Star Trek: Discovery | The Sounds of Thunder (2×06)

„Your species does not deserve a second chance.“


Als Saru nach Kaminar zurückkehrt, verlangen die Ba’ul seine Auslieferung und drohen damit, alle Kelpianer auszurotten. Spoiler!

What is a Kelpian without fear?

Ein neues rotes Signal führt die Discovery zu Sarus Heimatplaneten Kaminar. Um herauszufinden, ob jemand auf der Oberfläche auch den Roten Engel gesehen hat, besucht Saru zusammen mit Michael seine Schwester Siranna. Doch das Wiedersehen währt nur kurz, denn auch die Ba’ul sind auf Sarus Rückkehr aufmerksam geworden und verlangen seine Auslieferung. Als sie sein Volk bedrohen, stellt sich Saru selbst, während die Crew der Discovery herausfindet, was es mit dem „großen Gleichgewicht“ wirklich auf sich hat.

Eine Folge, die alles richtig macht

„The Sounds of Thunder“ ist sicherlich die bisher beste Folge der Staffel, vielleicht sogar das heimliche Highlight der ganzen Serie. Nicht nur haben wir einen Plot, bei dem Forscherdrang und Erkenntnis im Vordergrund stehen, er erhält außerdem einen raffinierten Dreh, als sich herausstellt, dass die Kelpianer nicht immer die Beute waren. Die Geschichte ist dicht erzählt und lässt sich dennoch erstaunlich viel Zeit, vor allem aber bewegt sich die Lösung in einer moralischen Grauzone, die vieles offen lässt.

Michael: „There has to be something in the Sphere’s archive. There has to be.“
Tilly: „Well, that’s what Airiam and I are here for. We will find it.“
Airiam: „There it is.“
Tilly: „When I said ‘we’, I just meant Airiam.“

Der Unterschied zwischen Potenzial und Tat

Es wäre einfach gewesen, die Kelpianer zu ewigen Opfern zu machen. Zu einem zu Unrecht unterjochten Volk. Die Praxis der Ba’ul zu Notwehr zu erklären, gibt der Geschichte hingegen einen spannenden Haken. Natürlich, dass sie über zwei Jahrtausende hinweg Kelpianer getötet haben, bevor die auch nur eine Chance hatten, sich entsprechend ihrer Evolution zu entwickeln, ist falsch und grausam. Es ist eine Variation des Gedankenspiels, das schon Philip K. Dick in seiner Kurzgeschichte „Der Minderheiten-Report“ beschrieben hat: Kann man ein Verbrechen bestrafen, bevor es überhaupt begangen wurde? Oder anders gefragt: Reicht das Potenzial zu gewalttätigem Verhalten wirklich aus, um eine ganze Spezies daran zu hindern, sich weiterzuentwickeln?

Denn auch das ist klar: Zweitausend Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Zwar zeigt die Menschheitsgeschichte, dass die nicht zwangsläufig für ein friedliches Zusammenleben ausreichen, aber die Kelpianer hatten nie die Möglichkeit, aus Fehlern zu lernen. Besteht also wirklich die Gefahr, dass das Gleichgewicht nun, da die Kelpianer die Wahrheit über die Ba’ul wissen, erneut kippt? „The Sounds of Thunder“ spielt mit diesem Gedanken und zeigt wohl auch nicht ganz zufällig, welche Probleme Saru mit seinem neuen Zustand hat. Ich halte das dennoch für eher unwahrscheinlich, da die Kelpianer nun auf eine lange Tradition der Unterdrückung zurückblicken und wahrscheinlich größeres Interesse daran haben, ihre eigene Gesellschaft voranzubringen als die einer anderen zu zerstören. Aber ich hoffe sehr, dass „Star Trek: Discovery“ diese Geschichte irgendwann einmal weitererzählt.

„You think you know everything, Kelpian, but you don’t even know what you are.“

Ein neues Leben

Der kleine Plot um Hugh Culber spielt neben der großen Haupthandlung zwar nur eine sehr untergeordnete Rolle, passt thematisch dafür aber sehr gut in diese Folge. (Etwas, was der Serie sonst immer extrem schwer zu fallen scheint.) Seine Erfahrung ist wie ein Spiegelbild von Sarus Verwandlung: Während der Körper des Kelpianers im Wesentlichen derselbe geblieben ist, wurde seine Gefühlswelt vollständig auf den Kopf gestellt. Culber indes ist noch immer er selbst, mit allen Erinnerungen und Gefühlen, doch sein Körper ist brandneu. Verdammt, sogar das Gehirn, das diese Erinnerungen und seine Persönlichkeit enthält, ist nicht wirklich seins!

Wenn Stamets die Geschichte erzählt, wie ein Unfall dazu führte, dass Culber Arzt werden wollte, dann ist das vermutlich mehr als nur der Versuch, der Figur mehr Tiefe zu geben. Es geht vielmehr um die Frage, was Culber aus diesem Erlebnis machen wird. Er hat eine zweite Chance erhalten, und ich bezweifle, dass er in der Lage sein wird, sein Leben einfach an der Stelle fortzusetzen, an der er es verlassen hat.

The Sounds of Notes

• Als Michael Saru im Transporterraum aufzuhalten versucht, habe ich mich wirklich gefragt, warum sie eine Waffe auf ihn richtet statt einfach den Countdown des Transporters zu stoppen.
• Und überhaupt, die beiden haben mehrfach gegen direkte Befehle von Pike verstoßen. Wetten, das wird wieder einmal keine Konsequenzen haben?
• Optisch waren die Ba’ul als Bösewichter extrem effektiv. Wäre interessant, wieso zwei Spezies von ein und demselben Planeten so unterschiedlich aussehen.
• Wer oder was ist der Rote Engel? Ein Zeitreisender, der versucht, Katastrophen abzuwenden? Saru erkennt, dass er irgendeine Art von Rüstung trägt.

5 von 5 Bananen im Teerbad.

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