„I have the responsibility to protect this city from anyone who steps outside of the law.“
Sowohl Polizei als auch Daredevil versuchen herauszufinden, wer Muse ist und was sein nächster Schritt sein könnte. Spoiler!
Now there are no more secrets between us
Angela Del Toro erzählt der Polizei, dass Daredevil sie vor Muse gerettet hat. Damit weiß auch Fisk, dass Matt Murdock wieder auf Abwegen ist. Anhand der Leinwand im Versteck von Muse kann Detective Kim den Kreis der Verdächtigen eingrenzen und stößt so auf Bastian Cooper, der in der Vergangenheit schon mehrfach aufgefallen ist. Auch Matt kehrt als Daredevil an den Tatort zurück und findet heraus, dass Muse Heather als sein nächstes Opfer auserkoren hat. Die hält währenddessen eine Therapiesitzung mit Bastian ab und kommt nach und nach dahinter, wer er ist.
Viel zu gehetzt
Beschönigen wir es nicht: „Art for Art’s Sake“ scheucht uns durch den Muse-Plot, als gäbe es kein Morgen. Ich verstehe das, wirklich. Man will sich das Finale für den Konflikt zwischen Daredevil und Kingpin freischaufeln. Aber was man uns hier präsentiert, ist, ich kann es nicht anders sagen, stümperhaft. Da war keine Exposition, kein Spannungsbogen, man schmeißt uns die Sache einfach vor die Füße. In den Händen weniger guter Schauspieler wäre das eine Katastrophe, so ist es wenigstens nur enttäuschend.
„Look at you. You can’t even talk to me without that insane mask on! Anybody who needs a mask is a coward.“
Der Gegner ist schon tot, bevor wir ihn richtig kennen
Wie ich schon einmal schrieb, hatte die Produktion mit einigen Problemen zu kämpfen. Leute wurden ausgetauscht, es gab Nachdrehs, Dinge wurden im Nachgang anders geschnitten als ursprünglich geplant usw. Das ist zwar eine Erklärung, aber keine Entschuldigung dafür, die Story nicht sauber zu entwickeln. Muse hatte das Potenzial zu einem großartigen Gegner für Daredevil, und es hätte mir sogar gefallen, wenn man ihn eher als Mastermind gezeichnet hätte, der fehlende Körperkraft durch Cleverness ausgleicht.
Stattdessen fiel den Autoren kurz vor der Angst ein, dass sie noch irgendeine schlüssige Erklärung brauchen, wie dieser schmächtige Junge Daredevil standhalten kann. Ach, er hatte als Kind mal ein paar Stunden Taekwondo, passt schon. Als Autorin schäme ich mich für so was, ernsthaft. Gar nicht zu reden davon, dass wir Bastian vorher nur einmal in Folge 2 für etwa zwei Minuten gesehen haben, bevor man uns jetzt auch schon erzählt, dass er Muse ist. Als Zuschauer hatten wir nie eine Chance, die Figur kennenzulernen.
Am traurigsten ist das eigentlich in Bezug auf Heather, da das eine Möglichkeit gewesen wäre, auch sie besser zu charakterisieren. Von den Sitzungen, die Bastian referenziert, als er sagt „you’ve unlocked something in me“, haben wir halt nicht eine einzige gesehen. Ich kann nur vermuten, dass hier bei vorherigen Folgen massiv geschnitten wurde, und das leider nicht zum Vorteil der Handlung.
Für mehr Kontext fehlt schlicht die Zeit
Aber auch über die Psychologie von Matt/Daredevil erfahren wir hier weniger als in den beiden Folgen davor zusammen. Heather versucht sich an einem Gespräch über Traumata und selbstverletzendes Verhalten, und an dem Punkt war ich noch absolut investiert, weil Matt das mit seinem typischen stoischen Lächeln beiseite wischt, obwohl wir alle wissen, dass sie da einen wunden Punkt getroffen hat. Statt aber damit zu arbeiten, geht die Folge zu Business as usual über und lässt Matt keinen Moment, um vielleicht mal darüber nachzudenken.
Hach ja, wisst ihr noch, wie ich nach der ersten Folge frotzelte, es wäre zu komisch, wenn das jetzt eine klassische Anwaltsserie wird? Nun, dieser Tage geht Matt scheinbar nur noch ins Büro, um sich von Cherry Vorwürfe machen zu lassen und sich vor Kirsten zu verstecken, die sich langsam auch fragt, was er eigentlich den ganzen Tag so macht. Zu Beginn griffen die verschiedenen Storys noch besser ineinander (siehe Hector und White Tiger), inzwischen wirkt das wie zwei komplett verschiedene Serien.
Dennoch bin ich gespannt und auch ein bisschen ängstlich, wie es mit der Beziehung von Matt und Heather weitergeht. Erstens finde ich es immer ein bisschen unglaubwürdig, dass Leute, die ihn wirklich gut kennen, ihn nicht an der Kinnpartie erkennen. Oder an der Stimme. Aber in diesem speziellen Fall hat Daredevil sie auch beim Namen genannt, was selbst ihr aufgefallen ist. Auf Drama hab ich andererseits auch keine Lust. (Gut, dass er noch nicht da war, als sie Muse wegen der Maske einen Feigling genannt hat.)
„Matt, what’s going on? You’re checked out a large portion of the time. You put yourself in dangerous situations like the bank. You’re beat up. Is this some sort of self-harm?“
Fisk erntet die Lorbeeren für Daredevils Arbeit
Es ist fast lustig, wie sehr Fisk Matt hinterherhinkt. Ich glaube, das wurmt ihn an Daredevils Rückkehr am meisten – neben der Tatsache, dass der sein kriminelles Imperium zerstört hat, was Fisk aber amüsanterweise so hinstellt, als habe sich Daredevil an der ganzen Gesellschaft versündigt. Aber es ist Daredevil, der die Polizei erst auf die richtige Spur bringt, und es ist Daredevil (plus Heather), der ihnen Muse auf dem Silbertablett serviert.
Ich glaube übrigens nicht, dass es Matt etwas ausmacht, dass Fisk dessen Leistung für sich und seine Task Force beansprucht. Fisk denkt das vielleicht, weil er selbst so tickt, aber für Matt ging es nie darum, ein Held zu sein. Gerade das macht Daredevil so spannend und offen gesagt auch kontrovers, weil er diese Gewaltorgien genießt, was nicht gerade heldenhaft ist.
Was den kleinen Nebenplot mit Vanessa angeht, so sind wir uns einig, dass sie und Fisk hier zusammenarbeiten, um Luca eine Falle zu stellen, oder? Einen Moment lang dachte ich, vielleicht setzt sie tatsächlich einen Killer auf ihren Ehemann an, doch bei allen Problemen, die sie offensichtlich haben, würde das doch ein paar Schritte zu viel überspringen.
Notes for Notes’ Sake
• Okay, was denken wir? Wollte Matt Heather mit Sex nur von seinen Verletzungen ablenken (hat nicht funktioniert) oder hat ihn die ganze Action heiß gemacht? Letzteres wäre ein interessanter Effekt, über den wir bislang hinweggegangen sind.
• Und nebenbei, gibt es in ganz New York nur eine Therapeutin oder zieht Heather die Psychopathen einfach nur magisch an?
• Ich weiß, Superkräfte yadda-yadda, aber dass Matt anhand der Pinselstriche fühlen kann, was auf dem Gemälde abgebildet ist, war mir dann doch etwas zu viel Hokuspokus.
2 ½ von 5 Bananen, die Taekwondo können.