„That’s what we do, all of us, we see something inexplicable and invent the rules to make it work.“
Der Doctor verschwindet und Ruby wird plötzlich von einer alten Frau verfolgt, die immer 73 Yards Abstand hält. Spoiler!
When you say you walked into it, did you break it?
Beim Besuch in Wales tritt der Doctor versehentlich in einen Fairy Circle. Kurz darauf ist er spurlos verschwunden und Ruby sieht nur eine alte Frau in der Ferne, die ihr offenbar durch Handzeichen etwas zu sagen versucht. Doch egal, wie sehr sie sich auch bemüht, zu ihr zu gelangen, die Frau bleibt immer exakt 73 Yards von ihr entfernt. Mehr noch, jeder, der mit ihr spricht, läuft daraufhin völlig panisch weg. Ruby bleibt noch eine Weile in Wales und kehrt schließlich nach Hause zurück, doch auch dort folgt ihr die Frau auf Schritt und Tritt.
Atmosphärisch, aber ohne Substanz
Owei, wie soll ich diese Folge nur bewerten? Sie macht so vieles richtig und erzeugt eine wohlig schaurige Stimmung mit diesem gewissen Hauch Melancholie, doch dann stellt sie sich irgendwie selbst ein Bein und alles geht den Bach runter. Am Ende läuft es darauf hinaus, dass Russell T. Davies für das hier wahrscheinlich nur ein Bild vor Augen hatte, eine Atmosphäre, die er erzeugen wollte, aber eben keine Story. Er bleibt uns wirklich alle Antworten schuldig, und das ist einfach nur frustrierend.
„I suppose to coin a new word, in Latin, it would be semperdistans, always distant. “
Wie, ihr wollt Antworten?
Fangen wir mit dem Positiven an. „73 Yards“ ist wahnsinnig, wahnsinnig stimmungsvoll. Poetisch fast, und so was liebe ich. Als der Doctor spurlos aus Rubys Leben verschwindet, ist da keine Panik, sondern nur eine fast schon resignierte Traurigkeit. Er ist ja schließlich nicht der Erste, der sie im Stich lässt, oder? Gleichzeitig wird mit der alten Frau, die ihr folgt, aber stets in der Ferne bleibt, ein herrlich dezenter Horror aufgebaut. Diese Geschichte braucht keine Jump-Scares, diese stille Anklage ist viel wirkungsvoller.
Als Ruby den Schluss zieht, dass sie verhindern soll, dass Roger ap Gwilliam Premierminister wird, war ich immerhin noch neugierig. In den letzten zehn, zwanzig Minuten jedoch fällt die Folge völlig auseinander. Und zwar nicht, weil sich irgendwie diese Zeitschleife konstituiert, denn damit hätte man arbeiten können. (Obwohl, seien wir ehrlich, wenn der Doctor am Ende eben nicht in den Fairy Circle latscht, hat Ruby Gwilliam dann überhaupt verhindert?) Es ist diese Attitüde, dass wir doch eigentlich gar keine Antworten brauchen. Ist doch alles so schön stimmungsvoll hier.
Ruby: „I’m your daughter.“
Carla: „Except you’re not, are you. Even your real mother didn’t want you.“
Russell T. Davies macht es sich zu leicht
Im Ernst, mit der Zeitschleife kann ich leben. Aber wir erfahren nie, was die Frau zu den Leuten sagt, die sich voller Abscheu von Ruby abwenden. Das zentrale Motiv der Folge, das die ganze Geschichte zusammenhalten will! Was kann so schlimm sein, dass einerseits Rubys Ersatzmutter ohne Erklärung den Kontakt abbricht und andererseits ein gewählter (und offensichtlich machtgeiler) Premierminister zurücktritt? Das sind zwei komplett verschiedene Reaktionen, die aber angeblich durch dieselbe Information ausgelöst werden.
Russell T. Davies, das kann ich euch versprechen, weiß das auch nicht. Der Mann war schon immer ein extrem fauler Autor und würde im Leben nichts schreiben, was man sowieso nie hört. Und es gibt durchaus gute Beispiele, wo der Zuschauer nicht hört, was die Schauspieler sagen, es durch den Kontext aber trotzdem versteht. Das sind in der Regel aber auch nur kleine Momente, die uns das Gefühl geben, die Figuren haben ein echtes Innenleben. Der Wortlaut ist nicht weiter relevant – anders als hier.
3 Notes
• Schöner kleiner Auftritt von UNIT und Kate Lethbridge-Stewart. Lässt mich gerade wünschen, dass sie irgendwann in der Staffel noch mal mehr zu tun bekommt.
• Nicht, dass das bei so vielen Plotlöchern eine Rolle spielt, aber wieso die alte Frau ausgerechnet 73 Yards (das sind umgerechnet ca. 67 Meter) entfernt bleibt, wird natürlich auch nicht erklärt.
• Und wohin zum Teufel ist eigentlich der Doctor verschwunden?
3 von 5 Bananen, die Ruby im Stich lassen.
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Oje, einfallslose Autoren sind das Schlimmste. Worst Case Szenario, wenn jemand nichts erklären will, ist immer noch das Aufwachen einer Figur, und alles war nur ein Traum. Gerade, wenn etwas so bedeutungsschwanger eingebracht wird, wie der doch sehr spezifische Abstand der alten Frau, und dann absolut nichts draus entsteht … Sehr ernüchternd.
Ja, gutes Storytelling ist eben eine Kunst.