Kram & Zeugs | September 2022

„Fühlte sich eher wie aggressive Akupunktur an.“ 
(aus meinem Tagebuch)

Und plötzlich ist Herbst

Geht das nur mir so oder war der September dieses Jahr irgendwie meh? Ich hab den Verdacht, dass es am übergangslosen Wechsel von brütender Hitze zu Sturm und Regen lag, der goldene Herbst war wohl nur ein frommer Wunsch. Jetzt lacht bestimmt keiner mehr darüber, dass ich meinen Wintermantel schon im August habe reinigen lassen, den brauche ich vielleicht früher als mir lieb ist. (Übrigens ja, ich habe meinen Kleiderschrank die Tage schon umgeräumt, ich war so frei.) Aber gut, auf in den Oktober, den Monat der Gummistiefel, Gespenster und Gruselfilme.

Die Haut als Leinwand

Wie ich schon in einer meiner Sonntagslisten berichtet habe, hab ich mir endlich das seit Jahren geplante „Per Anhalter durch die Galaxis“-Tattoo stechen lassen. Die 42 ist natürlich selbsterklärend, den Wal und den Petunientopf dürften aber wirklich nur Fans verstehen. Beim Einsatz des sogenannten Unwahrscheinlichkeitsantriebs verwandeln sich an einer Stelle nämlich zwei Raketen in einen Wal und einen Blumentopf. Dem Wal gehen daraufhin etliche philosophische Gedanken durch den Kopf, während der Petunientopf nur denkt: „Nicht schon wieder.“
Ab hier wird es esoterisch, denn ich hatte immer die Vorstellung vom eigenen Körper als Leinwand. Wenn wir geboren werden, ist sie noch leer, doch nach und nach hinterlässt das Leben Spuren darauf. Sei es die Narbe von der Pockenimpfung als Baby oder die kleine, kreisrunde Stelle, wo ich mir in der Schule beim Linolstich versehentlich das Werkzeug in meine Hand gerammt habe. Und dann gibt es auch Menschen, die ihre Leinwand ganz bewusst füllen, womit wir beim Thema Tattoos wären.
Meine erste Tätowierung hab ich mir mit zwanzig stechen lassen, und während das Motiv selbst keine tiefere Bedeutung hat, ist seine bloße Existenz mit etlichen Gefühlen und Erinnerungen verbunden, die diesen Lebensabschnitt für mich ausmachten. Das neue ist anders, denn der Zeitpunkt ist eigentlich egal, hier geht es allein um das Motiv und darum, was es aussagt. Es geht um das Chaos unserer Existenz, und um ein Universum, in dem alles möglich ist. Okay, und um meine Verehrung für Douglas Adams.

Der September in Bildern

Lesen schadet der Gesundheit

Ich sollte wirklich aufhören, Science-Fiction-Klassiker der 1970er und 80er zu lesen. Egal, welches Buch ich derzeit auch zur Hand nehme, immer gibt es darin Elemente, die eindeutig dystopisch gemeint, heute aber teils schon Realität sind oder zumindest als erstrebenswertes Ziel angesehen werden. Ich weiß nicht, was das über unsere Gesellschaft aussagt – oder über die Autoren, die offenbar doch keine Pessimisten, sondern Realisten waren. Joe Haldemans „Der Ewige Krieg“ hat mich jedenfalls einigermaßen deprimiert, nur um mit „Mockingbird“ von Walter Tevis direkt das nächste Weltuntergangsszenario aus meinem Lesestapel zu picken. Ich glaube, für den Winter nehme ich mir einfach Jane Austen aus dem Regal, da ist die Welt wenigstens noch in Ordnung.

„Reading is too intimate“, Spofforth said. „It will put you too close to the feelings and ideas of others. It will disturb and confuse you.“
(Walter Tevis „Mockingbird“)

Wie war das noch gleich mit dem Klopapier?

Ach, aber an dem Gerücht um die Mangellage beim Klopapier ist wohl was dran – oder die Leute haben aufgrund der Meldung wieder mit dem Hamstern angefangen. Bei Edeka jedenfalls war das Regal mit dem dreilagigen (und damit noch halbwegs bezahlbaren) komplett leer. Ich brauchte keins, fand das aber interessant. (aus meinem Tagebuch)