Im Schnelldurchlauf | Serien im Mai

„Dein Killer war eine flachbrüstige Psychopathin, so wie’s aussieht.“
(„Killing Eve“)

Auf einer Skala von eins bis genervt, wie oft habe ich euch schon von „Killing Eve“ vorgeschwärmt? Die vier Staffeln waren jedenfalls das Beeindruckendste, was ich diesen Monat gesehen habe … oder überhaupt seit einer Weile. Was sonst noch war, jetzt im Schnelldurchlauf. Spoiler!

Manifest (Staffel 4.1)

Seit Angelina vor zwei Jahren seine Frau Grace getötet und die kleine Eden entführt hat, ignoriert Ben die Berufungen und sucht nur noch nach seiner Tochter. Michaela versucht ihr Bestes, das aufzufangen und den anderen Passagieren zu helfen. Da findet Saanvi heraus, dass die Berufungen offenbar durch eine Verbindung zum „Göttlichen Bewusstsein“ entstehen. Der letzte noch existierende Omega-Saphir könnte die Visionen verstärken und sie so retten. Der aber fällt Angelina in die Hände, und die anderen erkennen, dass das Todesdatum nicht nur für die Passagiere gilt, sondern für die gesamte Menschheit.

Ich gebe zu, in seinem vierten Jahr wird „Manifest“ selbst mir langsam ein bisschen zu esoterisch. Mir gefiel zwar die Idee, dass die Berufungen in Wirklichkeit Erinnerungen sind, aber die Serie hält sich gar nicht erst damit auf, zu erklären, was sie mit „Göttlichem Bewusstsein“ meint. Stattdessen ist das plötzlich Fakt und muss so hingenommen werden. Etwas albern ist dann auch die Schnitzeljagd nach dem Saphir, aber wie Angelina vom kleinen verhuschten Mäuschen zur religiösen Fanatikern und Gefahr für die ganze Menschheit wird, ist tatsächlich gut erzählt.

3 ½ von 5 Bananen im langen, gleißenden, brennenden Blau.

Sweet Tooth (Staffel 2)

Die Hybriden-Kinder befinden sich in der Gewalt von General Abbot, sind aber überzeugt davon, dass Aimee und Jepperd sie retten werden. Als der erste Versuch fehlschlägt und sich die Beiden zunächst auf die Suche nach Mitstreitern machen müssen, beschließen die Kinder, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Und die Zeit drängt, denn Dr. Singh arbeitet an einem Heilmittel gegen die Seuche, dessen wichtigste Zutat aus den Knochen von Hybriden stammt. An Gus zeigt er ganz besonderes Interesse, dann er war der Erste seiner Art und wurde am Ursprungsort der Seuche geboren.

Wenn ich ehrlich bin, konnte mich die zweite Staffel von „Sweet Tooth“ nicht mehr so richtig überzeugen. Das lag aber vor allem daran, dass die Kinder den Großteil der Zeit eingesperrt sind und sich ihre Befreiung eeeewig hinzieht. General Abbot und seine Ambitionen, eine Art Gated Community für Geheilte zu gründen, standen mir zudem viel zu sehr im Mittelpunkt. Immerhin, wir erfahren stückweise mehr über Gus’ Vergangenheit und seine Mutter Birdie. Am Ende wird jedenfalls bereits das nächste Kapitel aufgeschlagen, dem sich die dritte und letzte Staffel widmen wird.

3 von 5 Bananen, die nicht wissen, was eine Kassette ist.

„Dr. Singh: „Danke, Gus, du hast mir etwas gegeben, von dem ich dachte, ich hätte es vor langer Zeit verloren.“
Gus: „Ihren Verstand?“
(„Sweet Tooth“)

Dead Ringers –  Die Unzertrennlichen (Staffel 1)

Die Zwillinge Beverly und Elliot Mantle sind begnadete Gynäkologinnen und teilen auch sonst alles miteinander. Das ändert sich, als Beverly sich in die Schauspielerin Genevieve verliebt und Elliot zunehmend aus ihrem Leben ausschließt. Dank einer großzügigen Investorin können die Mantles schließlich ein modernes Geburtszentrum eröffnen – sollen sich im Gegenzug aber auf Forschungsgebiete konzentrieren, die sich legal wie moralisch in einer Grauzone bewegen. Dann wird Beverly durch eine Samenspende von Genevieves Bruder schwanger.

