Wie Romane sind auch Spiele schon oft ins Medium Film umgesetzt worden. Welche Adaptionen ich für gelungen halte, erfahrt ihr in meiner Top 5.
Was Verfilmungen von Videospielen angeht, so sind Fans bislang wahrlich nicht verwöhnt worden. Über Vieles breitet man besser den Mantel des Schweigens; und auch wenn man sich einige sogar angucken kann, so findet man kaum wirklich vorlagengetreue Umsetzungen.
Daher war diese Top 5 alles andere als einfach, doch ich habe am Ende diejenigen Umsetzungen aufgenommen, die ich mir definitiv mehr als einmal ansehen würde.
Beginnen wir mit …
Platz 5: Hitman (2004)
Voller Titel: „Hitman – Jeder stirbt alleine“, und ich schreibe das so explizit, um jede Verwechslung mit der Neuauflage „Hitman: Agent 47“ auszuschließen. Über letztere verlieren wir besser nie wieder ein Wort, erstere hingegen gewinnt durch einen optisch einigermaßen passenden Timothy Olyphant, der den wortkargen, genmanipulieren Super-Assassinen mit passender Mimikarmut spielt.
Darüber hinaus gibt es einige nette Anspielungen, wie eine Sequenz, die in der typischen Perspektive der Spiele gedreht wurde, und Einflechtungen von Gimmicks, wie der gelben Badeente oder der blauen und grünen Spritzen (Betäubungsmittel, bzw. Gift), die den Fans der Spiele ein Begriff sind.
Auch als der „Hitman“ im Schneidersitz sitzend ein Scharfschützengewehr auf eine Zielperson richtet, ist dies eine vorlagengetreue Umsetzung eines Concept Arts des Spiels. All das kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Hauptcharakter der Spiele sich in vielen Dingen doch deutlich von dem des Films unterscheidet. Auch da dieser sehr viel actionlastiger ist, wohingegen in den Spielen ganz besonders Wert auf Unauffälligkeit und Unsichtbarkeit gelegt wird, reicht es nur zu Platz 5.
Platz 4: Prince of Persia (2010)
Bei den Kulissen und Kostümen hat man sich wirklich Mühe gegeben, und Jake Gyllenhaal spielt den titelgebenden Prinzen, der mithilfe von magischem Sand die Zeit manipulieren kann, frisch und mit der athletischen Mühelosigkeit der Spiele.
Im Grunde gibt es nichts auszusetzen. Dass die Handlung des Films natürlich nicht in der Breite erzählt werden kann, wie es in den mehrstündigen Spielen der Fall ist, liegt in der Natur der Sache. Dafür spielt die hinreißende Gemma Arterton mit, das tröstet ohnehin über alles hinweg.
Platz 3: Tomb Raider (2001)
Wie auch bei den Spielen, so gab es auch bei der Verfilmung eine Neuauflage, die Lara Croft weniger comichaft, als vielmehr taffer, düsterer und, nun ja, (körper)stellenweise deutlich umfangsreduziert darstellt.
Da ich allerdings mit der neuen Lara nicht so viel anfangen konnte, beziehe ich mich auf die Filmreihe mit Angelina Jolie, die den Popcorn-Charakter der Ur-Spiele und der Hauptfigur gut einfängt. Wie in den Spielen gibt es für die britische Grabräuberin auch in den Filmen eine Schnitzeljagd an mystischen Orten rund um den Globus, Rätsel und Schusswechsel mit „bösen Jungs“. Ihren technikaffinen Ingenieursfreund hätte ich nicht gebraucht, ebenso wenig die Liebesgeschichten, die es in den Spielen nicht gab. Aber dennoch, Angelina Jolie IST für mich einfach Lara Croft.
Platz 2: Uncharted (2022)
Ich bin selbst angenehm überrascht, den Film, der erst dieses Jahr in die Kinos kam, so hoch einstufen zu können.
Uncharted gehört zu den Spieleserien, die ich ganz besonders in mein Herz geschlossen habe (zu meinem Review hier entlang), und dementsprechend vorsichtig war ich, mich für den Film zu erwärmen. Zumal ich Tom Holland als Nathan Drake zu jung und optisch nicht passend fand. Selbiges gilt für Mark Wahlberg als Victor Sullivan, im Spiel ein grauhaariger, liebenswerter Halunke fortgeschritteneren Alters mit Schnauzbart und Hawaiihemd … und eben nicht Mark Wahlberg.
