Liebeshandlungen | Quickie: „Tiefe Wasser“

„Wieso bist du der einzige Mann, der mit mir zusammenbleiben will?“

Liebesgeschichten in Filmen und Serien sind auf ihre Weise immer gleich, da sie festen Regeln folgen. Mit der Realität hat das oft wenig zu tun, denn sie sind eher als Eskapismus gedacht. Eine etwas andere Liebesgeschichte erzählt der Psychothriller „Tiefe Wasser“ mit Ben Affleck und Ana de Armas.

Stille Wasser sind tief

Die Ehe von Vic und Melinda van Allen wirkt auf den ersten Blick wie aus dem Bilderbuch. Sie sind wohlhabend, haben eine clevere kleine Tochter und erfreuen sich eines großen Freundeskreises, mit dem sie die Abende verbringen. Doch wo Vic Ruhe und Stabilität bevorzugt, sehnt sich Melinda nach Abenteuer, was sie in kaum verhohlenen Affären auslebt. Ein Arrangement, das Vic toleriert, um sie nicht zu verlieren, doch in seiner Eifersucht versucht er, die jeweiligen Liebhaber seiner Frau subtil zu vergraulen. Funktioniert das nicht, wird der Konkurrent eben gewaltsam aus dem Weg geräumt.

Der 2022 direkt auf verschiedenen Streamingportalen veröffentlichte Erotik-Thriller „Tiefe Wasser“ ist bereits die zweite Verfilmung des gleichnamigen Romans von Patricia Highsmith. Obwohl man einwenden könnte, dass von Erotik doch vergleichsweise wenig zu spüren bzw. zu sehen ist (und das bei „9 ½ Wochen“-Regisseur Adrian Lyne!), funktioniert der Film als psychologisches Kammerspiel hervorragend. Vor allem ist er ein Paradebeispiel für Machtspielchen innerhalb einer Beziehung, denn eigentlich ist niemals klar, wer hier die Zügel in der Hand hält. Ist es Melinda, die ihren Mann mit zahllosen Liebhabern düpiert? Oder Vic, der die Lover reihenweise abmurkst und auf Partys damit kokettiert? Tatsächlich bleibt man am Ende fast schockiert auf der Erkenntnis hocken, dass diese Ehe nur so und nicht anders funktionieren kann. Denn dass Vic für sie tötet, ist für Melinda mindestens genauso aufregend wie die Affären selbst, während er es braucht, um sie kämpfen zu müssen.

Fazit: Ein hintergründiger Film, der meiner Meinung nach zu Unrecht verrissen wird, da er das Machtgefüge einer Liebesbeziehung ungewöhnlich schonungslos offenlegt.

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