Im Schnelldurchlauf | Serien im April

„Das Leben ist kein Luxuspuff.“
(„What we do in the Shadows“)

Manche Serien werden mit der Zeit nur besser, andere verpassen leider den richtigen Augenblick, einen Schlussstrich zu ziehen (manche sogar um Jahre). Ein abwechslungsreicher Monat war es dennoch, wie mein Schnelldurchlauf beweist. Spoiler!

The Newsreader (Staffel 2)

Es ist der Sommer 1987. Helen Norville und Dale Jennings sind das Traumpaar der Abendnachrichten und werden auch offensiv so beworben. Doch hinter den Kulissen beginnt es bereits zu kriseln. Der unfreiwillig in Rente geschickte Geoff Walters hat derweil bei einem anderen Sender eine Heimat gefunden und startet mit seiner eigenen Nachrichtensendung, die sich explizit von der zunehmenden Sensationsberichterstattung abgrenzen will. Aber auch bei „News at Six“ sind nicht alle glücklich mit der neuen Entertainment-Ausrichtung.

Okay, kann mir bitte jemand erklären, warum ich in der Arte-Mediathek die lästigen deutschen Untertitel bei der (bislang nur verfügbaren) englischen Originalversion nicht abschalten kann? Davon abgesehen lag mir der Fokus diesmal auch einen Ticken zu sehr auf den persönlichen Geschichten. Das hat seinen Reiz und zahlt sich beim Staffelfinale auch aus, aber zwischendrin war ich doch gelegentlich etwas genervt, weil ich gerne mehr vom Flair jener Zeit mitgekriegt hätte. Aber ehrlich, das ist Meckern auf hohem Niveau.

4 von 5 sensationsgeilen Bananen.

Slow Horses (Staffel 4)

Im Zentrum von London zündet ein Amokfahrer in einem Einkaufszentrum eine Bombe. Der MI5 reagiert aufgeschreckt, denn der Täter verwendete einen Namen aus ihrem Cold-Body-Programm. Zur selben Zeit erschießt Cartwrights zunehmend dementer Großvater David einen Eindringling, der sich als sein Enkel ausgibt. Cartwright lässt alle in dem Glauben, dass er tot ist, bringt seinen Großvater zu Catherine und folgt der Spur des Eindringlings nach Frankreich. Was noch keiner ahnt: Die beiden Fälle werfen ein Schlaglicht auf ein dunkles Kapitel in der Familiengeschichte der Cartwrights.

Was für ein Hexenwerk ist das, dass diese Serie mit jeder Staffel nur besser wird? Die vierte ist für mich jedenfalls das bisherige Highlight, mit einem nahezu perfekten Mix aus Spionage-Gedöns und persönlicher Verquickung unserer Antihelden. (Hugo Weaving als Gaststar hat sicher auch nicht geschadet.) Und wie angenehm, dass Cartwrights Herkunft kein riesiges Drama auslöst, sondern einfach nur eine Facette seiner Persönlichkeit ist, die wir zur Kenntnis nehmen. PS: Kann es sein, dass Lamb langsam einen Soft Spot für seine Truppe entwickelt?

5 von 5 Bananen, Baguettes, ihr wisst schon …

Flyte: „Hatte er irgendwelche besonderen Merkmale?“
Lamb: „Er hatte mal ein Gesicht, hilft Ihnen das?“
(„Slow Horses“)

What we do in the Shadows (Staffel 6)

Die WG weckt ihren alten Freund Jerry aus dem Supertiefschlaf – zwanzig Jahre zu spät. Der will immer noch die Neue Welt erobern und ist enttäuscht, dass die Vampire in all der Zeit so gar keinen Fortschritt gemacht haben. Laszlo stimmt das nachdenklich, und so nimmt er sein altes Wissenschaftsprojekt, ein Monster aus totem Fleisch zu erschaffen, wieder auf. Guillermo ist in der Zwischenzeit ins Gartenhaus gezogen und hat einen normalen Job bei einer Investmentfirma. Damit er nicht zurückkommt und sie tötet, hilft ihm Nadja, in Windeseile die Karriereleiter hinaufzuklettern.

Eigentlich ist es nur logisch, dass „What we do in the Shadows“ damit endet, dass die Dreharbeiten für die Dokumentation abgeschlossen sind. Dennoch fühlt sich der Schluss erzwungen an, wohl auch, weil eine echte Dokumentation eher die vorige Staffel als Finale gewählt hätte. So ist das leider nur noch ein schwacher Abgesang, hier und da nostalgisch, insgesamt aber einfallslos und überflüssig. Schade. Vermissen werde ich die Serie trotzdem, sie war auf ihre Weise einzigartig und hat im Laufe der Jahre ein paar echt geniale Geschichten erzählt.

2 ½ von 5 toten Bananen, die nicht menstruieren.

American Horror Story (Staffel 12)

Nach einem holprigen Karrierestart läuft für Schauspielerin Anna Victoria Alcott endlich einmal alles richtig gut. Nur eines fehlt ihr noch zum perfekten Glück: ein Baby. Doch nach der IVF-Behandlung wird sie von seltsamen Träumen geplagt und fühlt sich permanent verfolgt. Gleichzeitig macht ihre PR-Managerin Druck, dass sie in der kommenden Award-Saison alles geben muss. Nach einer heftigen Blutung sagt ihr der Arzt, sie habe das Baby verloren, doch Anna ist überzeugt, es zu spüren, und wie durch ein Wunder ist es gesund und munter. Aber auch noch menschlich?

Ich hatte mal diese Theorie, dass bei „American Horror Story“ die ungeraden Staffeln die guten sind. Tatsächlich hat sich das aber schon seit der siebten überlebt (die achte war dann die letzte richtig gute), und eigentlich weiß ich nicht, warum ich mir das überhaupt noch antue. „Delicate“ ist „Rosemary’s Baby“ auf Steroiden mit einer nervtötend hysterischen Emma Roberts in der Hauptrolle. Dass die Darsteller der ersten Stunde alle so nach und nach aussteigen, sollte einem zu denken geben, es hilft der Serie jedenfalls nicht. Viel Bodyhorror und das Ende hab ich nicht verstanden.

1 von 5 Bananen, die ein Monster austragen.