Star Trek: Discovery | Going Home (4×13)

„Love always ends in grief, but we can’t let the pain do this to us.“

Die Discovery versucht selbst, Tarka aufzuhalten, um die fragile Beziehung mit den 10-C nicht zu gefährden. Spoiler!

Good news is I can get us out and we should survive

Da Spezies 10-C auf die Bitte der Discovery, bei der Verfolgung von Tarka zu helfen, nicht reagiert, befreien sie das Schiff mithilfe des Sporen-Antriebs selbst. Die einzige noch verbliebene Möglichkeit, Tarka aufzuhalten, besteht nun darin, ein Shuttle in Books Schiff zu steuern – wofür sich General Ndoye freiwillig meldet. Während Tarka bei der Zerstörung stirbt, wird Book kurz vorher hinaus gebeamt, doch das Signal kommt nie auf der Discovery an. Als sie kurz darauf den Erstkontakt mit den 10-C wiederaufnehmen, stellt sich heraus, dass sie das Signal abgefangen haben und Book zurückbringen können. Spezies 10-C beendet die Minenarbeiten und erklärt sich bereit, bei der Behebung bereits verursachter Schäden zu helfen.

Uninspiriert, chaotisch, verkitscht

Was für ein monumentales Kitschfest. War das ernst gemeint? Oder wurde da am Ende eine Fanfiction verfilmt, die ein Autor versehentlich an seinen Chef weitergeleitet hat? Nein, also ich kann die weitgehend positiven Kritiken zu diesem Staffelfinale nicht nachvollziehen. „Going Home“ ist nicht nur in seiner Dramaturgie völlig unausgeglichen (halbe Stunde Hektik, halbe Stunde emotionales Gequatsche), es ist auch alles so fürchterlich nichtssagend. Wieder mal ein Finale mit Action und einer Lösung in letzter Sekunde, wieder mal Friede, Freude, Eierkuchen und kollektives Sich-selbst-auf-die-Schulter-Klopfen. Pff.

„Tell them each of us is an individual one. We are also one as a whole. Our appearances and experiences differ yet we all seek happiness, freedom, security, equality. We want that for our children, just as you do for yours. There is so much that unites us.“

Der Aggressor wird zum Moralapostel

Ich denke, mein persönlich größter Aufreger der Staffel ist die Rolle von Book. Wie ich schon beim letzten Mal schrieb, machte es dadurch, dass der Plot ewig in die Länge gezogen wurde und er deshalb mehrfach von Tarka übertölpelt wurde, den Eindruck, als sei der Mann minderbemittelt. Ja, und als wäre das noch nicht absurd genug, versucht er gleich noch einmal, Tarka zu bequatschen. Warum es diesmal funktioniert? Das weiß maximal der Drehbuchautor, ich hab ihm seine plötzliche Reue und Trauer jedenfalls nicht abgenommen. Seine Heldenpose à la „dafür sollst wenigstens du leben“ übrigens auch nicht.

Dass Book dann aber auch noch quasi der Wortführer beim Erstkontakt 2.0 mit Spezies 10-C wird, das schlägt dem Fass den Boden aus. Eben noch war er semi-aktiv daran beteiligt, sie allesamt in die Luft zu jagen, und jetzt macht er ihnen Vorhaltungen, weil sie nicht wussten, was ihre Maschinen anrichten? Ich weiß nicht, ob das nur bei mir so ankam, aber ich fand seine Rede nachgerade unverschämt. Nein, es reicht nicht, dass ihr euch entschuldigt und künftig nur in unbewohnten Gebieten Boronite abbaut. Ihr müsst auch den Dreck wegmachen. Wtf? So redet man nicht mit einer fremden (überlegenen!) Spezies, die man gerade angegriffen hat, und zu der man erst noch freundschaftliche Beziehungen aufbauen muss.

