Star Trek: Strange new Worlds | The Broken Circle

„If you’re going to steal a starship, do it correctly.“

Während Pikes Abwesenheit geht Spock einem Hilferuf von La’an nach – und stiehlt dafür die Enterprise. Spoiler!

You’re no typical Vulcan

Während sich die Enterprise im Trockendock von Starbase One befindet, nutzt Captain Pike die Auszeit, um einen Anwalt für Una aufzutreiben. Er überlässt Spock die Verantwortung für das Schiff, worauf sie auch prompt einen Hilferuf von La’an empfangen. Offenbar hat sich auf Cajitar IV eine Gruppierung aus Klingonen und Ex-Föderation gebildet, die den Krieg mit den Klingonen wieder aufwärmen wollen – damit der Preis für Dilithium steigt. Da Admiral April aus politischen Gründen zunächst abwarten will, sieht Spock keine andere Möglichkeit und stiehlt die Enterprise.

Ein düsterer Auftakt

Jaaaaa. Ehrliche Meinung? Keine gute Wahl als Staffel-Eröffnung. Obwohl ich nachvollziehen kann, dass sie nicht mit dem Gerichtsverfahren gegen Una starten wollten, ist „The Broken Circle“ viel zu düster, um uns wieder im „Strange new Worlds“-Universum zu begrüßen. Unnötig zu erwähnen, dass mich die Klingonen auch nicht gerade in Jubelstürme haben ausbrechen lassen. Die Folge hat einige schöne Charaktermomente, aber im Ganzen vermochte sie mich leider nicht zu fesseln.

Spock: „I will not ask you to do something you believe is wrong. If you wish to leave or report this plan, I will not stand in your way.“
Chapel: „What plan?“
Spock: „I would’ve thought it obvious. We must steal the Enterprise.“

Die Nachwehen des Krieges gegen die Klingonen

Bei aller Kritik muss ich dennoch bewundernd anerkennen, dass „Strange new Worlds“ etwas macht, wovor sich „Star Trek“ sonst nur allzu gern drückt: Man zeigt die Konsequenzen eines Krieges, sowohl politisch als auch psychologisch. (Nein, ich bin nicht bitter, weil der Dominion-Krieg nie aufgearbeitet wurde. Gar nicht.) Dass sich Föderation und Klingonen einen Planeten mit großem Dilithium-Vorkommen teilen müssen, ist schon irgendwie eine seltsame Situation. Und natürlich finden sich wieder Leute, denen die Hälfte nicht genug ist. Gab es nicht mal eine Ferengi-Regel, dass Krieg gut fürs Geschäft ist?

Und auf der anderen Seite haben wir jemanden wie Schiffsarzt M’Benga, der den Krieg miterlebt und ganz offensichtlich ein gewaltiges Trauma davongetragen hat, das er nie wirklich aufarbeiten konnte. Dass er so plötzlich wieder an einer Front steht und diesmal Klingonen zusammenflicken soll, bringt viel Wut, aber auch Verzweiflung an die Oberfläche. Es ist bezeichnend, dass er geradezu zum Berserker wird, als er und Chapel sich durch die Klingonen kämpfen. Ich denke, in dem Moment vergisst er, dass der Krieg eigentlich vorbei ist.

Neuzugang bei der Crew

Neu zur Besatzung hinzu stößt Ingenieurin Pelia. Die ist eine der Inspektoren vom Sternenflotten-TÜV und durchschaut Spocks Plan, einen Warpkernbruch vorzutäuschen, sofort. Doch statt ihn zu verpetzen, ist sie Feuer und Flamme, endlich wieder ein echtes Abenteuer zu erleben, und gibt ihm anschließend noch Tipps, um das Ganze überzeugender zu machen. Und da die Enterprise nach Hemmers Tod sowieso einen neuen Chef-Ingenieur braucht, übernimmt Pelia den Posten am Ende mit Freuden.

