„Drei Männer, eine Frau, und es geht um Sex.“
Ich weiß gar nicht, ob ich mich überhaupt noch als Autorin bezeichnen darf, wo ich doch gar nicht mehr … autore. Aber irgendwie ist halt doch was dran an dem Gerücht, dass einen seine Figuren nie wirklich in Ruhe lassen. Die haben ihr ganz eigenes Leben und manchmal einfach das Bedürfnis, sich mitzuteilen.
Spontanes Kopfkino
Ein typisches Symptom bei mir ist, dass mir manchmal aus dem Nichts Szenen oder Dialoge einfallen. Nur, damit ihr mich richtig versteht: Ich tue aktiv nichts, ich denke noch nicht mal gezielt darüber nach. Mit Arwel passiert mir das mit Abstand am häufigsten, was aber daran liegen könnte, dass mich das Projekt nun schon so lange begleitet. Die Figuren sind abseits der wenigen geschriebenen Seiten immer weiter gewachsen, und manchmal vergesse ich, dass das meiste davon nie jemand gelesen hat.
Dieser Tage jedenfalls schoss mir durch den Kopf, dass in der Beziehung von Arwel und Lorian so manches gegen den Strich gebürstet ist. Lorian ist der Romantiker, Arwel die Pragmatikerin. Lorian ist der Typ Mann, der zu Arwels Vater geht, um ihn ganz ironiefrei um Erlaubnis zu fragen, bevor er um ihre Hand anhält. Und schon höre ich den Wortwechsel, wenn Alvar fragt, was der Unsinn soll, und Lorian erklärt, das sei doch so romantisch. Worauf sich Alvar wundert: „Für wen? Für mich?“
Glaubt mir, ich weiß, dass sich hier manche die Finger danach lecken, dass ich weiterschreibe. Aber auch meine Tage haben leider nur 24 Stunden, was es umso realistischer macht, dass ich sie schreibe:
Die psychologische Novelle™
„Nocturnal“ kennen einige vielleicht auch als „Noir“ oder „die Novelle, zu der mir mal ein poetischer Titel einfiel, den ich nicht aufgeschrieben und dann vergessen habe“. Eine Novelle soll es tatsächlich werden, also irgendwie so ein Mittelding zwischen Erzählung und Roman. Und es wäre eines meiner ganz wenigen realistischen Projekte, ohne auch nur einen Hauch von Fantasy, dafür sehr, sehr psychologisch. Und sexy. Ich war selbst ganz erstaunt, als ich meine Notizen wiedergefunden habe.
Abgesehen von der Frage, wann ich das eigentlich schreiben soll, beschäftigen mich gerade zwei Dinge. Erstens, was halten wir von Liebesgeschichten ohne Happyend? Der Punkt ist nämlich der, dass meine Protagonistin gewisse Probleme hat, die sie nicht angehen will, und die ihren Partner nur mit in ihren Wahnsinn hineinziehen würden, weshalb er schließlich die Reißleine zieht. (Falls ihr es nicht gemerkt habt, ich kämpfe hier gerade hart, den Kniff nicht zu verraten.)
Und zweitens: Werde ich es bereuen, wenn ich mich auf einen Ich-Erzähler festlege? Ich habe darüber schon mal ausführlich referiert, ich bin kein Fan dieser Perspektive. In dem Fall ist es aber eigentlich die einzig logische Wahl, weil der Leser wie mein Held erst nach und nach das Ausmaß der Probleme erkennen soll. Das wäre eine Herausforderung, denn das geht mir definitiv nicht so leicht von der Hand wie ein allwissender Erzähler.
PS: Fragt mich in zwei Jahren noch mal, wie weit ich bin.
4
Du musst natürlich die Antwort auf die Fragen für dich selbst finden, aber ich persönlich
a) brauche ein Happy End, gerade, wenn es das Ende ist und kein Cliffhanger in einer Buchreihe. Wenigstens ein bittersüßes Ende muss drin sein, mit einer Art Katharsis für die Hauptfigur. Ich hatte schon Bücher, die abrupt und sehr unbefriedigend endeten … und das war gar nicht meins. Ich als Leser muss auch zufrieden damit abschließen können.
b) liiiiiiebe Ich-Erzähler. Ich finde es erfrischend und es verbindet viel mehr, durch die Augen der Hauptfigur zu sehen. Gerade wenns darum geht, dass ihr ihre Umwelt oft ein Rätsel ist oder möglicherweise ein falsches Spiel spielt. Ich liebe auch, dass man sich dabei auch mal salopper ausdrücken kann, das hilft mir immens, frei von der Leber weg schreiben zu können.
Ich hab das gegenteilige Problem, ich kann glaub ich gar nicht mehr anders schreiben als 1st person.
Wie auch immer, viel Spaß dabei. Darum geht’s ja sowieso hauptsächlich.
Tja, das Happyend ist wirklich ein Problem, da ich aktuell keine Möglichkeit sehe, die Geschichte irgendwie gut enden zu lassen, ohne ihr dabei jegliche Tiefe zu rauben. Aber gut möglich, dass sich noch alles in eine ganz andere Richtung entwickelt, wenn ich denn tatsächlich mal daran schreibe. Alles schon passiert.
Der Ich-Perspektive gegenüber bin ich eventuell jetzt auch aufgeschlossener, nachdem ich gerade Martha Wells‘ „Killerbot“ gelesen habe. Großartig! Das Buch wäre nicht dasselbe, würde die SecUnit nicht selbst erzählen.