Star Trek: Deep Space Nine | Hippocratic Oath (4×04)

„We came here to be free of the Vorta. It is time to stop living by their rules.“

Bashir und O’Brien werden von Jem’Hadar gefangengenommen und vor ein moralisches Dilemma gestellt. Spoiler!

Now you’re like this human – weak, soft, inferior

O’Brien und Bashir geraten beim Rückflug aus dem Gamma-Quadranten in ein Plasmafeld und müssen auf einem Planeten notlanden. Dort werden sie von einer Gruppe abtrünniger Jem’Hadar aufgegriffen, die von Bashir verlangen, eine Möglichkeit zu finden, ohne Ketracel-White zu überleben – wie es vor drei Jahren ihrem Anführer Goran’Agar gelungen ist. Bashir sieht eine Chance und möchte helfen, O’Brien aber will um jeden Preis fliehen.

Eine moralische Grauzone

Schon beim ersten Sehen hat mich „Hippocratic Oath“ damals tief beeindruckt. Es war, als verstünde ich zum ersten Mal das Ausmaß, in dem „Deep Space Nine“ das „Star Trek“-Universum verändert hat. Zu Zeiten von „The Next Generation“ hätte es den hier thematisierten Konflikt vermutlich gar nicht gegeben. Es wäre einfach klar gewesen, dass sie helfen müssen.

Bashir: „We are dealing with a complex situation here.“
O’Brien: „No, it is not complex. It is simple.“

In der Frage gibt es kein Richtig oder Falsch

Das Spannende an der Folge ist, dass sie uns keine einfachen Antworten liefert. Hat Bashir recht, der glaubt, dass sich die anderen Jem’Hadar genau wie Goran’Agar ohne die Droge vom Dominion lossagen werden? Oder O’Brien, der die Korrelation zwischen Drogenabhängigkeit und Loyalität zumindest in Frage stellt? Das muss am Ende jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden.

Es ist freilich ein Wagnis der Autoren, ausgerechnet zwischen Bashir und O’Brien eine Schneise zu schlagen, nachdem so viel Zeit in den Aufbau ihrer Freundschaft investiert wurde. Ehrlicherweise hätte die Geschichte aber mit keiner anderen Paarung so gut funktioniert. Eben, weil die beiden einander mögen, in dieser Situation aber dem Rangsystem der Sternenflotte unterworfen sind. Bashir beschließt, O’Briens Befehlsverweigerung nicht zu melden, weil ihm die Freundschaft wichtiger ist. Unnötig zu erwähnen, dass das eigentlich ein ernstes Problem ist.

Loyalität unter Soldaten

Gespiegelt wird diese Beziehung von der strengen Hierarchie unter den Jem’Hadar. Goran’Agars Männer vertrauen darauf, dass er das Richtige tut. Allerdings nicht, weil sie an dasselbe glauben wie er, sondern weil er ihr „First“ ist, ihr Kommandant. Als das Ketracel-White zur Neige geht, ohne dass Bashir irgendeinen Fortschritt macht, ist es nur das, was sie daran hindert, sich gegen ihn zu stellen.

Wir erfahren nie, was es mit Goran’Agar auf sich hat. Hat sein Körper tatsächlich irgendwie gelernt, selbst Ketracel-White zu produzieren? Oder war er von Anfang an eine genetische Mutation, wie Bashir vermutet? Auch das ist eine spannende Überlegung: Man würde meinen, dass die Founder (respektive die Vorta) jeden „fehlerhaften“ Soldaten sofort aussortieren. Aber warum sollten sie? Allein der Glaube, das Ketracel-White zu brauchen, dürfte in den meisten Fällen ausreichen, um die Jem’Hadar zu kontrollieren.

„I have fought against races that believe in mythical beings who guide their destinies and await them after death. They call them gods. The Founders are like gods to the Jem’Hadar. But our gods never talk to us, and they don’t wait for us after death. They only want us to fight for them and to die for them.“

Alte Gewohnheiten sterben langsam

In einer Nebenhandlung geht es darum, wie schwer Worf sich damit tut, sich auf der Station einzuleben. Als ehemaliger Sicherheitschef kann er einfach nicht anders und stellt Odos Methoden mehrfach in Frage. Doch wie Sisko so schön formuliert: „Let’s just say DS9 has more shades of gray.“ Das Leben auf einer Station ist eben anders als auf einem in sich geschlossenen Raumschiff.

Hippocratic Notes

• Großartig, wie sich O’Brien zu Beginn in eine Sackgasse redet und dann fast sagt, er wünsche sich, Keiko sei mehr wie Bashir.
• Die Droge, die die Jem’Hadar brauchen, wird in dieser Folge zum ersten Mal namentlich genannt. Und es klingt durch, dass es gar nicht so sehr die Founder als vielmehr die Vorta sind, die sie kontrollieren.

4 ½ von 5 Bananen, die den Befehl verweigern.

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