ZSSD/Interim | Liebeshandlungen: Die fünf „Building Blocks“ des romantischen K-Dramas

So sehr ich koreanische Serien mag, so muss ich doch eingestehen, dass sich einige Versatzstücke öfter wiederholen. Hier ist meine augenzwinkernde Top5 der Bausteine des romantischen K-Dramas.

1. Die Heldin und der Held

Bereits etwas älter (soll heißen, Ende Zwanzig, Anfang Dreißig) als ihre Konkurrentinnen, ist die Heldin weder privat noch beruflich erfolgreich. Sie schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch und enttäuscht ihre Eltern mit ausgeprägtem Enkelwunsch wieder und wieder. Ihre Markenzeichen sind alte, unvorteilhafte Kleidung und fettige Haare. Egal, ob sie unterwürfig oder kämpferisch auftritt, alle Welt überholt sie ständig und lässt es sie gerne auch mal wissen. Und selbst wenn sie reich und erfolgreich zu sein scheint, so ist ihr Stern bereits im Sinken begriffen. Kurzum: Es könnte besser laufen, in allen Bereichen.

Dagegen ist der Held ein strahlend schöner, aalglatter, bewunderter Macher, Chef der eigenen Firma oder Sohn desselben, ein reicher Erbe oder ein unabhängiger, starker Kämpfertyp. Glücklich ist er deshalb noch lange nicht, denn eigentlich ist er schrecklich einsam, doch er hat diese Gefühle lange in seinem zu Stein gewordenen Herzen begraben. Oft wird er als unnahbar und eiskalt beschrieben, der jeden um sich herum als entnervend und unzulänglich betrachtet. Interessanterweise ist er auch gerne mal jünger als die Heldin, und trotzdem so viel reifer als sie.

2. Das erste Treffen

… ist fast immer ausgehend von einem Abhängigkeitsverhältnis. Entweder ist er ihr Anwalt oder sie seine Praktikantin, Sekretärin oder die Tochter seiner Haushälterin. Es existiert ein Machtgefälle, was es ihnen natürlich nicht leicht macht, sich füreinander zu erwärmen. Beinahe immer finden sie sich daher zunächst unausstehlich, halten sich für verwöhnte Gören oder für die Gesellschaft verlorene Seelen, denen man nicht zu sehr Beachtung schenken muss. Eine Fügung des Schicksals wirft sie dennoch zusammen in den Ring gegen einen gemeinsamen Feind, in eine Situation, in der sie sich aufeinander verlassen müssen. Und so erkennen sie, dass das Gegenüber doch härter arbeitet und mehr zu leiden hat, als zuvor angenommen – was unausweichlich einen Funken Respekt in ihr Herz zwingt.

3. Das Hinterhergehen und das Heimtragen

Erkennt der Held, dass die geringgeschätzte Heldin doch mehr zu schultern hat als gedacht, erwischt er sie dabei, wie sie sich allein in einer Konfliktsituation befindet. Oft wandert sie einsam und tief in trüben Gedanken versunken durch die Stadt, manchmal auch den Tränen nah. Er schließt dabei – ganz wichtig – nie zu ihr auf und lässt sie wissen, dass er für sie da ist. Nein, stattdessen wandert er ihr mitfühlend mit etwa zehn bis 15 Schritten Abstand hinterher und gibt acht, dass sie trotz ihrer Trauer sicher nach Hause findet. Dieser Akt der Empathie und beginnenden Sympathie bleibt von der Dame übrigens für immer unbemerkt.

Neben diesem und anderen, ähnlich gelagerten Annäherungen (wie beispielsweise dem Einschlafen der Heldin im Bus, bei dem ihr Kopf völlig unbeabsichtigt und unschuldig an der Schulter des Helden landet), existiert das Heimtragen. Oft gemeinsam auf eine Firmenfeier oder Party geladen, bemerkt der Held bald, dass die vom Schicksal gebeutelte Heldin ihren Frust im Alkohol ertränkt. Völlig betrunkene Frauen sind in asiatischen Serien übrigens keine Seltenheit, und manchmal kommt es sogar dazu, dass sie Gefahr laufen, von einem niederträchtigen Gast ins Hotelzimmer abgeschleppt zu werden. Das muss der Held, auch wenn er zumindest bewusst noch keine Gefühle für die Heldin hegt, verhindern, indem er sie selbst nach Hause bringt. Beliebt, weil unfassbar romantisch, ist es dabei, sie Huckepack heimzutragen, während sie auf seinem Rücken ihren Rausch ausschläft. Auch hier bleibt die gute Tat des Helden oft unbemerkt, auch wenn sich die Heldin am nächsten Morgen fragt, wie zum Geier sie nach Hause gekommen ist, und wer sie danach so liebevoll zugedeckt hat.

4. Wie Schuppen von den Augen …

Oft ist es eine unmittelbare Gefahr, die die Helden ihre Gefühle füreinander erkennen lassen. Leider greift hier das Damsel in Distress-Prinzip, wenn sich nämlich auch die taffste Heldin in Eigenregie in die Höhle des Löwen manövriert, wo sie einem kaltblütigen Killer oder einem mordlustigen Verwandten (kein Scherz) in die Arme läuft. Und dann obliegt es dem Helden, sie zu retten. Nicht selten wird er vom Entführer mit sadistischer Genugtuung kontaktiert, wobei er in wahre Verzweiflungsstürme ausbricht und ihm bewusst wird, wie viel die Heldin ihm eigentlich bedeutet. In koreanischen Serien wird viel ins Handy gebrüllt, oft solche Dinge wie: „Wenn du sie anrührst, bist du tot!“ oder „Ich finde dich, verlass dich drauf!“ Jedenfalls ist die Erkenntnis immer verbunden mit großer Sorge bis hin zu wilder Angst umeinander. Eine schmerzhafte Offenbarung für die Helden, und dabei wusste der Zuschauer doch schon sooo lange, dass sie füreinander bestimmt sind. D’uh.

5. Das Happy End

Das Schöne an K-Dramas ist, dass es (fast) immer gut ausgeht. Natürlich bekommen sie sich, obwohl manchmal kurz vor Schluss noch einmal das Schicksal zuschlägt und die Liebenden trennt. In diesem Fall gibt es dann nochmal einen Zeitsprung, wenn etwa die Heldin nach ihrer langen Auszeit im Ausland, wo sie beispielsweise noch einmal studieren wollte, geläutert, stärker und endlich selbst erfolgreich zurückkehrt. Dann begegnen sie sich auf Augenhöhe, und der einst eiskalte Held kann ihr nur noch bewundernd entgegenblicken und sich glücklich schätzen, dass sie ihn erwählt hat.
Natürlich sind dann auch Schlabberpulli und fettige Haare passé, sie trägt Designerkostüm und den neusten trendigen Haarschnitt, während er seinen Firmenchef-Job für einen als Cafébesitzer oder etwas ähnlich Unprätentiöses an den Nagel gehängt hat. Jetzt ist es an ihr, erfolgreich und strahlend schön zu sein, und an ihm vor Sehnsucht zu zerfließen. Und am Ende finden sie sich wieder, lieben sich endlich gegenseitig – und alles ist gut.

Hach, ich liebe koreanische Romantikserien. ❤