Im Schnelldurchlauf | Serien im Juni

„Life is a football game und you keep showing up in a tutu.“
(„English Teacher“)

Manchmal sind es die Serien, von denen man es am wenigsten erwartet, die einen wirklich umhauen. „Shogun“ und „Dying for Sex“ waren zweifellos die Highlights meines Monats, aber auch „English Teacher“ war eine absolute Überraschung. Wieso, erfahrt ihr jetzt im Schnelldurchlauf. Spoiler!

Firefly (Staffel 1)

Malcolm Reynolds, Captain des heruntergekommenen Firefly-Transporters Serenity, hat eine einfache Philosophie: Jeder Job, der Geld einbringt, ist ein guter Job – egal, ob legal oder nicht. Doch die Aufträge sind rar, und so nimmt die Crew auf Persephone ausnahmsweise ein paar Passagiere an Bord. Darunter befindet sich auch der Arzt Simon Tam, der auffällig besorgt um seine Fracht ist. Kein Wunder, in der Kiste befindet sich seine Schwester River, die er aus einer Spezialschule der Allianz gerettet hat, wo man offenbar Experimente an ihr durchgeführt hat.

Ich habe „Firefly“ das erste Mal vor vielleicht zehn Jahren gesehen. Damals durfte man Joss Whedon als Autor noch bewundern, ohne sich gleich verdächtig zu machen. Und man muss ihm neidlos gestehen, dass die Serie immer noch herausragend ist. Der Mix aus Science-Fiction und Western sollte eigentlich nicht funktionieren, aber dieses Universum ist so reich an Ideen, dass einem Revolver im Weltall nach wenigen Folgen völlig normal vorkommen. Vor allem aber ist „Firefly“ eine Serie über gefundene Familien. Immer noch eine himmelschreiende Schande, dass ihr nur eine Staffel vergönnt war.

5 von 5 Bananen, die dich mit ihrem Gehirn töten können.

Star Wars: Skeleton Crew (Staffel 1)

Die Kinder Wim, Neel, Fern und KB finden eine geheimnisvolle Luke, die zu einem verschütteten Raumschiff gehört. Als sie die Energie wiederherstellen und Wim in seiner Neugier einen Knopf drückt, erwacht der Autopilot zum Leben und bringt sie Lichtjahre von ihrem Heimatplaneten At Attin fort. Um wieder nach Hause zu finden, sind sie auf die Hilfe von Jod Na Nawood angewiesen, auch bekannt als Pirat Crimson Jack. Doch der hat es vor allem auf den sagenumwobenen Schatz abgesehen, der sich auf der verschollenen Welt At Attin verbergen soll.

Für eine Kinderserie überraschend gut. Natürlich kann man „Skeleton Crew“ nicht mit „Andor“ vergleichen, aber das ist auch gar nicht der Anspruch, die Serie kennt ihre Zielgruppe genau und ist entsprechend inszeniert: kurzweilig, spannend, milde gruselig und immer humorvoll – selbst ich fühlte mich da gut unterhalten. Das größte Plus ist, dass die Kinder einmal wirklich Kinder sein dürfen und keine altklugen Genies sind. Top: Die Möglichkeit einer Fortsetzung besteht, doch diese erste Staffel ist als in sich geschlossene Miniserie konzipiert.

3 ½ von 5 Bananen, die das Lichtschwert falschrum halten.

„Vielleicht solltest du da lieber nicht herumliegen. Der Dreck hier ist wirklich dreckig.“
(„Star Wars: Skeleton Crew“)

Dying for Sex (Miniserie)

Als Mollys Krebs nach zwei Jahren zurückkehrt und diesmal unheilbar ist, ist ihr erster Gedanke: Sie hatte noch nie einen Orgasmus mit einer anderen Person. Also verlässt sie ihren Ehemann Steve, der in ihr nur noch einen Pflegefall sieht und sie seit Jahren nicht angerührt hat, und beginnt stattdessen, verschiedene Spielarten von Sexualität auszuleben. Mollys beste Freundin Nikki bemüht sich nach Kräften, Steve zu ersetzen, was die Organisation ihrer Behandlung angeht, verliert darüber jedoch zusehends die Kontrolle über ihr eigenes Leben.

Trotz überschwänglicher Kritiken war ich überzeugt, dass ich die Serie hassen werde. Wie kann man die Sinnsuche im Angesicht des Todes auf die Suche nach einem Orgasmus reduzieren? Doch es ist komplizierter und „Dying for Sex“ eigentlich eine Geschichte über körperliche Autonomie, darüber, nichts mehr zu verlieren zu haben und zu seinen eigenen Bedürfnissen zu stehen. Und das gelingt überraschend feinfühlig, aber auch witzig. Auch wichtig: Zu zeigen, wie sich enge Freunde wie Nikki aufreiben, um bis zum Schluss für einen geliebten Menschen da zu sein.

