Star Trek: Strange new Worlds | All those who wander (1×09)

„I want to kill them. But I’d settle for finding any crew alive and getting off of this frozen rock.“

Eine scheinbar harmlose Rettungsmission auf einem Planeten der Klasse L wird zum Überlebenskampf. Spoiler!

Great, now we’re bait

Eigentlich befindet sich die Enterprise auf dem Weg zur Raumstation K-7, um Energiezellen abzuliefern, doch ein Notruf zwingt sie zur Planänderung. Ein Außenteam soll dem Signal der offenbar auf einem Eisplaneten abgestürzten U.S.S. Peregrine nachgehen, während die Enterprise ihren Weg fortsetzt. Doch auf der Oberfläche von Valeo Beta V erwartet sie das nackte Grauen: Die gesamte Crew wurde von Gorn-Babys getötet, nur ein kleines Mädchen und ein Angehöriger einer unbekannten Spezies haben überlebt. Und es bleibt wenig Zeit, das zu verdauen, denn aus dem Unbekannten schlüpfen kurz darauf vier weitere Gorns, die um die Rolle des Alphas kämpfen.

Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt

Die „Star Trek“-Version von „Alien“, und zwar gleich Teil 1 bis 3. „All those who wander“ ist aus so vielen Gründen bemerkenswert, dass ich gar nicht auf alle eingehen kann. Denn das hier ist nicht nur eine wirklich, wirklich gelungene Hommage an „Alien“, sondern auch die vielleicht kompromissloseste und grausamste Episode in der Geschichte von „Star Trek“. Und sie trifft so viel härter, weil wir uns nach acht in sich geschlossenen Folgen daran gewöhnt hatten, dass in dieser Serie nichts ernsthafte Konsequenzen hat. Oh, wie falsch wir doch lagen!

„I never told Hemmer but he reminded me a lot of my dad. Always pushing me to see things from a new perspective, do better, be better. Losing Hemmer hurts. The people you love the most can cause you the most pain, but it’s the people you love that can mend your heart when you feel broken. That’s what Hemmer’s purpose was – to fix what is broken. And he did.“

Plötzlich geht es ums nackte Überleben

Einen großen Teil seines Horrors bezieht „All those who wander“ aus dem radikalen Tonwechsel nach knapp einer Viertelstunde. Diese Crew ist fähig und weiß das, entsprechend entspannt klingt das alles noch, als sie die Mission während eines Essens beim Captain besprechen. Setzt uns einfach ab und fliegt weiter, wir machen das schon. Und dann landen sie auf Valeo Beta V und finden die ersten abgetrennten Gliedmaßen.

So sehr sie sich im Anschluss daran auch bemühen, was wir hier erleben, hat mit souveränen Sternenflottenoffizieren nichts mehr zu tun. Chapel muss mitansehen, wie die Gorn-Babys schlüpfen und eine Kadettin töten – und ist sichtlich erschüttert. Selbst Spock wird plötzlich nervös und zuckt beim kleinsten Geräusch zusammen. Am krassesten aber fällt die Fassade bei Sam Kirk, der völlig die Fassung verliert.

Es trifft nicht nur die obligatorischen Redshirts

Dennoch wiegen wir uns lange in einem Gefühl falscher Sicherheit. Das hier ist schließlich immer noch „Star Trek“, da sterben nur die Redshirts respektive die zwei Crewmitglieder, die erst zu Beginn der Folge eingeführt wurden. Chief Hemmer kriegt eine Ladung Alien-Schleim ab? Sollte die Beute wohl nur blenden, haha, falsches Ziel, weitermachen. Nur, dass es nicht das falsche Ziel war und der Schleim auch nicht blind machen sollte. Ich vermute, La’an wusste es von Anfang an und wollte Hemmer nur Zeit geben, das zu verarbeiten.

Als er schließlich selbst merkt, dass er der Wirt für die nächste Generation von Gorn ist, diskutiert er nicht, verhandelt nicht, sondern opfert sich bereitwillig. Schon in „Memento mori“ hat er erklärt, dass seine Spezies ein entspanntes Verhältnis zum Tod hat, und dass er in dem Gefühl gehen könne, seinen Lebenszweck erfüllt zu haben. Auf uns Zuschauer trifft das andererseits nicht zu, und eine Figur, die wir gerade erst anfingen, besser kennenzulernen, so zu verlieren, ist ein Schlag in die Magengrube.

Chapel: „I understand that Vulcans have a strong, hidden primal nature. I bet you’re a tempest when you’re angry.“
Spock: „It is true that without proper mindfulness Vulcan emotion is dangerous. We use logic to not succumb to anger.“
Chapel: „It’s good to get mad sometimes.“

Alles verändert sich

Fast am Rande passiert außerdem eine Veränderung in Spock, die derzeit noch schwer einzuordnen ist. Chapel schäkert anfangs noch mit ihm, dass es gelegentlich auch mal gut tut, wütend zu werden. Später, als sie versuchen, die Gorns in eine Falle zu locken, ist er dazu gezwungen, seinen Zorn herauszulassen, weil sie nur auf Aggression reagieren. Das Problem: Nachdem er seine Gefühle einmal zugelassen hat, ist er offenbar nicht mehr in der Lage, sie wieder unter Kontrolle zu bringen. Und das ist weniger bedenklich wegen ein bisschen Wut, sondern vielmehr wegen seiner undefinierten Beziehung zu Chapel.

Es ist nicht die einzige Veränderung an Bord der Enterprise. La’an, die die ganze Staffel über damit gerungen hat, das Trauma ihrer ersten Begegnung mit den Gorn zu verarbeiten, sieht nun ihre Chance, endlich einen Abschluss zu finden. Ich denke, dass sie Oriana dabei helfen will, Angehörige zu finden, ist genauso Therapie für das Kind wie für sich selbst. Derweil sieht es so aus, als könnte Uhura ihr Vorhaben, das Schiff und die Sternenflotte zu verlassen, noch einmal überdenken.

All those who note

• Ja, Deep-Space-Station K-7 ist in der Tat die, die später unter Kirk von Tribbles überflutet werden wird.
• Ich hätte nie gedacht, dass ich den Anblick von Spock in einer Küchenschürze unbedingt in meinem Leben brauche, aber es ist so.
• Oriana als Newt-Ersatz funktioniert nicht besonders, dafür bekam ich eine Gänsehaut, als sich Hemmer in einem wahren Ripley-Moment rücklings die Klippe runterfallen lässt.
• Es ist total spannend, dass es nicht nur vom Wirt abhängt, wie schnell die Gorn-Babys schlüpfen, sondern dadurch auch ihre DNS immer anders sind.

4 von 5 mit Alien-Schleim eingerotzten Bananen.

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