ZSSD/Interim | Südkoreanische Serien – Teil 1: Fantasy

Südkoreanische Serien aus dem Fantasy-Genre – Meine Top 5 (Stand Januar 2021)

Online-Streamingdienste bieten eine schier endlose Fülle an Serien aus Südkorea, und seit etwa einem Jahr bin ich ein großer Fan. Ich mag die Art der Erzählung, das Pacing und den Humor. Mit normalerweise unter 20 Folgen und meist nur einer einzigen Staffel sind sie eher Telenovelas und daher kurzweilig, ohne dass sie Gefahr laufen, dass am Ende jeder mindestens einmal betrogen wurde, eine besondere Fähigkeit entwickelt hat oder ständig bisher völlig unbekannte Figuren auftauchen, die sich als verschollen geglaubte Ex-Liebhaber mit mysteriöser Agenda entpuppen. Es sind kurze, in sich abgeschlossene Geschichten, und sie sind wirklich teilweise wunderschön inszeniert.
Aus den inzwischen über 50 Serien, die ich bis jetzt gesehen habe, stelle ich die in meinen Augen fünf besten Vertreter aus drei verschiedenen Genres zusammen.

Heute also Teil 1: Meine fünf liebsten südkoreanischen Fantasy-Serien. Alle Titel sind, bis auf Sweet Home , nur im koreanischen Original mit Untertiteln verfügbar.(Milde Spoilerwarnung)

Platz 1: Extraordinary You

Die Protagonistin der Serie, Dan-oh, ist ein Schulmädchen, und ihr Leben könnte klischeebehafteter nicht sein: Herzkrank und unglücklich verliebt, wird sie am Ende dennoch ihren Schulschwarm heiraten, bevor sie tragisch an ihrer Krankheit stirbt. Sie hat keine große Bedeutung, denn sie ist eigentlich nur die Nebenfigur in einem süßlich-kitschigen Romantikcomic.
Das Besondere der Serie ist, dass ihr das irgendwann bewusst wird. Sie stellt fest, dass sie seltsame Gedächtnislücken hat, nämlich immer dann, wenn die Geschichte sich nicht um sie selbst dreht. Sobald sie sich anders verhält, als der mysteriöse Autor es offenbar vorsieht, wird in der nächsten Szene alles wieder rückgängig gemacht: Zerschmissene Vasen sind wieder intakt, angeschriene Schüler erinnern sich an kein außergewöhnliches Verhalten von Dan-oh mehr. Ihren Schulschwarm, den sie außerhalb ihrer Szenen nicht ausstehen kann, muss sie anhimmeln, sobald es mit ihrem Plot weitergeht. Doch ist sie wirklich nicht in der Lage, aus der Geschichte auszubrechen und ihr eigenes Leben zu leben? Den Jungen zu lieben, den sie sich außerhalb ihrer Szenen selbst aussucht? Und muss sie am Ende ihrem Herzleiden erliegen, nur weil es der unsichtbare Autor so will? Viel Zeit das herauszufinden hat sie nicht, denn der Comic bewegt sich unweigerlich auf sein Ende zu.

Platz 2: My Love from the Star

Arrogante Schauspielerin trifft auf schweigsamen, soziophoben Nachbarn, und die Funken fliegen – so weit so bekannt. Was das Ganze so vergnüglich macht, ist, dass besagter Nachbar ein Außerirdischer ist, der vor 400 Jahren eigentlich nur kurz aus wissenschaftlicher Neugier in Korea landen wollte und dann dummerweise seinen Rückflug verpasste. Bis seine Alien-Kollegen in abholen können, sitzt er jetzt auf der Erde fest und muss alle paar Jahre seine Identität wechseln, damit nicht auffällt, dass er nicht altern kann.
Es sind vor allem die Charaktere, die Spaß machen: Die etwas verrückte Song-yi, die sich für ein Geschenk an die Filmindustrie hält, obwohl ihr Stern gerade im Sinken begriffen ist, und der ständig genervte Min-joon, der eigentlich den Planeten so schnell es geht verlassen will. Es ist sehr süß ihnen zuzusehen, wie sich die beiden Egozentriker langsam füreinander erwärmen, zumal Min-joon keinerlei Erfahrung mit Menschen oder der Liebe hat.

