Im Schnelldurchlauf | Serien im Februar

„Ich soll ‘ne Obduktion an einer KI durchführen?“
(„Emergence“)

Wow, ja, nach einem herausragenden Start ins neue Jahr habe ich mir im Februar ganz klar die falschen Serien ausgesucht. So viel Müll auf einen Schlag hatte ich lange nicht mehr. Heute also mehr so ein Schnelldurchlauf durch Serien, die ihr euch sparen könnt. Spoiler!

Motherland: Fort Salem (Staffel 3)

Raelle, Tally, Abigail mussten das War College verlassen und sind auf der Flucht, bis ihre Unschuld bewiesen werden kann. Unterdessen erstarkt die Camarilla und vergiftet das Mutter-Myzel, um den Hexen ihre Kräfte zu nehmen. Dadurch erkrankt auch Raelle und wird vom Myzel zu sich geholt, während es General Alder zurückschickt, um die Hüter des „ersten Liedes“ ausfindig zu machen. Dann sieht Tally in einer Vision das vermeintliche Ende der Welt – ausgelöst von Raelles Hexenbombe. In der Cession kommt es zur Konfrontation zwischen den Hexen und den Camarilla.

Vielleicht ist das nur mein Eindruck, doch mir kam die ganze Staffel furchtbar gehetzt vor. Showrunner Eliot Laurence hatte das seltene Glück, schon vorher zu wissen, dass die dritte auch die letzte Staffel sein wird, allerdings hat das wohl auch dazu geführt, dass die Liste, was alles rein muss, am Ende immer länger wurde. Alles in allem hat man die Geschichte zu einem befriedigenden Abschluss geführt, auch wenn mich die Lösung irgendwie ans „Buffy“-Finale erinnerte. Rückblickend hätte ich der Serie einfach mehr Zeit gewünscht, denn da war definitiv noch Potenzial für mehr.

3 ½ von 5 Bananen bei der schnell eingeschobenen Doppelhochzeit.

She-Hulk (Staffel 1)

Bei einem Autounfall kommt Jennifer Walters mit dem Blut ihres Cousins Bruce Banner/Hulk in Kontakt und wird daraufhin selbst zum Hulk. Nach einem kurzen Bootcamp bei Bruce kehrt Jen in ihr normales Leben als Anwältin zurück und ist fest entschlossen, die Sache einfach zu ignorieren. Leider lässt sich ihr Zustand nicht lange geheim halten, was sie am Ende den Job kostet. Eine andere Kanzlei, die gerade eine Abteilung für Superhelden-Recht aufbaut, stellt sie ein, doch nicht etwa als Jennifer Walters, sondern explizit als She-Hulk. Nicht die einzige Identitätskrise, die sie meistern muss.

„Das ist komplettes Chaos, keine dieser Storylines ergibt irgendeinen Sinn“, empört sich She-Hulk im Finale und fasst die Serie damit perfekt zusammen. Hätte ich mich nicht so über ein Wiedersehen mit Tatiana Maslany gefreut, ich hätte „She-Hulk“ sicher nicht bis zum Ende geschaut. Na gut, das und das Wissen, dass Charlie Cox als Daredevil zurückkehrt. (Ohne Witz, die Qualität der Serie steigt um hundert Prozent, kaum dass er die Szene betritt.) Der Rest ist einfach nur ein Kuddelmuddel ohne roten Faden oder Ziel, und der finale Konflikt löst sich selbstreferenziell einfach in Luft auf.

1 ½ von 5 Bananen mit fortschrittlichstem Unterhaltungsalgoritmus.

Nikki: „Du könntest einer der Avengers sein!“
Jen: „Ist man bei den Avengers denn krankenversichert? Gibt’s da Elternzeit? ‘ne Rentenvorsorge? Werden die überhaupt bezahlt?“
(„She-Hulk“)

Emergence (Staffel 1)

Während eines Stromausfalls stürzt am Strand von Southold ein Flugzeug ab. Am Absturzort findet Polizeichefin Jo Evans ein kleines Mädchen, das unverletzt ist, sich aber nicht einmal an ihren Namen erinnern kann. Die Leute, die sich als ihre Eltern ausgeben, stellen sich als Betrüger heraus, deshalb nimmt Jo die Kleine fürs erste mit zu sich nach Hause und gibt ihr den Namen Piper. Doch Piper ist kein normales Mädchen, denn wann immer sie Angst hat, scheint die Elektronik in ihrer Nähe verrückt zu spielen. Mithilfe des Investigativjournalisten Benny Gallagher macht sich Jo auf die Suche nach Pipers Identität.

Da beginnt man eine augenscheinlich klassische Krimiserie über ein Mädchen ohne Identität und findet sich unversehens in einem Sci-Fi-Thriller über Künstliche Intelligenz wieder. Das kam unerwartet, Hut ab. Leider ist die Mythologie, die „Emergence“ aufbaut, viel zu kompliziert, da tauchen im letzten Drittel der Staffel plötzlich noch neue Bösewichte auf, und dann ist eigentlich auch schon die Luft raus. Die Geschichte ist spürbar auf mehrere Staffeln angelegt, zum Glück erreicht sie aber ein Etappenziel und ist somit einigermaßen rund, denn eine Fortsetzung wird es nicht geben.

