Im Schnelldurchlauf | Serien im Juli

„Sei kein Elmar!“
(„The Umbrella Academy“)

Die Lektion dieses Monats: Die Erwartungen niemals zu hoch schrauben. Das Finale von „Stranger Things“ war bestensfalls durchschnittlich, die „Umbrella Academy“ hat sich in eine Ecke geschrieben und „The Boys“ werden nicht automatisch besser, je blutiger alles ist. Wie es „The Leftovers“ gelingt, die Klippe der Erwartungshaltung zu umschiffen, erfahrt ihr im Schnelldurchlauf. Spoiler!

Stranger Things (Staffel 4.2)

Die Clique in Hawkins findet heraus, dass Vecna vier Menschen töten muss, bevor er genug Kraft hat, um die gesamte Stadt zu vernichten. Sie sehen nur einen Weg, ihn aufzuhalten: Max muss den Köder spielen, um ihn abzulenken, während die anderen ihn töten. Eleven, die durch ihre Kräfte weiß, was ihre Freunde vorhaben, will ihnen zu Hilfe eilen. Doch Dr. Brenner hat andere Pläne und will sie zur Not mit Gewalt festhalten. Als ihr die Flucht schließlich gelingt, wird die Zeit knapp, um nach Hawkins zu gelangen. Unterdessen suchen Hopper und Joyce nach einer Möglichkeit, Russland zu verlassen.

Über Netflix’ krude Ausstrahlungspolitik bei Staffel 4 von „Stranger Things“ wurde bereits viel lamentiert. Fakt ist aber auch, dass Folge 8 das Warten nicht wert war, da sie mehr oder weniger redundant ist. Unsere Helden befinden sich anderthalb Stunden lang auf verschiedenen Roadtrips, nun ja. Folge 9 ist mit fast zweieinhalb Stunden noch länger und fühlt sich streckenweise auch so an, weil die ganze Geschichte mittlerweile fürchterlich aufgeblasen ist. Es gibt schöne Momente, aber so richtig überzeugt hat es mich schlussendlich nicht. Sie tun gut daran, das Ganze jetzt zu einem Abschluss zu bringen.

2 ½ von 5 Bananen, die ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache haben.

The Umbrella Academy (Staffel 3)

Nachdem sie – mal wieder – die Welt gerettet haben, springen die Geschwister Hargreeves in die Gegenwart zurück. Doch ihren Platz haben andere eingenommen: Statt ihrer hat Hargreeves sieben andere Kinder adoptiert und die „Sparrow Academy“ gegründet. Schlimmer noch, offenbar haben sie durch ihre Zeitreise ein Großvater-Paradoxon ausgelöst, das sich zu einem sogenannten Kugelblitz auswächst. Der schwebt im Keller der Akademie, lässt zunächst Tiere, schließlich auch Menschen verschwinden und wächst unaufhaltsam. Die Umbrellas müssen wohl oder übel mit den Sparrows zusammenarbeiten.

Die dritte Staffel „The Umbrella Academy“ ist in einer seltsamen Position. Nach zwei Staffeln, in denen es darum ging, den Weltuntergang zu verhindern, wird die Dauerpanik langsam repetitiv, gleichzeitig muss das Ganze natürlich irgendwie getoppt werden. Voilà: der Untergang des ganzen Universums. Das ist gewohnt amüsant erzählt, krankt aber an den vielen neuen Gesichtern, die auch im Verlauf der Staffel leider nur wenig Profil kriegen. Ein paar Längen sind verzeihbar, optisch ist die Auflösung des Universums eine Wucht, doch dass es noch einmal weitergeht, halte ich inzwischen für fraglich.

4 von 5 Bananen, die eigentlich in Rente gehen wollten.

„Die ganze Zeitlinie ist im Arsch. Meine Mutter ist gestorben, bevor ich geboren wurde.“
(„The Umbrella Academy“)

The Librarians (Staffel 3)

Die Bibliothekare haben gleich zwei neue Gegner. Zum einen ist das Department für Statistische Anomalien, kurz DOSA, hinter ihnen her und will die magischen Artefakte lieber in einer hochtechnisierten Anlage aufbewahren. Zum anderen ist Apophis erwacht, der ägyptische Gott des Chaos, der die ultimative Schlacht zwischen Gut und Böse einleiten will. Dafür übernimmt er immer wieder verschiedene Menschen und hält die Bibliothekare auf Trab, ohne dass sie ernsthaft vorankommen. Doch Flynn weiß, sollte es wirklich zur Schlacht kommen, wird er sich opfern müssen.

So richtig klappt das bei „The Librarians“ einfach nicht mit den übergreifenden Handlungen. Diesmal war mir der große Bösewicht zu wenig präsent, Apophis schaute nur hier und da mal vorbei, aber ein Plan ließ sich dahinter nicht erkennen. Auch, dass das DOSA hier völlig aus dem Nichts auftaucht, aber sofort eine riesige Behörde mit hunderten Soldaten ist, hilft der Sache nicht unbedingt weiter. Davon abgesehen aber sind die einzelnen Abenteuer amüsant wie immer, und auch die Figuren erfahren endlich etwas Entwicklung. Ich persönlich hätte gerne mehr von den Vampiren gesehen.

