Doctor Who | Deep Breath (8×01)

Eine neue Ära bricht an. Nach langer Wartezeit erleben wir den zwölften Doctor erstmals in Aktion, und ohne zu viel zu verraten, er ist nicht mehr derselbe. Spoiler!

Im Viktorianischen England taucht plötzlich ein Dinosaurier auf, der die TARDIS mitsamt dem neuen Doctor und Clara ausspuckt. Während der Doctor schläft und sich Clara mit der Frage auseinandersetzt, ob sie ihn überhaupt noch kennt, wird der Dinosaurier scheinbar durch spontane Selbstentzündung getötet. Der Doctor nimmt die Ermittlungen auf und lässt Clara bei Madame Vastra, Jenny und Strax zurück, doch eine Anzeige in der Zeitung führt die Beiden schließlich in einem Restaurant wieder zusammen.

Die Serie „Doctor Who“ ist an einem Punkt angelangt, an dem sie es sich erlauben kann, das Publikum zu spalten. Ich erinnere mich noch gut an meine damalige Reaktion auf das Casting von Matt Smith, ich hielt ihn für weit zu jung für die Rolle und war mehr als überrascht, als er mir innerhalb kürzester Zeit so sehr ans Herz wuchs, dass ich ihn am Ende eigentlich nicht gehen sehen wollte. Als Peter Capaldi bekannt gegeben wurde, war meine Reaktion gänzlich anders, ich hab mich ehrlich gefreut, dass man diesmal einen älteren Schauspieler gewählt hat. Dann wiederum, ich bin auch kein Teenager mehr. Wahrscheinlich wird es genug Fangirls geben, die selbst Capaldi über kurz oder lang zum Sexsymbol erklären, für all jene Zuschauer aber, denen was an der Story und der Figur liegt, ist der Mann ein wahrer Glücksgriff, und schon in dieser Folge ist zu erahnen, welches Potenzial er mitbringt.

„Deep Breath“ an sich ist vielleicht nicht die aufregendste oder originellste Episode, denn die Parallele zu „The Girl in the Fireplace“ fiel mir fast sofort auf und war zunächst ein echter Negativpunkt, bis der Doctor es dann ebenfalls ansprach (auch wenn er bis zum Schluss nicht drauf kommt). Der Dinosaurier war völlig überflüssig und diente einzig dem Schauwert, wovon die Serie meinetwegen künftig gerne noch deutlicher Abstand nehmen kann. Aber letzten Endes steht „Deep Breath“ damit in der Tradition erster Folgen und funktioniert vor allem darin sehr gut, gewisse Themen anzuschneiden, die offenbar noch eine größere Rolle spielen werden.

Damals, als der neunte in den zehnten Doctor regenerierte und Rose den Prozess begleitete, wurde im Grunde sehr wenig aus der Idee gemacht. Diesmal wird es zum Mittelpunkt der Handlung, vielleicht auch, weil der Bruch zwischen dem elften und dem zwölften Doctor sehr viel größer zu sein scheint. Gegen Ende der Folge wirft er dem Roboter vor, dass er längst nicht mehr derselbe ist wie noch zu Beginn seiner Suche nach dem „promised land“, weil er seine Teile so oft ausgetauscht hat, dass nichts an ihm mehr original ist. Das war eine interessante Beobachtung, denn inwieweit trifft sie auch auf den Doctor selbst zu? Das Einzige, was bei jeder Regeneration gleich bleibt, ist die Erinnerung, aber reicht das aus, um zu sagen, dass der Doctor immer noch dieselbe Person ist? Es geht dabei nicht so sehr um das Aussehen, selbst Clara zeigt genug Weitblick, das zu erkennen, sondern der Charakter. Wer ist der Doctor? „I don’t think I’m a hugging person“, sagt er, und es ist das Außenbild, eine verwundbare Seite, die er Clara zeigt. Die Frage, ob er den Obdachlosen wegen seines Mantels umgebracht hat und ob der Roboter am Ende selbst gesprungen ist oder gestoßen wurde, die bleibt bewusst unbeantwortet.

„Clara, I’m not your boyfriend“, auch das sagt er, obgleich wir wohl davon ausgehen dürfen, dass das eher ans Publikum gerichtet war. (Und doch mochte ich, dass er beim Telefonklingeln sagt, das sei vielleicht ihr Freund, und dann ist es der elfte Doctor aus der Vergangenheit.) Ich bin gespannt, wie sich diese Beziehung weiterentwickelt, und vor allem, wie sich die veränderte Persönlichkeit des Doctors auf Clara auswirkt. Als sich die Tür zwischen ihnen schließt und er sie bei dem Roboter zurücklässt, vertraut sie darauf, dass er zurückkehrt, um sie zu retten – und liegt richtig. Diesmal zumindest. Dass es immer so sein wird, wage ich zu bezweifeln.

Deep Notes. „The green one“, „the not green one“ und „the asking questions one“, besser hätte ich es nicht formulieren können. Der Vorspann ist … nun, interessant. Belassen wir es vorerst dabei, ist wohl Gewöhnungssache. „They’re mighty eyebrows indeed.“ Was Matt Smith an Augenbrauen fehlte, macht Peter Capaldi doppelt wett, aber nett, dass es angesprochen wird. Die Szene, in der Clara die Luft anhält und zu entkommen versucht, war großartig und fürchterlich zugleich, ich glaube, an dem Punkt hat sie erstmals gezweifelt, dass der Doctor zurückkommen wird. Umso schöner war, wie sie ihre Hand nach hinten streckt, und der Doctor schließlich danach greift. „I hate being wrong in public. Everybody forget that happened.“ Oh, der Doctor hat offenbar kein Problem mehr damit, Alkohol zu trinken (fragt aber im Restaurant trotzdem nach dem „children’s menu“). „You’ve redecorated. I don’t like it.“ Der Witz ist inzwischen so alt, aber ich find ihn immer noch süß, vor allem, als der Doctor dann von seinen „round things on the walls“ anfängt.

4 von 5 Bananen, die unbedingt den Mantel wollen.

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