3 von 5 Nano-Bananen-Bots.

Manifest (Staffel 1)

Am 7. April 2013 besteigen 191 Passagiere in Jamaika die Montego-Air 828. Als sie nach Turbulenzen in New York landen, ist der 4. November 2018. Fünfeinhalb Jahre nach ihrem Verschwinden wurden sie längst für tot erklärt und von ihren Familien betrauert, Angehörige sind in der Zwischenzeit gestorben, Verlobte haben andere geheiratet. Doch nicht nur die Rückkehr in ihr altes Leben fällt den Passagieren schwer, sie alle haben plötzlich Vorahnungen und Visionen. Mithilfe dieser „Berufungen“ verhindern sie Verbrechen, finden Vermisste und decken geheime Experimente an Rückkehrern auf.

Ich hatte „Manifest“ lange auf meiner Liste, obwohl ich gar nicht wusste, worum es darin überhaupt geht. Am ehesten lässt sich die Serie mit „Lost“ vergleichen, auch hier sind Personen und Ereignisse eng miteinander verknüpft und wir erfahren erst nach und nach mehr Hintergründe. Die ersten Folgen muss man durchhalten, da schleicht sich so ein bisschen das Konzept „Berufung der Woche“ ein, in der zweiten Staffelhälfte wird es dann spannender. So ganz hat die Serie ihren Stil in dieser Staffel noch nicht gefunden, aber ihr gelingt es, mich neugierig zu machen, wie die Geschichte weitergeht.

3 von 5 berufenen Bananen.

Carrie: „Vielleicht ist deine Superkraft, du selbst zu sein.“
Jen: „Das ist der dümmste Quatsch, den ich je gehört habe.“
(„Extraordinary“)

Extraordinary (Staffel 1)

In einer Welt voller Superhelden ist derjenige Außenseiter, der keine Superkraft hat. Wie die Mittzwanzigerin Jen, die nicht wie alle anderen mit achtzehn eine Fähigkeit entwickelt hat und deshalb in Beruf wie Privatleben stets den Kürzeren zieht. Da die Behandlung in einer Spezialklinik zu teuer ist, versucht sie mit der Hilfe ihrer besten Freundin Carrie eben selbst, ihre Superkraft zu finden. Währenddessen hadert Carrie selbst, denn weil durch sie Tote sprechen können, hat sie das Gefühl, dass sich eigentlich niemand für sie interessiert. Selbst ihr Freund nicht, der lieber eine Bürgerwehr gründet.

„Extraordinary“ hat es mir schwer gemacht. Die Idee ist originell, aber die Hauptfigur so eine egozentrische Drama Queen, dass mich schon nach zwei Folgen nicht mehr interessierte, was mit ihr passiert. Auch mit dem starken Hang zum Fäkalhumor kann ich nicht so viel anfangen (einer hat die Superkraft, dass sein Arsch ein 3D-Drucker ist, das Bild hat man dann im Kopf). Aaaaber es gibt auch viele wirklich gute Ansätze, vor allem bei den Problemen, mit denen Carrie konfrontiert ist. Am liebsten mochte ich aber die ganze Story um Jizzlord, die dann auch noch mit einem krassen Cliffhanger endet.

2 von 5 Bananen mit magischen Titten … oh, doch nicht.

Tell me Lies (Staffel 1)

Erstsemester Lucy beginnt trotz ungutem Gefühl eine heiße Affäre mit Stephen, der sich nicht auf eine exklusive Beziehung einlassen will, aber angeblich mit keiner anderen schläft. In Wirklichkeit klebt er noch immer an seiner Ex Diana, die ihn jedoch an der kurzen Leine hält. Noch in der Orientierungswoche stirbt Lucys Mitbewohnerin Macy bei einem Autounfall – verursacht von Kommilitone Dale, der Fahrerflucht begangen hat. Obwohl er nur zwei Leute in sein Geheimnis einweiht, zieht die Sache immer weitere Kreise in Lucys Freundeskreis, während Dale zunehmend paranoid wird.

Keine Ahnung, woher die guten Kritiken kommen, ich empfinde „Tell me Lies“ als erzählerische Frechheit. Narzisstische Figuren, eine sich nicht vom Fleck rührende Story (inklusive sich im Kreis drehender Dialoge) und jede Menge Sexszenen, die zwar inhaltlich wichtig, aber größtenteils als plumpes Gerammel gefilmt sind. Und wenn eine Serie mit einem Blick in die Zukunft beginnt, würde man ja eigentlich meinen, dass es darum geht, wie wir dort landen. Doch nein, im Finale platzt plötzlich eine ganze andere Bombe, die in den zehn Folgen zuvor noch nicht mal angedeutet wurde. Was für eine Zeitverschwendung.

1 von 5 Sex, Drugs & Bananen.