Im Schnelldurchlauf | Serien im August

„Ich möchte den Propheten, König oder Gott sehen, der tausend Katzen dazu bringt, zur gleichen Zeit das gleiche zu tun.“
(„The Sandman“)

Für einen August ging es in puncto Serien überraschend heiß her (pun intended), so viele Neustarts sind für einen Sommer eher ungewöhnlich. Qualitativ war es dennoch ein durchschnittlicher Monat, doch das heißt nicht, dass es keine Highlights gab. Spoiler!

Resident Evil (Staffel 1)

Jade und Billie Wesker ziehen mit ihrem Vater Albert nach New Raccoon City, einer modernen Wohnanlage für die Mitarbeiter der Umbrella Corporation. Albert ist maßgeblich an der Entwicklung eines Antidepressivums beteiligt, das das gefährliche T-Virus enthält und überdosiert einige verstörende Nebenwirkungen hat: Menschen verwandelt es in willenlose Zombies, Tiere in gigantische Monster. Vierzehn Jahre später, als der Großteil der Menschheit vom T-Virus befallen ist, sucht Jade nach Hinweisen, dass sich die Zombies organisieren, was auf eine Abschwächung des Virus hindeuten würde.

Die neueste „Resident Evil“-Interpretation ist nicht grundlegend schlecht, häuft im Verlauf seiner acht Folgen aber so viele handwerkliche Fehler an, dass man sich schon fragen darf, wer hierfür grünes Licht gegeben hat. Wer kommt auf die Idee, Teeniedrama mit postapokalyptischem Splatter-Horror zu verbinden? Dazu kommen teils völlig unmotivierte Handlungen, die tatsächlich so wirken, als steuere jemand ohne jegliches Vorwissen die Figuren durch ein Game. Die Monster-Action entschädigt ein wenig, aber letztendlich wird einfach nur viel Potenzial verschwendet. (PS: Die Serie wurde inzwischen abgesetzt.)

1 ½ von 5 Bananen, die gemobbt werden.

The Librarians (Staffel 4)

Flynn und Eve bereiten sich auf die Verankerungszeremonie vor, mit der sie sich für immer an die Bibliothek binden wollen, um diese in der realen Welt zu halten. Da taucht unerwartet Nicole auf, Flynns frühere Hüterin, die er für tot gehalten hat. Sie behauptet, dass es niemals mehr als einen Bibliothekar geben darf – und bringt offenbar auch Flynn zum Zweifeln, denn eines Tages ist er einfach weg. Während Jacob, Ezekiel und Cassandra versuchen, das Tagesgeschäft am Laufen zu halten, rückt der Tag der Verankerung immer näher. Doch wen soll Eve jetzt wählen?

Ich gebe zu, nach vier Staffeln bin ich doch ein wenig wehmütig, dass „The Librarians“ zu Ende ist. Die Serie konnte sich nie so recht von ihren übertriebenen Albernheiten und dem teils slapstickigen Schauspiel lösen, doch irgendwie hatte das alles auch Charme. Vor allem dreht sich in der letzten Staffel alles um die Bibliothek selbst und die Bibliothekare, die sich fragen, ob das wirklich das ist, was sie bis an ihr Lebensende machen wollen. Neben dem dystopischen Schluss-Zweiteiler ist vor allem Folge 4 „Die Magie des Kinos“, wo unsere Helden durch diverse Filme springen, ein absolutes Highlight.

4 von 5 Bananen, die sich als Lady Gaga van Damme ausgeben.

Stone: „Wir suchen zwei Kollegen, die gestern hier waren.
Jade: „Können Sie sie beschreiben?
Ezekiel: „’ne große Blondine und ein Klugscheißer.
(„The Librarians“)

 

Paper Girls (Staffel 1)

Die Zeitungsausträgerinnen Erin, Mac, Tiff und KJ legen sich am Morgen nach Halloween des Jahres 1988 mit zwei vermeintlichen Nachbarsjungen an und geraten unversehens in einen Zeitkrieg. Plötzlich befinden sie sich im Jahr 2019 und treffen die erwachsene Version von Erin, mit deren Hilfe sie STF Underground aufspüren – eine Widerstandszelle, die sich gegen die Alte Wache stellt, die den Status Quo der Geschichte erhalten will. Doch der Versuch, nach Hause zurückzukehren, schlägt fehl, und die Mädchen landen im Jahr 1999 ohne Aussicht auf eine weitere Faltung, mit der sie heimkehren können.

„Paper Girls“ ist für mich der erste Überraschungshit dieses Jahres. Wie bei den meisten Geschichten übers Zeitreisen sollte man deren genaue Logik nicht zu genau hinterfragen (wieso sind ihre erwachsenen Versionen noch da, nachdem die Kinder aus ihrer Zeitlinie gerissen wurden?), das ist aber auch nicht zentrales Thema der Serie. Vielmehr geht es um Identität, Selbstfindung, um den Verlust von Träumen. Das ist mit viel Witz und Weisheit erzählt und macht dank der unfassbar guten Darstellerinnen (Sofia Rosinsky als Mac!) jede Menge Spaß. Extraplus: Die Musik.