Platz 3: Mysterious Pop-up Bar

Pop-Up-Bars sind kleine, mobile Kneipen oder Bistros in Zelten, die Alkohol und deftige Gerichte servieren, und deren Betreiber nicht selten den tragischen Lebensgeschichten ihrer deprimierteren Kunden lauschen müssen.
Dies zunutze macht sich Weol-ju, eine unsterbliche Traumdeuterin, welche die Träume ihrer Kunden nicht nur lesen, sondern sie auch dadurch heilen kann, dass sie aktiv hineinspringt und dadurch im Unterbewussten Dinge verändert. Freiwillig macht die immer schlecht gelaunte Weol-ju das nicht. Sie muss es tun, denn es ist ihre eigene Strafe für ihren sakrilegischen Selbstmord vor 500 Jahren, als sie sich an einem heiligen Baum erhängte. Fortan muss in die Träume von 10.000 Menschen springen, um deren Traumata so zu heilen. Ihr behilflich ist ein junger Mann, der die ungünstige Fähigkeit besitzt, dass jeder, den er berührt, sich ihm sofort mit seinen Sorgen und Nöten anvertrauen will. So sehr, dass er teilweise von ganzen Heerscharen an mitteilungswilligen Menschen verfolgt wird. Weol-ju braucht genau diese Lebensbeichten als Aufhänger für ihre Traumheilungen, und so entsteht eine Zusammenarbeit der besonderen Art.

Platz 4: Hotel del Luna

Das Hotel del Luna ist kein normales Hotel, sondern eines für Geister auf ihrem Weg in die Unterwelt. Hier machen sie ihren letzten Halt, um idealerweise alle ihre weltlichen Bindungen zu lösen und bei einem gewaltsamen Tod den anhaltenden Groll zu lindern, damit sie friedlich ins Totenreich eingehen können. Verantwortlich dafür ist Hoteldirektorin Man-wol, die diesen Job vor über 1000 Jahren als Strafe erhalten hat, um ihren eigenen Hass und Schmerz bei ihrem Tod aufzulösen. Ihr zur Seite steht der Hotelmanager, ein Mensch, der anders als sie altert und am Ende seines Lebens das Szepter immer an einen jungen Nachfolger weiterreichen muss.
20 Jahre vor Beginn der Serie rettet Man-wol einem Mann das Leben und erhält im Gegenzug das Versprechen, seinen Sohn als neuen Manager verpflichten zu können. Was diesem, schließlich erwachsen geworden, so gar nicht passt.
Mir hat vor allem das Hotel gefallen, mit seinen unendlichen Zimmern und dem schrägen Luxus-Ambiente. So können Geister auf diesem Zwischenstopp sogar einen ganzen Meeresstrand in einem der Zimmer nutzen, und man bedient auch einen unversöhnlichen Rachegeist in einem Schrank mit aller Höflichkeit eines Top-Sternehotels. Und die Geister selbst, die immer noch so aussehen wie zum Zeitpunkt ihres Todes. Beispielsweise mit Reifenspuren quer über dem plattgedrückten Hinterkopf. Ihr Anblick ist für den jungen, menschlichen Hotelmanager ziemlich schwer zu ertragen, ohne dabei seine höfliche Zuvorkommenheit zu verlieren, die sein Posten von ihm verlangt.
Sehr süß, anrührend und spannend, denn nicht jeder Geist hat eine so klare Todesursache.

Platz 5: Sweet Home

Das „Green Home“ ist ein 15-stöckiger, ziemlich in die Jahre gekommener Apartmentkomplex, in dem eines Tages aus unerfindlichen Gründen eine Seuche ausbricht. Befallene Menschen bekommen sturzbachartiges Nasenbluten, und kurz darauf verändern sie sich auf grausige Weise. Am Ende sind sie alptraumhafte Monster, die durch das Hochhaus streifen und jeden auf ihrem Weg töten.
Der junge Hyun-soo, der nach dem Unfalltod seiner Familie allein lebt und schwer suizidgefährdet ist, kann nicht verhindern, dass ihn die Schicksale seiner Nachbarn nicht kalt lassen. Trotz seiner Angst und dem Mangel an Lebenswillen beginnt er, wenigstens für andere einzustehen. Er schlägt sich zu den Kindern im Stockwerk unter ihm durch, die gerade ihren Vater an die Monster verloren haben. Auch an anderer Stelle im Haus kämpfen sich Bewohner auf ihre Weise durch, tun sich zu Gruppen zusammen und bilden widerwillige Allianzen, um irgendwie gegen die Monster zu bestehen. Denn das Haus verlassen können sie nicht, da die Seuche inzwischen ganz Korea befallen zu haben scheint.
Und dann bekommt auch Hyun-soo schweres Nasenbluten …
Sweet Home ist ein etwas anderer Monsterfilm, der mehr Wert auf zwischenmenschliche Konflikte, Vorurteile und Familientragödien legt. Die Spezialeffekte wirken zuerst ziemlich skurril und die Erzählweise sperrig, doch nach ein, zwei Folgen nimmt das Ganze Fahrt auf und bleibt bis zum furiosen Ende spannend.