schrank?“
(„Disenchantment“)

Disenchantment (Staffel 4)

Bean wird von ihrer Mutter in die Hölle verschleppt, wo sie Satan heiraten soll. Luci kommt derweil als erster Dämon in den Himmel, kann sich jedoch rausmogeln und wird von Bean bei ihrer Flucht aus der Hölle aufgegabelt. Auch König Zøg kann schließlich aus der Psychiatrie fliehen und kehrt nach einem Abstecher ins Kloster nach Dreamland zurück. Doch kaum ist das Königreich von der Verwandtschaft zurückerobert, kündigt sich neues Unheil an, als die Elfen das Schloss für sich einfordern.

Nach seinem kleinen Höhenflug in der dritten Staffel kehrt „Disenchantment“ also zum gewohnten Chaos zurück. Mittlerweile sind die Wendungen eigentlich nicht mehr nachvollziehbar – den Elfen hat einst das Schloss gehört, Trøgs sind in Wirklichkeit Elfen, Dagmar will Dreamland mithilfe von Beans Traum-Ich kapern, und irgendwas ist wohl auch noch mit dem mysteriösen „Glibber“. Ich will nicht leugnen, dass die meisten Folgen auch ein paar tolle Momente haben, aber als Ganzes ist das einfach nur noch eine einzige, unverständliche Katastrophe.

2 ½ von 5 Bananen in the sky with diamonds.

The silent Sea (Staffel 1)

Auf der Erde der nahen Zukunft herrscht Dürre, Wasser wird streng rationiert. Nachdem der Kontakt zu einer Forschungsbasis auf dem Mond abgebrochen ist, wird ein Team von Astronauten hingeschickt. In der Station erwartet sie ein Anblick des Grauens: Die gesamte Crew ist tot, offenkundig ertrunken. Sie finden heraus, dass an sogenanntem Mondwasser geforscht wurde, einem sich selbst vervielfältigendem Wasser, das für Menschen allerdings tödlich ist. Dann entdecken sie ein völlig verwildertes Mädchen, das offenbar genetisch verändert wurde, um sich dem Wasser anzupassen.

Mein erster Kontakt mit einer koreanischen Serie und dann so ein Reinfall. Versteht mich nicht falsch, optisch muss sich „The Silent Sea“ wahrlich nicht hinter anderen Produktionen verstecken, Sets und Effekte sind erstklassig. Aber die Erzählweise hat mich wirklich Nerven gekostet, die Story hätte einen guten 90-Minuten-Film ergeben, wurde aber auf acht elend lange Folgen ausgewalzt. Dazu sind die Dialoge mimisch teilweise so leidenschaftslos vorgetragen, als läsen die Protagonisten das Telefonbuch vor. Dass es zum Ende hin dann doch noch interessant wird, ist ein schwacher Trost.

2 von 5 Bananen mit steinerner Miene.