„Dead Ringers“ war für mich aus zwei Gründen interessant: Zum einen erinnere ich mich dunkel an den gleichnamigen, äußerst verstörenden Film aus den 1980ern, in dem Jeremy Irons die Zwillinge verkörperte. Zum anderen versüßt man uns den Geschlechtswandel der Hauptfiguren mit der wundervollen Rachel Weisz. Der wilde Mix aus Psychodrama und Body Horror hat es in sich (einige Folgen sind zurecht ab 18), doch Herzstück der Erzählung ist zweifellos die geradezu inzestuöse Beziehung der Zwillinge. Das Ende war nicht wirklich meins, aber eigentlich ist es nur konsequent.

4 von 5 genialen, aber völlig verrückten Bananen.

Killing Eve (Staffel 1-4)

Eve Polastri, Agentin des britischen Geheimdiensts, übernimmt die Leitung einer kleinen Arbeitsgruppe, die die Auftragskillerin Villanelle verfolgt. Eve ist fasziniert von der charismatischen Psychopathin, die auf ebenso kreative wie elegante Weise mordet, doch auch Villanelle entwickelt eine Obsession für Eve. Die seltsame Beziehung, die zwischen den beiden Frauen entsteht, kostet Eve erst den Job, dann die Ehe und schließlich fast das Leben. Eves Chefin Carolyn will derweil um jeden Preis die Geheimorganisation „Die Zwölf“ zerschlagen, für die auch Villanelle arbeitet.

„Killing Eve“ wollte ich schon seit Jahren sehen, bislang waren die vier Staffeln allerdings über diverse Streamingdienste und Mediatheken verstreut. Hat sich das Warten gelohnt? Eines jedenfalls steht fest: Sandra Oh und Jodie Comer sind der helle Wahnsinn. Sie bringen eine komplizierte Hassliebe auf den Bildschirm, wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe. Aber es stimmt leider auch, dass die Serie am Ende der zweiten Staffel ihren perfekten Schlusspunkt gehabt hätte und in Staffel 3 und 4 ihren Fokus verliert. So gibt es zwar eine Auflösung des Plots, aber kein wirklich befriedigendes Ende für die beiden Hauptfiguren.

4 ½ von 5 Bananen, die zu fett zum Entführen waren.

Frank: „Bitte. Bitte, lass uns einen Deal machen. Ich habe sehr viel Geld.“
Villanelle: „Ich doch auch.“
Frank: „Ich habe Kinder.“
Villanelle: „Was soll ich denn mit deinen Kindern?“
(„Killing Eve“)

The marvelous Mrs. Maisel (Staffel 5)

Damit sie einen Fuß in die Tür kriegt, verschafft Susie Midge eine Stelle als einzige weibliche Autorin bei der Gordon Ford Show. Nicht unbedingt ihr Traumjob, zumal es ihr die Männer im Team nicht leicht machen. Auch für Susie laufen die Geschäfte gut, doch wie eng sie dadurch mittlerweile mit der Mafia verbandelt ist, wird ihr erst klar, als die im Gegenzug einen Auftritt von Midge einfordern. Für Joel bricht derweil eine Welt zusammen, als Mei ihn verlässt, um sich ganz auf ihre Ausbildung zur Ärztin zu konzentrieren. Um Midge vor der Mafia zu schützen, bietet er im Tausch seinen Nachtclub an.

Wenn die finale Staffel von „The marvelous Mrs. Maisel“ eines deutlich macht, dann, dass den Autoren einzig das Ziel wichtig war, nicht der Weg dorthin. Die Handlung in der Gegenwart kommt praktisch völlig zum Stillstand, stattdessen werden wahllos Flashforwards eingestreut, die uns zeigen, was in der Zukunft aus den Figuren wird. So wissen wir am Ende zwar, dass Midge es schafft, eine berühmte Komikerin zu werden, allein wie, das können wir allenfalls vermuten. In der letzten Szene schließt sie sich nach einer Niederlage jedenfalls heulend im Bad ein. Ein unwürdiger Abschluss für diese einst so geniale Serie.

2 von 5 Bananen, die später mal berühmt werden.