The Handmaid’s Tale | Home (4×07)

„My name is June Osborne. I‘m a citizen of the United States of America. I seek asylum in the country of Canada.“

In Kanada angekommen, tut June sich schwer, wieder in einen normalen Alltag zu finden. Spoiler!

All I want is culture shock

June kommt in Kanada an und ist überwältigt von den vielen Eindrücken. Vor allem Luke bemüht sich, ihr möglichst viel Freiraum zu geben und sie vor den drängenden Fragen Tuellos zu schützen. Doch das Trauma sitzt tief, so sehr sich June auch bemüht, zur Normalität zurückzukehren. Selbst das Wiedersehen mit Nichole kann nicht verhindern, dass sie sich weiterhin die Schuld dafür gibt, Hannah zurückgelassen zu haben. Als sie dann auch noch von Serenas Schwangerschaft erfährt, findet sie keine Ruhe, ehe sie sie nicht gesehen hat.

Der lange Weg in die Normalität

„Home“ ist schwierig, denn es ist einerseits so befriedigend, June endlich in Freiheit zu sehen, andererseits ist allzu offensichtlich, dass sie völlig überfordert ist. Dass Kanada genauso wenig ihr Zuhause ist, wie es Gilead war. Die Leute um sie herum bemühen sich redlich, allen voran Luke, was ehrlicherweise mein Highlight der Folge war. Dass er June die Freiheit lässt, ihm vorerst aus dem Weg zu gehen und lieber viele Menschen um sich herum zu haben, ist nicht selbstverständlich.

„What, you have nothing to be sorry about, don‘t you realize. Ever since the boat, when you were apologizing, that‘s crazy, like I should be the one apologizing. June, I tried to get you out. I did. I tried to find Hannah, and I tried every day, and I failed, and I‘m sorry.“

Sie verschließen die Augen vor Junes Trauma

Aber genau hier beginnen für mich auch schon die Probleme, denn irgendwie verschließen alle, aber auch wirklich alle die Augen vor dem Trauma, das June erlitten hat. Ich war ehrlich gesagt schockiert, dass ihr nicht sofort ein Psychologe zur Seite gestellt wird, der sie auffängt. Aus Sicht von Luke und Moira mag es vielleicht richtig sein, dass sie sie sofort mit zu sich nach Hause nehmen, aber mir war dieser Gedanke irgendwie unangenehm. Keiner von ihnen hat auch nur die geringste Ahnung, was sie speziell in den letzten Tagen und Wochen durchgestanden hat.

Luke immerhin, das kann ich nur nochmals betonen, hält sich angenehm zurück. Er lässt June Tempo und Richtung selbst bestimmen, denn die Kluft zwischen ihnen beiden ist nicht zu übersehen. Moira beweist in meinen Augen weniger Feingefühl, sie geht das alles sehr pragmatisch an, obwohl ich gerade von ihr mehr Verständnis erwartet hätte. Vielleicht liegt es daran, dass sie nicht so lange in Gilead war. Womöglich wäre es besser gewesen, Emily mehr einzubinden, denn sie versteht vielleicht noch am ehesten, wie es June gerade geht.

June braucht dringend Hilfe

Nur, wie geht es June? Das ist die vielleicht wichtigste Frage, und sie wird uns eigentlich nicht beantwortet. Sie wirkt einerseits so zerbrechlich, so in sich gekehrt und distanziert, als sei ihr diese neue Welt noch nicht ganz geheuer. Und gleichzeitig hat sich so viel Wut in ihr aufgestaut, für die sie nun kein Ziel mehr hat. Als sie Serena verbal so massiv angeht, ist das sicherlich auch gegen sie persönlich gerichtet, aber in erster Linie wohl eine Ersatzhandlung. Die Wut über das, was ihr angetan wurde (von Serena, aber auch anderen), musste raus.

Was letzten Endes auch zeigt, wie dringend sie eine jemanden zum Reden braucht. Professionelle Hilfe. Die wahrhaft bedrückendste Szene war, als sie von Serena zurückkehrt und Luke im Bett geradezu überfällt. Ich habe andere Reviewer gelesen, die Luke vorwerfen, dass er June nicht bremst, weil sie für Intimität noch gar nicht bereit ist. Aber so habe ich das gar nicht interpretiert, für mich war das nahe an einer Vergewaltigung. June überhört jeglichen Protest, es geht ihr in dem Moment nur um sich und darum, Macht auszuüben. Mit Luke trifft es da freilich den Falschen.

„Do you know why God made you pregnant? So that when He kills that baby inside your womb, you will feel a fraction of the pain that you caused us when you tore our children from our arms. Do you understand me? Do you understand me?“

Serena und Fred erneut im Hass vereint

Was Serena angeht, hat June es natürlich komplett verkackt. Zunächst war die nämlich entschlossen, Fred vollständig aus ihrem Leben auszuschließen. Doch nach Junes Auftritt rennt sie zielsicher wieder zu ihm zurück und bittet ihn um Hilfe. Andererseits, das nennt sich dann wohl Konsequenz, denn das Einzige, was die beiden seit jeher geeint hat, ist ihr Hass auf June. Übrigens ist mir dabei aufgefallen, dass Fred June nach wie vor Offred nennt. Er betrachtet sie noch immer als sein persönliches Eigentum, nicht als eigenständige Person.

Blessed be the fruit

• In dieser Serie überlässt man visuell ja nichts dem Zufall, daher fand ich es äußerst aufschlussreich, dass der Bademantel im Hotel ausgerechnet rot ist.
• Es ist so ein kleines Detail, aber es ist schön, dass Luke Nichole „our daughter“ nennt. Auch June entgeht das nicht.
• Ich weiß, dass das keiner hören will, aber jetzt, wo Serena von Fred schwanger ist, besteht durchaus die klitzekleine Möglichkeit, dass er auch der Vater von Nichole ist.
• Der Kartoffelchips-Dialog hat mich mit der Zeitangabe von sieben Jahren total rausgerissen. War June so lange in Gilead? Wow, dann ist Hannah bereits ein Teenager und könnte bald verheiratet werden.

5 von 5 gesunden Bananenchips.

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