Musikgeschichten #3

Depeche Mode

Exciter
2001

Okay, das wird schwer, aber ich denke, es ist irgendwie wichtig, um meine Beziehung zur Musik zu verstehen, dass ich die Geschichte erzähle, wie ich Fan von Depeche Mode wurde. Wie ich schon schrieb, hatte ich die ersten zwanzig Jahre meines Lebens keinen echten Bezug zu Musik, sie war einfach da, aber es hätte mich auch nicht sonderlich gestört, wenn nicht.

2001 starteten Depeche Mode mit ihrem Album „Exciter“ das große Comeback nach Selbstmordversuch und Drogenentzug von Dave Gahan. Dass es sie vorher schon gegeben hatte, war mir auf irgendeine dubiose Weise schon klar, jeder kennt schließlich Songs wie „Enjoy the Silence“ oder „Personal Jesus“. Im Nachhinein muss ich aber sagen, es konnte nur dieses Album sein, und es konnte auch nur dieses Jahr sein, es passte alles perfekt zusammen. Ich hatte gerade mein Abitur bestanden und befand mich auf dem Sprung ins Erwachsenenleben, da hörte ich „Dream on“ und fand es großartig. Peinlicherweise war es dann aber „I feel loved“, das mich auf die absonderliche Idee brachte, mir das Album zu kaufen. (Absonderlich deshalb, weil ich zu diesem Zeitpunkt vielleicht fünf oder sechs CDs besaß und grundsätzlich nicht einfach loszog und mir Alben kaufte, weil mir ein Song darauf gefiel.)

Ich denke, einer der Gründe, warum mir Depeche Mode so sehr ans Herz wuchs, war ihre Bandgeschichte. Wenn man schaut, wie lange es sie schon gibt, und was sie in der Zeit alles durchgemacht haben, und dann eben auch noch weiß, dass sie einige Songs für die Ewigkeit geschaffen haben, dann kann man wohl nur staunen. Ich hatte nie viel mit Musik oder deren Geschichten im Sinn gehabt, doch über Depeche Mode las ich in der Folgezeit alles, was ich finden konnte. Ich fing an, ihre Texte zu analysieren, plötzlich erwischte ich mich sogar dabei, wie ich Musik mit geschlossenen Augen lauschte und … bewegt war. Da war ein völlig neues Universum für mich, das ich bis heute entdecke.

Was Depeche Mode angeht, kaufte ich mir im Laufe des Jahres 2001 sämtliche Alben in umgekehrter Reihenfolge, um einem Kulturschock vorzubeugen. (Die ersten Alben sind schon kurios, wenn man sie neben die neueren stellt, doch im Kontext ergibt alles Sinn.) Im November desselben Jahres ging ich auf ein Konzert der Band und ließ mir einen Monat später ein Tattoo stechen, das war meine jugendliche Rebellion im Schnelldurchlauf. „Exciter“ mag nicht mein Lieblingsalbum sein (es ist „Songs of Faith and Devotion“, unpopuläre Meinung), aber es ist zweifellos das wichtigste, ich komme immer wieder darauf zurück.

Übrigens, meinen Lieblingssong von Depeche Mode fand ich exakt während dieses Konzerts, als Martin Gore allein zu Pianobegleitung „Somebody“ sang. Ich besitze eine Aufnahme genau davon und kriege immer noch Gänsehaut beim Hören.