Das Spannende ist, dass sie eine Lanthanite ist, eine Spezies mit so langer Lebensspanne, dass sie praktisch unsterblich sind. Ob es wirklich notwendig war, dafür schon wieder eine neue Spezies zu erfinden, von der wir in den später spielenden Serien nichts mehr hören (gehört haben werden oder was auch immer), darüber lässt sich streiten. Vor allem, da zum Beispiel die El-Aurians ganz ähnliche Merkmale mitbrächten. Abgesehen davon könnte Pelia aber eine echte Bereicherung für die Crew sein, denn mit so viel Lebenserfahrung hat sie natürlich einen ganz anderen Blick auf vieles, was im Universum so vor sich geht.

Pelia: „You wanna know the worst thing about living almost forever?“
Spock: „The loss of those you love?“
Pelia: „Oh, you sweet un-Vulcan Vulcan. No, that’s a pain shared by all those who live with even half-open hearts. No, it’s boredom!“

Spocks komplizierte Gefühlswelt

Aber natürlich ist „The Broken Circle“ vor allem Spocks Folge. Ich war anfangs ein wenig besorgt, als Pike sich vom Acker macht, aber Ethan Peck trägt die Geschichte mühelos. Seine Interpretation des Vulkaniers entwickelt sich immer mehr zu meiner liebsten, vielleicht auch, weil ich den Konflikt zwischen seiner vulkanischen und seiner menschlichen Seite so faszinierend finde. Ich verehre Leonard Nimoys nüchterne Darstellung, aber aus erzählerischer Sicht ist der jüngere, weniger gefestigte Spock interessanter.

Natürlich ist es etwas einfallslos von den Autoren, dass sie sich, nachdem Spock seinen Gefühlen in „All those who wander“ freien Lauf gelassen hat, nur noch auf eines davon konzentrieren. Aber ich bin ein Shipper vor dem Herrn, und wenn uns die unausgesprochenen Gefühle zwischen Spock und Chapel so viel Drama bescheren wir hier … dann immer her damit! Sei es, dass Spocks Puls steigt, sobald sie den Raum betritt, seine Augen wässrig werden, als er auf das Schiff feuern muss, auf dem sie gefangen ist, oder „You do not die!“ schreit, wenn sie bewusstlos zurück auf die Enterprise gebeamt wird – das sind die Momente, die diese Folge über ein „durchschnittlich“ hinausheben.

Und ja, mir ist klar, dass es viele Fans geben wird, die genau das nicht sehen wollen, weil der Ausgang im Grunde schon feststeht. Ich hingegen finde das gerade aufregend, denn ich will wissen, wie Spock damit umgeht (ich liebe sein „I have no words for what I feel“), ob Chapel seine Schwäche ausnutzt, und sogar, wie viel T’Pring davon mitkriegt oder auch nur versteht. Vielleicht bin ich aber auch nur krankhaft fasziniert von Liebesgeschichten, die zum Scheitern verurteilt sind, was weiß ich schon.

The Broken Notes

• Dass Uhura ihre Station mit Händen und Füßen vor den Inspektoren verteidigt, fand ich herzallerliebst. Sie nimmt ihren Job richtig ernst, nachdem sie nun Ensign ist.
• Im Trailer war das mit dem „thing“, das jeder Captain hat, noch witzig, hier nimmt es leider komplett das Tempo aus der Szene. Was ich ihnen jedoch lassen muss, ist, dass „I would like the ship to go … now“ durch und durch Spock ist.
• Mittlerweile ist es ja fast ein Running Gag, dass die Klingonen in jeder Serie anders aussehen, aber immerhin kommt das aktuelle Make-up dem bekannten aus TNG und DS9 wieder näher.
• Pelia ist mit Spocks Mum befreundet. Bitte sagt mir, dass hier gerade die Rückkehr von Mia Kirshner als Amanda Grayson vorbereitet wird!
• Krieg mit den Gorn? Oh mei.

3 von 5 gestressten Bananen.

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