5 von 5 Bananen, denen vom Tampon das Bein abgefallen ist.

The Sandman (Staffel 1)

Lord Morpheus a.k.a. Dream, der Herrscher über das Traumreich, wird von Roderick Burgess durch ein magisches Ritual gefangengenommen und seiner Insignien beraubt. Obwohl Burgess eigentlich Death wollte, lassen er und später sein Sohn Dream eingesperrt, bis er sich hundert Jahre später schließlich befreien kann. Um sein inzwischen verfallenes Reich wiederaufbauen zu können, muss er zunächst seine Insignien wiederfinden, die in alle Winde verstreut wurden. Und die nächste Bedrohung deutet sich bereits an: Ein seltener Traumwirbel könnte Traumreich und Menschenwelt gleichermaßen zerstören.

„The Sandman“ ist irgendwie eine zwiespältige Sache. Wie ich inzwischen weiß, sind die Graphic Novels eher eine Geschichtensammlung – wofür sich das Serienformat eigentlich anbietet. Doch dadurch werden so viele Plotfäden angerissen, von denen nur etwa die Hälfte überhaupt interessant ist, dass es alles etwas wahllos wirkt. Die Serie startet stark, hat ihren Höhepunkt mit den Folgen 5 und 6 und fällt dann leider steil bergab. Das Finale ist okay, doch für meinen Geschmack lag der Fokus zu stark auf dem Wirbel und zu wenig auf Dream. Ein Augenschmaus: Die für jede Folge individuelle, kaleidoskopartige Abspann-Grafik.

Nachtrag zur zwei Wochen später veröffentlichten Bonus-Episode: Riesenkatzen! Arthur Darvill! ❤️

3 ½ von 5 Bananen, die zur Hölle fahren.

Devi: „Was soll das? Du hast mich grad gecock-blocked!“
Ben: „Man kann keine Frau cock-blocken.“
Devi: „Dann hast du mich eben pussy-pariert.“
(„Noch nie in meinem Leben …“)

Noch nie in meinem Leben … (Staffel 3)

Devi und Paxton sind endlich ein Paar, doch zu Devis großer Überraschung sind ihre Probleme damit nicht auf wundersame Weise gelöst. Stattdessen führt ihre Unsicherheit immer wieder zu Spannungen, bis es selbst Paxton zu viel wird und er sich trennt. Zum Glück aber hat die neue Freundin von Devis Mutter einen gutaussehenden Sohn. Auch Aneesa ist mit ihrer Beziehung unglücklich, denn sie hat das Gefühl, dass Ben immer noch Devi anhimmelt. Als sie dann in einer Gefühlsaufwallung auch noch Fabiola küsst, ist die Verwirrung komplett. Kamala trifft derweil eine Entscheidung bezüglich ihrer Verlobung.

Hand hoch, wer schon damals in der ersten Folge wusste, dass Devi und Ben Endgame werden. „Noch nie in meinem Leben …“ ist nach wie vor eine wirklich gut und amüsante Serie, dennoch war mir die dritte Staffel irgendwie unangenehm. Nie war offensichtlicher, dass sich Devi fast ausschließlich über ihre Beziehungen zu Jungs definiert – und diese ungesunde Einstellung wird noch nicht mal hinterfragt. Schade ist, dass, bedingt durch das 30-Minuten-Format, die Geschichten der anderen Figuren weiterhin nur sehr bruchstückhaft erzählt werden.

3 ½ von 5 Bananen mit Ed-Sheeran-Effekt (es gibt kein bekanntes Heilmittel).

Locke & Key (Staffel 3)

Im Hause Locke steht eine Hochzeit an: Onkel Duncan heiratet seinen Freund Brian. Dafür kehrt auch Tyler nach Hause zurück, der sich – inzwischen achtzehn geworden – nicht mehr an die Schlüssel und die Magie erinnern kann. Dabei könnten die Lockes seine Hilfe gerade gut gebrauchen, denn Captain Frederick Gideon setzt alles daran, an die Schlüssel zu gelangen, um die Grenze zwischen dieser Welt und seiner Dimension zu zerstören. Als Bode einen Zeitschlüssel ausprobiert, bringt er versehentlich Dodge aus der Vergangenheit mit, die mithilfe eines Tricks den Körper des Jungen übernimmt.

Die finale Staffel von „Locke & Key“ ist launisch, um es mal diplomatisch auszudrücken. Die Story mäandert vor sich hin, nimmt seltsame Abzweigungen (musste Ninas frühere Alkoholsucht wirklich noch aufgearbeitet werden?) und gibt am Ende trotzdem nicht genug für acht Folgen her. (Nicht ganz zufällig sind einige kaum eine halbe Stunde lang.) Gideon ist mir als Gegenspieler außerdem zu stereotyp, da war Dodge um Längen vielschichtiger. Immerhin aber findet die Serie einen versöhnlichen Abschluss mit einer überraschend endgültigen Lösung für die Schlüssel.

3 von 5 Bananen, die nicht wissen, wer Norman Bates ist.