Star Trek: Deep Space Nine | Cardassians (2×05)

„I believe in coincidences. Coincidences happen every day. But I don’t trust coincidences.“

Ein cardassianischer Junge, der von Bajoranern adoptiert wurde, sorgt für einigen Wirbel auf der Station. Spoiler!

I wish I wasn’t Cardassian

Garak spricht einen jungen Cardassianer namens Rugal an und wird daraufhin von ihm in die Hand gebissen. Es stellt sich heraus, dass Rugal eine Kriegswaise ist – von den Cardassianern auf Bajor zurückgelassen und von einem Bajoraner adoptiert, der ihn zum Hass auf seine eigene Spezies erzogen hat. Der Vorfall schlägt hohe Wellen, Gul Dukat macht den wahren Vater ausfindig und fordert die Rückkehr des Jungen nach Cardassia. Doch Garak ist überzeugt, dass mehr dahintersteckt, und macht sich mit Bashir auf die Suche nach Daten über Rugals Adoption.

Eine fragwürdige Entscheidung

„Cardassians“ gibt sich viel Mühe, ein ernsthaftes Themas von allen Seiten zu beleuchten. Leider konzentriert man sich im Bestreben, keine allzu einfachen Antworten zu liefern, meiner Meinung nach aber zu sehr auf das Rätsel um Rugals Herkunft und verliert dadurch am Ende die eigentliche Thematik aus den Augen.

Ist es richtig, Rugal seinem biologischen Vater Pa’Dar zurückzugeben? Objektiv betrachtet vielleicht, denn beide sind Opfer eines politischen Komplotts geworden. Das macht es aber noch lange nicht zur moralisch richtigen Entscheidung, denn Rugal kennt Pa’Dar nicht und muss für ihn die Familie verlassen, in der er aufgewachsen ist. Ganz unabhängig davon, wer hier Cardassianer und wer Bajoraner ist: Rugal muss die Leute verlassen, die ihn aufgezogen haben und denen er am meisten vertraut – obwohl er das nicht möchte und das auch deutlich sagt. Sollte eine solch weitreichende Entscheidung nicht in erster Linie dem Wunsch des Kindes entsprechen statt Politik zu betreiben?

Bashir: „He seems to think there’s more going on here than we realize.“
Sisko: „What exactly does he think is going on?“
Bashir: „I’m not sure. He doesn’t actually tell me what he really thinks. I sort of have to deduce it.“
Sisko: „Ah. So, you deduced that Garak thinks Dukat is lying about something you’re not sure of, and you proceeded to interrupt my conversation to confront him about whatever that might be.“

Ein Statement gegen Rassismus

Andererseits gelingt es der Folge, das Thema Rassismus auf überraschend unpathetische Weise anzugehen. Als O’Brien erfährt, dass Keiko ihre Tochter mit Rugal hat spielen lassen, ist sein erster Impuls Furcht. Als Soldat hat er die Cardassianer von ihrer schlimmsten Seite kennengelernt und überträgt dieses Bild auf die gesamte Spezies. Aber Cardassianer sind genauso wenig von Natur aus böse wie Menschen oder Bajoraner. Eine liebevolle Erziehung hat aus Rugal einen rücksichtsvollen jungen Mann gemacht. Und der wäre er womöglich auch auf seiner Heimatwelt geworden, denn auch die Cardassianer erziehen ihre Kinder sicher nicht zu Mördern.

Nirgends zu Hause

Es ist schade, dass wir nie erfahren, was an den Gerüchten dran ist, dass cardassianische Kinder von ihren bajoranischen Adoptiveltern geschlagen werden. Überhaupt zeigt sich hier, dass diese Kriegswaisen in doppelter Hinsicht gestraft sind: auf Cardassia wertlos, weil Familie über allem steht, und auf Bajor verachtet. Rugal ist vermutlich die Ausnahme, die meisten werden sicher niemals eine Familie finden, sondern im Heim aufwachsen. (Und man möchte gar nicht darüber nachdenken, was als Erwachsene aus ihnen wird – nirgendwo richtig zu Hause.)

Bashir: „But there’s one more question I haven’t figured out, Garak. Why did you want to expose Dukat? What’s the truth about you and him?“
Garak: „Truth, Doctor, is in the eye of the beholder. I never tell the truth because I don’t believe there is such a thing. That’s why I prefer the straight-line simplicity of cutting cloth.“

Der undurchschaubare Garak

Dass Garak weiterhin ein Mysterium für Bashir wie auch den Zuschauer bleibt, ist hingegen mehr als willkommen und trägt sehr zum Charme der Figur bei. Vor allem seine Beziehung zu Dukat ist äußerst interessant und dürfte auch in Zukunft noch für Spannung sorgen. Ich glaube nicht, dass er so etwas Banales wie ein Spion ist. Aber ein einfacher Schneider ist er definitiv auch nicht.

Cardassian Notes

• Dukat muss seine Ohren wirklich überall haben, er hört von dem Vorfall auf dem Promenadendeck praktisch noch vor Sisko!
• Zumindest in einem sind sich O’Brien und Rugal sofort einig: Cardassianisches Essen muss nicht sein.
• Kannten wir den cardassianischen Namen für Deep Space Nine schon? Die Station hieß früher Terok Nor.

3 von 5 verwaisten Bananen.

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