Star Trek: Picard | Monsters (2×07)

„You‘ll do so much with this pain. You‘ll save worlds with it. “

Picard muss sich mit Tallinns Hilfe seiner Vergangenheit stellen. Seven und Raffi suchen nach Jurati. Spoiler!

It‘s not my job to be interesting

Nachdem er ins Koma gefallen ist, findet sich Picard bei einem Therapeuten wieder. Tallinn, die in seinen Verstand eintaucht, begegnet allerdings zunächst dem jungen Jean-Luc. Der behauptet, dass seine Mutter von Monstern entführt wurde, und besteht darauf, dass er nicht fortgehen kann, ohne sie zu retten. Tallinn möchte helfen, und dabei treffen sie schließlich auch auf den alten Picard, der nun auch den vermeintlichen Therapeuten wiedererkennt: Es ist sein Vater. Auf der La Sirena entdecken Seven und Raffi in der Zwischenzeit, dass Jurati von der Borg-Königin übernommen wurde, und machen sich auf die Suche nach ihr.

Interessant, aber zum falschen Zeitpunkt

Vielleicht liegt es an mir, aber ich habe wirklich das Gefühl, dass diese Staffel einfach nur ziellos herumirrt. Es fehlen nur noch drei Folgen, aber ich habe nicht den Eindruck, dass wir uns irgendeinem Ziel annähern. Stattdessen sitzen wir auf etlichen nur angerissenen Plots, die wenig bis nichts miteinander zu tun haben, während unsere Protagonisten wie Dampfwalzen durch die Vergangenheit poltern. Und so reizvoll es sein mag, die Psyche eines Mannes wie Picard zu erforschen: Muss das ausgerechnet jetzt sein? „Monsters“ ist zwar keine klassische Füllepisode, hält die Story aber erneut unnötig auf.

Tallinn: „There was no monster chasing your mother.“
Maurice: „No, there was. There always was. But I couldn‘t save her either. Not from her own mind.“

Eine Kindheit zwischen Fantasie und harter Realität

Lasst mich zunächst aber kurz meinen Triumph auskosten, weil ich endlich mal etwas richtig vorhergesagt habe: Picards Mutter Yvette war in der Tat manisch-depressiv. Sie lebte in ihrer eigenen Welt, die bevölkert war von Helden und Monstern. Für einen kleinen Jungen muss das beängstigend sein, denn in dem Alter betrachtet man die Eltern schließlich als unfehlbar und allmächtig. Es ist insoweit sogar nachvollziehbar, dass er in einer Art Schutzmechanismus die Fantasiewelt seiner Mutter übernommen hat, in der sein rationaler Vater dann ganz automatisch zum Feind wurde.

Was ich nicht verstehe, ist, wie Picard scheinbar bis ins hohe Alter an dieser Vorstellung festhalten konnte. Hätte er nicht irgendwann, als er erwachsen wurde, bestimmte Ereignisse anders bewerten und einordnen müssen? Wollen mir die Autoren etwa ernsthaft erzählen, dass Picard selbst jetzt noch geglaubt hat, dass seine Mutter von echten Monstern heimgesucht wurde und sein Vater ein herrschsüchtiger Mann war, der sie grundlos eingesperrt hat? Ganz zu schweigen davon, dass er seinen Vater nicht mal wiedererkannt hat. Das wurde zwar höchstwahrscheinlich vor allem zur Verwirrung der Zuschauer so inszeniert, wirkt dadurch aber nicht weniger seltsam.

Unnütze Laienpsychologie

Am Ende frage ich mich aber vor allem, was uns all das jetzt eigentlich gebracht hat. Picard hat sich selbst von Klein auf als Beschützer verstanden und wurde so der Mann, der er heute ist. Das ist ein nettes Gimmick, mehr aber auch nicht. Es bringt uns nicht voran, es verrät uns eigentlich nicht mal etwas darüber, warum er sich so schwer tut, sich anderen Menschen gegenüber zu öffnen. (Wir erinnern uns, damit fing die Staffel vor gefühlten Äonen mal an.) Es wird angedeutet, dass da noch mehr ist, aber dann wachen Picard und Tallinn auch schon auf, und die Sache ist vergessen. Bleibt überhaupt Zeit, noch mal darauf zurückzukommen?

Teresa: „Are you from outer space?“
Rios: „No, I‘m from Chile. I just work in outer space.“

Scheiß doch auf die Zeitlinie

Wie gesagt, inhaltlich ist „Monsters“ ein Leichtgewicht. Rios flirtet wieder mit Teresa und bringt sie und ihren Sohn am Ende sogar auf die La Sirena. Ehrlicherweise haben sie zu dem Zeitpunkt aber bereits so massiv in die Zeitlinie eingegriffen, dass das vermutlich auch keinen Unterschied mehr macht. Seven und Raffi reden ein bisschen meta über Rios und Jurati, und dass sie ja das wesentlich interessantere Paar sind, wo ich mich ehrlich gesagt nur gefragt habe: Welches Paar? Und dann jagen sie Jurati hinterher, die im wehenden roten Kleid durch die Gegend läuft und Fensterscheiben zerhaut, weil das Endorphine freisetzt oder so. Ach ja, und am Ende werden Picard und Guinan vom FBI festgenommen, weil eine Überwachungskamera aufgezeichnet hat, wie sich Picard gedankenlos durch die Gegend hat beamen lassen. Sag ich doch: Dampfwalze.

Monstrous Notes

• Ein riesiges Shoutout an James Callis, der Picards Vater Maurice spielt! Nennen wir es ruhig Ironie, dass ich vorletzte Review noch „Battlestar Galactica“ erwähnte, worin er Gaius Baltar spielte, nämlich ausgerechnet die Figur, die ständig vom Geist eines Cylons verfolgt wurde.
• Tallinn ist Romulanerin und damit mutmaßlich eine Vorfahrin von Laris. Irgendwie haben die bei „Star Trek“ eine komische Vorstellung von Genetik, dass da ganze Generationen haargenau gleich aussehen.
• Lasst mich raten, Guinans Versuch, Q zu rufen, funktioniert nicht, weil er seine Kräfte verloren hat?
• Oh, und Renée? War offenbar wichtig für exakt fünf Minuten, ihr weiteres Schicksal wird hier nur noch in einem Nebensatz erwähnt.

2 von 5 Bananen hinter der weißen Tür.

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