5 von 5 dominanten Bananen.

English Teacher (Staffel 1)

Evan Marquez, Englischlehrer an einer High School, ist schwul und macht daraus keinen Hehl. Das brockt ihm nicht nur eine interne Ermittlung ein, weil er seinen Freund vor den Schülern geküsst hat. Er ist auch automatisch der Experte für Drag, als die Footballspieler beim traditionellen Powderpuff als Cheerleader auftreten sollen. Gerade als ihm der Direktor strikt untersagt, sich mit anderen Lehrern einzulassen, wird Harry eingestellt. Und der ist nicht nur verdammt attraktiv, sondern flirtet auch ganz offen mit Evan.

Comedy ist eigentlich nicht mein Genre, ich glaube aber, das liegt mehr am klassischen 20-Minuten-Format, das mir einfach zu kurz ist. Wie genau ich auf „English Teacher“ kam, weiß ich jedenfalls nicht mehr, irgendjemand muss es mir wohl empfohlen haben. Zum Glück, möchte ich betonen, denn ich habe lange keine so lustige Show mehr gesehen. (Mag aber seine, dass meine Ansprüche dank wenig Vergleichsmaterial niedrig sind.) Erfundene Krankheiten, Wokismus, Cancel Culture – alles kriegt hier sein Fett weg.

4 ½ von 5 Bananen mit asymptomatischem Tourette.

„What is a life compared to one decent pair of pants?“
(„Futurama“)

Futurama (Staffel 12)

Eigentlich will Fry seinen Geburtstag in aller Stille feiern, doch seine Freunde schmeißen eine Riesenparty, die sie unversehens zu Objekten in den tödlichen Spielen einiger Aliens macht. Leela, die Probleme hat, Freundinnen zu finden, verfällt einem teuren Chat-Bot. Daraufhin schlägt Amy vor, dass sie Teil ihres Buchclubs wird, wo sie zwar keine Bücher lesen, aber dafür viel Wein trinken. Derweil setzt es sich Bender in den Kopf, ein berühmter Bug-Matador auf dem Mars zu werden, um seine Herzensdame zu erobern.

Dass sie die perfekte Folge „Meanwhile“ (das „Serienfinale“ in Staffel 10) verwursten, um eine bestenfalls mittelmäßige Multiverse-Geschichte zu erzählen, nehme ich ihnen richtig übel. Doch auch sonst hat diese Staffel „Futurama“ nur wenig zu bieten, ihren Biss hat die Serie leider verloren. „Attack of the Clothes“ hat ein paar interessante Ansätze (das offene Ende ist toll), aber der Rest versucht einfach zu verkrampft, relevant zu sein – und ist darüber noch nicht mal lustig. Ehrlich keine Ahnung, ob ich das noch weiterschauen will.

2 von 5 Bananen, die ein neues Outfit brauchen.

Shogun (Staffel 1)

Wir schreiben das Jahr 1600, als das Schiff des englischen Navigators John Blackthorne nach langer Irrfahrt an der Küste von Japan strandet. Doch das Willkommen hatte er sich anders vorgestellt, der katholische Missionar der Portugiesen versucht, die Japaner davon zu überzeugen, dass sie Piraten sind. Blackthorne wird zu Fürst Toranaga nach Osaka gebracht. Der ist dort selbst ein Gefangener, während sich die vom verstorbenen Taikō ernannten Daimyō-Regenten um die Macht streiten. Dank einer List entkommt Toranaga und verlangt von Blackthorne, sie in westlicher Kriegskunst zu unterrichten.

Hand aufs Herz: Hätte ich „Shogun“ geschaut, wenn ich vorher gewusst hätte, dass die Dialoge zu gut achtzig Prozent auf Japanisch mit Untertiteln sind? Definitiv nicht. Hätte ich dadurch was verpasst? Absolut. Beschönigen will ich das trotzdem nicht. Ich habe nämlich nicht das Gefühl, viel von der Serie und ihrer aufwendigen Ausstattung gesehen zu haben, ich habe sie vor allem gelesen. Und dann trotzdem die Höchstwertung? Ja, denn schon die (extrem anstrengende) Pilotfolge hat mich komplett angefixt, ich habe selten eine so klug erzählte Serie erlebt, die einem eine völlig fremde Kultur öffnet.

5 von 5 バナナ.