Trotz dieser schlechten Vorzeichen mochte ich den Film dann doch. Teilweise sogar sehr. Er hält sich dicht an die Vorlage (obgleich er Szenen und Geschichten aus mehreren Spielteilen mischt) und überträgt diese oft fast 1:1 auf die Leinwand. Änderungen in der Handlung sind zwar unverständlich, aber gut hinnehmbar. Dazwischen gibt es kleine Fan-Gimmicks, wie den Synchronsprecher der Spiel-Hauptfigur, Nolan North, der im Film als namenloser Strandbesucher Nate zuhört, wie der sich über sein schiefgegangenes letztes Abenteuer auslässt, und lediglich nonchalant antwortet: „Kenn ich, hab ich auch schon erlebt.“ Was ja stimmt, als Stimme der Spielfigur. Ich habe sehr gelacht.
All das, und eine schön erzählte, actionreiche und bildgewaltige Story katapultieren Uncharted von Null auf Platz 2. Ich hoffe auf eine Fortsetzung.
Platz 1: Silent Hill (2006)
Von der Spielereihe Silent Hill gibt es zwei Verfilmungen, ich beziehe mich hier ausdrücklich auf die erste. Ich war zunächst skeptisch, ob sich die Horrorspiele, die bizarr und atmosphärisch dicht erzählt sind, überhaupt adäquat umsetzen lassen. Sie handeln von einem Ort namens „Silent Hill“, dem wie Steven Kings „Derry, Maine“ etwas Ur-Böses innewohnt. Wer ihn einmal besucht, ob zufällig oder geplant, kann ihn nie wieder verlassen. Zufahrtsstraßen enden in einer bodenlosen Schlucht und verhindern die Abreise, und so muss man sich wohl oder übel mit den Bewohnern der Stadt auseinandersetzen – allesamt gruselig verzerrte, blutüberströmte oder alptraumhaft veränderte Kreaturen, wie den berühmt gewordenen „Pyramid Head“, eine Art Scharfrichter mit gewaltigem Schwert und einer dreieckigen Eisenstruktur auf dem Kopf, die an eine bizarre Schandmaske erinnert, und der sich schleppenden Schrittes durch Silent Hill bewegt, um den Protagonisten zu jagen.
Der Film von 2006 stellt nicht nur diesen Dämon sehr nahe am Original dar, sondern fängt die gesamte Atmosphäre des Ortes mit seinem ewigen Nebel und den blassen, beinahe „ausgebluteten“ Farben hervorragend ein. Man merkt, dass der Regisseur, Christophe Gans, selbst großer Fan der Spiele und ihrer speziellen Ästhetik ist. Meine Nummer Eins.
(P.S.: Vor wenigen Tagen wurde eine Verfilmung des zweiten Teils der Silent Hill-Reihe angekündigt – zusammen mit einem kompletten Remake des Spiels. Wieder wird ihn Christophe Gans umsetzen, und ich bin optimistisch, dass mir dann auch die Fortsetzung gefallen kann.)
Wir hatten ja schon privat ein bisschen über das Thema geplaudert, ich bin immer noch baff, dass es keine Serien gibt. Vielleicht kommt das noch? Erstaunlicherweise kenne ich sogar recht viel von deiner Liste, „Prince of Persia“ erwähnte ich schon, „Tomb Raider“ (mit Jolie und Vikander, fand Jolie aber auch besser) und sogar „Silent Hill“, nur war mir damals nicht klar, dass es sich dabei um ein Game-Verfilmung handelt.
An meinem Blick auf Buchverfilmungen arbeite ich jedenfalls schon, und möglicherweise werden das sogar zwei Teile, weil ich Filme und Serien gerne trennen würde. An Material mangelt es hier jedenfalls nicht!
Auf deinen Antwortartikel bin ich jedenfalls gespannt.
Ich könnte selbst gar nicht so viele Beispiele beisteuern, fällt mir dabei auf. Zumindest solche, wo ich Buch UND Film kenne. Ganz oft kenne ich entweder, oder.
Häufig kenne ich einen Film „basierend auf einem Roman von …“, und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich danach oft nicht mehr das Buch dazu lese. Denn dann kenne ich die Geschichte ja schon – oder der Film war zu schlecht, um als Werbung zu fungieren.
Das kenn ich aber auch. Durch die Suche nach guten Beispielen hab ich erst gemerkt, wie viele Bücher ich tatsächlich auf meiner Leseliste habe, weil ich Film oder Serie mochte. Ich komm schlicht nicht mehr hinterher.