Jede Menge Opferbereitschaft, aber kaum Konsequenzen

Das Schlimme ist, trotz einer Laufzeit von immerhin einer Stunde kann ich sonst nur wenig über „Coming Home“ sagen. Es gibt ein Wiedersehen mit Tilly, die als Lehrerin offenbar voll in ihrem Element ist und das Quirlige, das sie einst so sympathisch machte, komplett abgelegt hat. Und natürlich will auch sie sich heldenhaft opfern, um die Erde noch ein wenig länger vor herabfallenden Asteroiden zu schützen, die die DMA vor sich her schiebt. Überhaupt wollen sich in dieser Folge alle unbedingt opfern. Dass am Ende tatsächlich nur Tarka stirbt, also genau die eine Person, die sowieso keiner mochte, macht das Ganze nur noch lächerlicher.

Apropos, die wundersame „Wiederbelebung“ von Book war doch der Gipfel der Schmalzigkeit, oder? Ich musste in der Szene lauthals lachen, weil Michael so tränenreich erklärt, dass einer der zwei Männer in dem angreifenden Schiff ihr „One“ war, und die 10-C dann so meinen, hey, wir haben hier ein Transportermuster abgefangen, hoffentlich ist das der richtige Kerl. Übrigens besteht Books ganze Strafe in gemeinnütziger Arbeit. Jep, versuchter Genozid, aber egal, wir lassen ihn ein bisschen Dreck aufkehren.

Reno: „The upside is, when we hit the hyperfield, we’ll be vaporized immediately.“
Book: „Where’s the upside in that?“
Reno: „We’ll die fast. I hate pain.“

Gute Ansätze, doch insgesamt zu viel emotionaler Ballast

Mein Fazit zur Staffel? Ganz ehrlich, ich kann mich durch die Unterbrechung inzwischen kaum noch an die erste Hälfte erinnern. Anfangs war ich noch ganz angetan davon, dass man sich des schwierigen Themas Trauer annehmen will, doch irgendwann ist das dermaßen ausgeufert, dass „Star Trek: Discovery“ ein bisschen wie ein zu langer Werbespot für Therapie wirkte. Überhaupt fühlen die plötzlich alle so viel und müssen ständig drüber reden. Das hat alles nicht mehr viel mit Science-Fiction zu tun, sondern ist Drama im Weltraum.

Und dann war da natürlich das Phänomen des vermeintlichen Schwarzen Lochs, das sich als Minen-Equipment einer außergalaktischen Spezies herausstellt. Eine Idee, aus der man zweifellos mehr hätte machen können, doch im Großen und Ganzen hat das die Staffel wirklich gerettet. Die Tatsache, dass die Crew der Discovery tatsächlich mal forschen konnte, hat zumindest für mich viel dazu beigetragen, dass die Staffel trotz all der Gefühlsduselei auszuhalten war. Leider wurde der Fokus zu spät auf Spezies 10-C gelenkt, wodurch der Erstkontakt derart gerafft abläuft, dass er in Teilen schlicht nicht glaubwürdig ist.

Dass es mit der Serie weitergehen wird, ist bereits sicher, die Frage ist eher das Wie. Denn „Going Home“ ist nicht nur ein schamloses Happyend, es ist auch erstmals ein wirklicher Abschluss. Die Gefahr ist abgewendet, der Erstkontakt war ein Erfolg, die Föderation wächst. Mit welchen Problemen es unsere Helden in der nächsten Staffel zu tun kriegen, steht völlig in den Sternen. Fest steht nur: Michael Burnham wird sie lösen. Und bei aller Frustration bin ich zumindest im Hinblick auf „Star Trek“ Masochistin genug, dass ich das Ganze auch dann wieder reviewen werde. Es kann nur besser werden?

Coming Notes

• Ich hätte ausführlicher drüber schreiben können, aber da die Folge nichts daraus macht, ist es letztendlich auch egal, dass Spezies 10-C eine Art Kollektiv ist, denen sie das Prinzip von Individuen erst erklären müssen.
• Fesch auch, dass sie letzte Woche mit Mühe und Not „5 + 4 = 9“ formulieren konnten und jetzt plötzlich komplexe Unterhaltungen mit den 10-C führen.
• Als sie den Sporen-Antrieb ausbrennen und Rillak dann meint, es würde Jahrzehnte dauern, mit Warp nach Hause zu fliegen, da hatte ich ganz kurz Angst, dass das jetzt das neue „Star Trek: Voyager“ wird.

1 von 5 Bananen, die sich echt ganz dringend opfern wollen.

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