„When the sanitation figures out there’s a serial killer before the NYPD, maybe it’s time to switch up protocol.“
Fisk gründet eine Task Force, um gegen den maskierten Serienmörder Muse vorzugehen, der für mindestens 60 Tote verantwortlich ist. Spoiler!
The mural, it’s made outta human blood
Angela Del Toro wendet sich an Matt Murdock, weil ihr Onkel Hector Ayala vor seinem Tod eine Reihe von Vermisstenfällen untersucht hatte. Da sich Matt bedeckt hält, was konkrete Hilfe angeht, beschließt Angela, die Sache selbst in die Hand zu nehmen – und gerät prompt in die Fänge des Serienmörders Muse. Als man beim Versuch, dessen Graffiti zu entfernen, herausfindet, dass er mit menschlichem Blut malt, sieht Bürgermeister Fisk seine Chance gekommen, endlich etwas Substanzielles für die Stadt zu tun. Er ruft eine „Anti-Vigilante Task Force“ ins Leben, die aus praktisch jedem korruptem Cop New Yorks besteht.
Eine unebene Erzählung
Auch wenn „Daredevil: Born again“ in den Details wundervoll ist, lässt sich leider nicht ignorieren, dass die Serie strukturell äußerst uneben dahin holpert. Ja, mir ist bewusst, dass es massive Nachdrehs gab und die teilweise krassen Tonalitätsverschiebungen daher rühren mögen. Schönreden muss ich das deshalb noch lange nicht, die Geschichte wirkt extrem inkonsistent. Und das wird umso offensichtlicher durch die merkwürdige Entscheidung, zwei komplett unterschiedliche Folgen gemeinsam zu veröffentlichen, als bestünde irgendein erzählerischer Zusammenhang zwischen ihnen.
Heather: „Matt, you were a victim of a crime.“
Matt: „Sure, I understand. I’m just saying that I knew I was gonna be okay. I can’t really explain it. It was just like …“
Heather: „Faith.“
Matt: „Something like that.“
Matt hatte an dem Abend sowieso nichts Besseres vor
Gut, nachsichtigere Leute als ich mögen den Zusammenhang darin sehen, dass Daredevil in „With Interest“ aus seinem Schlummer geweckt wurde und in „Excessive Force“ nun zu alter Stärke zurückkehrt. Aber ist das wirklich so? Findet da wirklich ein nachvollziehbarer Prozess statt? Ich will die Folge wirklich nicht schlechtreden, ich habe große Teile davon sehr, sehr genossen. Doch für mich ist da ein harter Bruch und keine flüssig erzählte Entwicklung.
„With Interest“ hat funktioniert, weil wir da miterleben konnten, wie Matt und Daredevil miteinander verschmelzen. Matts einziger Kommentar hier laut: „Fuck it.“ Und dann turnt er auch schon im roten Kostüm durch die Nacht. Noch absurder wird das Ganze eigentlich nur durch diese merkwürdige Szene mit Cherry, in der er Matt zuerst von Muse erzählt und ihn dann bittet, das der Polizei zu überlassen. Oh Cherry, kennst du Matt auch nur ein bisschen?
Bedeutet die Maske Schutz oder Freiheit?
Wie schon gesagt, von strukturellen Stolperstellen abgesehen, bewegt sich auch „Excessive Force“ auf hohem Niveau. Allein die Tatsache, dass man sich Mühe gibt, eine Parallele zur ersten Folge herzustellen, indem Matt hört, wie Angelas Herzschlag aufhört, und diesmal anders handelt – Chef’s kiss. Und Charlie Cox gelingt es irgendwie, sein „it’s okay, I’m here“ so klingen zu lassen, als sei er wahnsinnig erleichtert darüber, endlich nicht mehr so tun zu müssen, als wäre er ein einfacher Anwalt.
An dieser Stelle lohnt ein kurzer Blick auf den Anfang der Folge, als Heather, ganz die Therapeutin, Matt ein Trauma wegen der Geiselnahme einzureden versucht. Das ist insofern ganz spannend, weil er meint, er wusste einfach, dass es gut ausgehen wird, und Heathers Vermutung „faith“ mehr oder weniger abnickt. Der wahre Grund ist natürlich Daredevil, und mir gefällt, dass man auf diese Weise eine gedankliche Verbindung zwischen diesen beiden Facetten von Matts Persönlichkeit zieht.
Heathers neues Buchprojekt über „Vigilantes“ ist in dem Zusammenhang natürlich besonders interessant. Sie fragt, ob die Maske Superhelden erlaubt, ihr wahres Ich zu zeigen, oder vielmehr ihre Identität verbirgt, damit sie sich wie Tiere benehmen können. Faszinierend ist das, weil, wenn man mal darüber nachdenkt, wohl beides zutrifft. Daredevil legt ein Maß an Gewalt an den Tag, zu dem Matt niemals fähig wäre. Gleichzeitig kann er so unerkannt anderen helfen. Wenn Heather nur wüsste, mit wem sie da das Bett teilt …
„Sometimes when you need to get the job done, it requires a little … well, creative thinking.“
Fisk ist gefangen zwischen zwei Welten
Apropos, das ist doch eine schöne Überleitung zu Adam. Während nämlich Daredevil Muse zusammenfaltet, gibt Fisk dem Ex-Lover seiner Frau Gelegenheit, sich die Freiheit zu erkämpfen. Es ist geradezu grotesk mitanzusehen, wie er sich abmüht und gegen diesen Koloss von Mann trotzdem nicht mal mit einer Axt eine Chance hat. Geht es hier noch um Fisks gekränkte Ehre oder will er sich am Ende nicht einfach nur an jemandem abreagieren, der ihm weder körperlich noch politisch gefährlich werden kann?
Denn nein, Fisk hat auch weiterhin keinen guten Lauf im Amt. Die Geldelite der Stadt belächelt ihn und seine Ideen nur, und er muss jede mehr oder weniger subtile Spitze mit stoischer Miene hinnehmen. Währenddessen ist in der Unterwelt genau das eingetreten, wovor Vanessa gewarnt hat: Es herrscht Anarchie. Und Fisk kann dem nicht einmal mehr Einhalt gebieten, wenn er wollte, weil ihn auch dort niemand mehr ernst nimmt.
Die „Anti-Vigilante Task Force“ ist zweifellos nur eine Zwischenstation auf dem Weg zurück in seine alte Rolle. (Offensichtlichster Symbolismus des Abends: Der zu klein gewordene Anzug, der beim Anziehen reißt.) Sein „this city is yours“ hat mir jedenfalls einen gehörigen Schauer über den Rücken gejagt. Als hätten diese Cops nicht bisher schon gemacht, was sie wollen, haben sie nun auch noch Rückendeckung vom Bürgermeister. Das kann ja nur gut enden. (*seufz*)
Excessive Notes
• Schade, dass man bei den Flashbacks während Matts Gebet nicht mutig genug war, kreativ zu sein. Denn wenn das seine Erinnerungen sein sollten, dürften die eigentlich nicht visuell sein. Ihr könnt uns Zuschauern ruhig etwas mehr zutrauen.
• Entschuldigung, aber als Angela davon redet, dass man selbst etwas tun muss, wenn es sonst niemand tut, lässt das bei Matt nicht sofort sämtliche Alarmglocken schrillen?!
3 ½ von 5 Bananen, die den Punisher interviewen wollen.
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