The Handmaid’s Tale | Milk (4×04)

„This is stupid and dangerous. We‘re going to the front of the war in a refrigerator. “

June und Janine machen sich auf den Weg nach Westen zur Front, wo sie Mayday zu finden hoffen. Spoiler!

Do you have some secret brilliant plan?

Um nach Chicago zu Mayday zu gelangen, verstecken sich June und Janine in einem Milchtank auf einem Güterzug. Während der Fahrt kochen die Gefühle der beiden Frauen hoch, als Janine aus June herauskriegt, dass sie die anderen Mägde verraten hat. Dann wird der Zug von Freiheitskämpfern angegriffen, die alles tun, um wenigstens an ein paar Lebensmittel zu kommen. Sie halten es zunächst für zu gefährlich, womöglich gesuchte Mägde mitzunehmen, doch June kann sie schließlich überzeugen. Was sie nicht bedacht hat: Für die Hilfe erwartet Anführer Steven eine ganz bestimmte Gegenleistung.

Demontage von Junes Heldenmythos

„Milk“ war ein lange überfälliger Angriff auf Junes eigene Inszenierung als Heldin. Die Art und Weise, wie sie die anderen Mägde dominiert hat, war mir nie wirklich angenehm, und nachdem sie sie in der letzten Folge verraten hat, konnte es so nicht weitergehen. Aber es war vor allem schön, zu erleben, wie Janine aufsteht und für sich selbst eintritt. Die ach so kaputte Janine, der niemand irgendwas zutraut. Die Frage ist jetzt wohl vor allem, ob sich daraus eine gleichberechtigte Partnerschaft entwickelt oder die zwei längst unterschiedliche Ziele verfolgen.

Janine: „You can‘t keep me in the dark and feed me lies and shit and expect me to be okay with it.“
June: „I don‘t do that.“
Janine: „Yes, you do. You don‘t know where we‘re going. You don‘t know if we‘re going to be okay.“

Unterschiedliche Formen der Stärke

Ich finde es immer wieder schön, wenn Serien (und Filme und Bücher) zeigen, dass es ganz unterschiedliche Arten von Stärke gibt. June ist in dem Sinne eher die klassische Heldin, die sich offen auflehnt und dabei auch vor Gewalt nicht zurückschreckt. Sie ist außerdem eine Anführerpersönlichkeit, die es als ihre Pflicht betrachtet, Verantwortung für andere zu übernehmen.

Janines Stärke ist eine andere, weniger auffällige. Die Tatsache, dass sie zuweilen neben sich steht oder geradezu kindlich naiv wirkt, sollte über eines nicht hinwegtäuschen: Wie June hat auch sie das Martyrium Gileads überlebt. Auch sie wurde missbraucht, vergewaltigt, geschlagen. Verdammt noch mal, sie haben ihr sogar ein Auge ausgestochen! Für Janine ist der Zusammenhalt sehr wichtig, deshalb halte ich es nicht für eine Fehleinschätzung, wenn sie erklärt, sie hätte die anderen in Junes Situation nicht verraten.

Ritas Emanzipation von Serena

Einen guten Kontrast dazu bildet die Beziehung zwischen Serena und Rita. Serena bestellt ihre frühere Martha ein, als wäre sie noch immer ihr Besitz, will sie gleichzeitig aber plötzlich als Freundin sehen. Dass sie nicht mehr in Gilead sind und auch Rita „befreit“ wurde, scheint sie dabei völlig auszublenden. Es ist gut, dass auch das Schicksal der Marthas einmal angesprochen wird, denn auch wenn sie nicht missbraucht werden wie die Mägde, sind sie dennoch nichts anderes als Sklaven.

Dass Rita immer freundlich zu Serena war, war gewiss in erster Linie Selbstschutz. Und das ist die eigentliche Ironie, denn Serena ist so verblendet, dass sie das nicht einmal in Betracht zieht. Sie schließt daraus, dass Rita ihre Freundin sein muss. Ehrlicherweise rechnete ich sogar halb damit, dass sie sich wieder von ihr einwickeln lässt, nachdem sie ihr von dem Baby erzählt hat. Doch was für ein Schlussstrich mit Ausrufezeichen, als sie stattdessen zu Fred geht und ihm steckt, dass seine Frau schwanger ist.

Rita: „Did you know that in Gilead I was officially considered property of the Waterford family?“
Mark: „I did, yes.“
Rita: „Registered and everything like my old Nissan Altima.“

Anderer Ort, gleiche Behandlung

Gespannt bin ich, wie viel wir noch von Chicago bzw. der Front sehen werden. Was June und Janine schon während der Fahrt sehen konnten, wirkte tatsächlich wie ein Kriegsgebiet, nur noch Ruinen. Und wir erfahren immerhin auch schon, dass die Leute dort hungern. Aber so richtig verstanden habe ich trotzdem nicht, was für ein Ort das ist, sind die nun formal noch in Gilead oder nicht?

Zumindest sind die Männer nicht viel besser, das war einigermaßen ernüchternd. Zwar zwingt Steven June nicht zum Sex, aber er ist die Bedingung für seine Hilfe. Und ganz ehrlich, ich fand die ganze Situation dermaßen absurd. Sicher, June und Janine haben nichts, womit sie stattdessen „bezahlen“ könnten. Aber in einer Welt wie dieser, wo die Leute offensichtlich von der Hand im Mund leben, da fällt dem echt nichts Besseres ein als Sex? Warum sie nicht anderweitig für ihren Unterhalt arbeiten lassen?

Blessed be the fruit

• So originell das mit dem Milchtank auch war, die ganze Logistik dahinter ist doch absurd. Warum stand der Deckel offen? Damit vor der Abfahrt auch ja noch ein vorbeifliegender Vogel reinkacken kann? Und wieso ist eigentlich keinem die meterlange Milchlache auf den Schienen aufgefallen, nachdem June das Ventil geöffnet hatte?
• Als Serena zu schwärmen anfängt, dass natürlich das saubere Wasser und die saubere Luft in Gilead zu ihrer Schwangerschaft geführt haben, konnte ich mir echt nur noch mit der Hand vor die Stirn schlagen.

3 ½ von 5 in Milch schwimmenden Bananen.

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