3 ½ von 5 im Bermudadreieck verschollenen Bananen.

The Leftovers (Staffel 3)

Drei Jahre sind vergangen, seit die „Schuldig Verbliebenen“ Miracle überrannt und dann in die Luft gesprengt wurden. Die Stadt ist mittlerweile ein Schmelztiegel, den Kevin als neuer Polizeichef gelassen in Schach hält. Doch die Zeichen stehen auf Sturm im Jahr 7 nach dem Verschwinden, denn da die Zahl in der Bibel große Bedeutung hat, glauben viele, dass etwas passieren wird. Pfarrer Matt Jamison hat in der Zwischenzeit ein Evangelium über den vermeintlichen Heilsbringer Kevin geschrieben. Und Nora erfährt von einem Apparat, mit dem man den Verschwundenen hinterher reisen kann.

War „The Leftovers“ am Ende eine Liebesgeschichte? Die dritte Staffel macht es einem beileibe nicht leicht, strotzt nur so vor Symbolik und philosophischen Gesprächen. Aber sie erkennt auch das Absurde an, nicht zuletzt mit dem Buch über Kevin, das in den acht Folgen durch etliche Hände geht. Im Finale gibt es dann immerhin ein paar Antworten, zum Beispiel, wohin die zwei Prozent verschwunden sind (das Wie bleibt ungeklärt), aber darum geht es auch gar nicht. Die Botschaft, kleine Momente des Glücks inmitten der Hoffnungslosigkeit zu finden, ist heute vielleicht wichtiger denn je.

4 von 5 Bananen in der Selbstmordmaschine.

„Ich verdiene Respekt. Und wir alle verdienen bezahlten Urlaub plus Zahn-Zusatzversicherung.“
(„The Boys“)

The Boys (Staffel 3)

Ein Jahr ist es her, seit Butcher seine Frau ein zweites Mal verloren hat. Hughie arbeitet inzwischen für das Federal Bureau of Superhuman Affairs. Als er erfährt, dass seine Chefin selbst ein Supe ist und Vaught in die Hände spielt, kehrt er zu Butcher und seinem Team zurück. Und die haben bereits einen Plan: Um Homelander loszuwerden, brauchen sie die Waffe, mit der die Russen in den 1980ern den angeblich unverwundbaren Soldier Boy getötet haben. Um die Chancen auszugleichen, probiert Butcher sogar die Droge Temp-V, die ihm zeitweise Superkräfte verleiht.

Ich kann nicht genau sagen, woran es lag, aber so richtig gehyped hat mich die dritte Staffel von „The Boys“ nicht. Butcher war zwar immer schon ein Arschloch, aber hier war er streckenweise echt unerträglich, während der Rest des Teams einfach auseinanderfiel. Für Soldier Boy konnte ich mich letzten Endes auch nicht erwärmen, die Figur blieb eine Schablone ohne eigenen Charakter, und erst der Konflikt mit seinem „Sohn“ Homelander brachte gegen Ende etwas Spannung rein. Ansonsten war alles wie üblich, viel Splatter und viel derber Humor plus eine random Musical-Einlage in Folge 5.

2 ½ von 5 Bananen, die dir eine klatschen, als wären sie Sean Connery.

Boo, Bitch (Miniserie)

Erika Vu ist mit dem Motto „Besser ungesehen bleiben als gesehen zu werden“ gut durch die Highschool gekommen. Zwei Monate vor dem Abschlussball kommen ihr jedoch Zweifel und sie geht mit ihrer besten Freundin Gia auf eine Party, um wenigstens einmal richtig einen drauf zu machen. Blöd nur, dass sie auf dem Heimweg unter einem angefahrenen Elch begraben wird und stirbt. Weil sie anschließend als eine Art körperlicher Geist herumläuft, glaubt sie, dass sie wohl noch etwas zu erledigen hat. Vermutlich, mit ihrem Schwarm Jake C. zum Abschlussball zu gehen.

Man kann über die Schwemme an Teenie-Serien bei Netflix sagen, was man will, gelegentlich findet sich doch mal eine Perle darunter. „Boo, Bitch“ ist mit acht nur halbstündigen Folgen angenehm kurzweilig, nimmt genüsslich sämtliche Klischees rund um Highschool-Zicken und Influencer aufs Korn und profitiert von einer bestens aufgelegten Lana Condor. Und wenn schließlich der entscheidende Kniff enthüllt wird, zeigt die Serie ihre ganze Genialität. Zwar ist das Finale arg verkitscht, dennoch ich bin ernsthaft versucht, „Boo, Bitch“ noch ein zweites Mal zu schauen.

4 ½ von 5 Bananen, die schon wieder pinkeln müssen.