Doctor Who | The Church on Ruby Road (14×00 / Christmas Special 2023)

„Rule number one: Don’t lose the baby.“

Eine Reihe von Zufällen führen den Doctor und Findelkind Ruby Sunday auf einem Goblin-Schiff zusammen. Spoiler!

Coincidence is what makes the baby tasty

Heiligabend 2004 wird ein Baby vor der Kirche in der Ruby Road abgelegt. Neunzehn Jahre später, nachdem Ruby von Carla Sunday adoptiert wurde, versucht sie, endlich mehr über ihre echten Eltern herauszufinden – erfolglos. Da Ruby vom Pech geradezu verfolgt wird, zieht sie die Aufmerksamkeit des Doctors auf sich, und als am Heiligabend das neue Pflegebaby der Sundays von Goblins entführt wird, treffen die beiden beim Rettungsversuch aufeinander. Zwar können sie das Baby retten, doch die Goblins reisen daraufhin in die Vergangenheit, um stattdessen Baby Ruby zu entführen.

Überraschend guter Einstand

Ich fand’s toll? Ehrlich, ich bin darüber noch erstaunter als ihr, ich hab im Leben nicht damit gerechnet, dass ich sowohl Doctor als auch Companion auf Anhieb mögen würde. Klar hakt es auch bei dieser Folge hier und da, aber das ist zu verkraften, wenn der Eindruck insgesamt so positiv ist. Natürlich ist das Ganze auch als softer Reboot ausgelegt, wahrscheinlich macht es das einfacher, weil man sich von viel Ballast befreien konnte. (Nur damit ihr’s wisst, in meinem Blog läuft das jetzt als Staffel 14 und nicht als Staffel 1, sonst wird meine Übersichtsseite komplett chaotisch.)

„Bad luck. Ever since that day, it’s never stopped. I’ve been hit. I’ve been thrown. I’ve been bumped. I fell off a boat on dry land. I’ve been in accidents, collisions. I’ve even been trampled by a moose.“

Modernes Märchen zur Weihnachtszeit

Zugegeben, „The Church on Ruby Road“ ist nicht das weihnachtlichste aller Weihnachtsspecials, eigentlich spielt die Story nur wieder zufällig zur Weihnachtszeit. (Und wenn ich so darüber nachdenke, ging es in der Folge auch nicht um die titelgebende Kirche, oder?) Doch weil der Grundtenor fast schon märchenhaft war, fiel mir das selbst erst hinterher auf. Goblins, die Weihnachtsbabys entführen und sich von Zufällen ernähren – das klingt nach etwas, was auch Steven Moffat hätte schreiben können.

Vor allem aber tut es so wahnsinnig gut, dass zur Abwechslung mal nicht die ganze Erde, die Galaxis oder das gesamte Raum-Zeit-Gefüge bedroht ist. Im Gegenteil, erzählt wird eine sehr kleine und persönliche Geschichte, die außer einer Handvoll Menschen niemanden weiter betrifft. Das macht sie nicht weniger stark, im Grunde können wir uns doch sowieso viel besser mit Einzelschicksalen identifizieren. Wegen mir darf „Doctor Who“ gerne mehr solcher unaufgeregten Storys erzählen.

Ein fröhlicher Doctor, aber auch zu menschlich?

Doch kommen wir zu dem, weswegen ihr hier seid: meine Meinung zum fünfzehnten Doctor. Wie ich schon beim vorigen Special schrieb, sehe ich Ncuti Gatwa gerne zu, kannte ihn bislang aber nur aus „Sex Education“, was ja nun eine gänzlich anders geartete Serie ist. Was bei seinem Doctor sofort auffällt, ist jedenfalls die positive Attitüde. Da hängt keine dunkle Wolke über ihm, er hat Spaß am Abenteuer und – besonders schön anzusehen – am Rätsel. Das ist für mich erst mal okay, obwohl ich erklärtermaßen ein Fan der dunklen Seiten des Doctors bin. (Matt Smith hat mich in der Hinsicht auf ewig verdorben.)

Das größte Problem, das ich aktuell sehe, ist, dass der Doctor womöglich zu sehr vermenschlicht wird. Ja, es ist ein starkes Bild, wenn er da in der Bar ausgelassen tanzt, weil es pure Lebensfreude ausstrahlt. Aber auf der anderen Seite wirkt er dadurch auch immer weniger wie ein Alien, und gerade das machte ja in der Vergangenheit die Dynamik mit seinen menschlichen Companions erst interessant. Doch ich will nicht vorschnell urteilen, und der erste Eindruck ist auf jeden Fall sehr positiv. (Ich hoffe, es gibt auch künftig viele Kostümwechsel!)

„If you walk through a day without any bad luck, that’s fine. That day’s nothing. But if you have lots of accidents, it stitches you in. It weaves you into the day. You become all complicated and knotted and vivid.“

Die geheimnisvolle Waise mit Sinn für Mode

Bei Ruby Sunday musste ich als erstes an einen Spruch denken, den ich vor Jahren mal irgendwo aufgeschnappt habe: „Dress every day like you’d run away with the Doctor in those clothes.“ (Eine Lebensweisheit, die ich seither beherzige, man weiß ja nie.) Sie ist schon irgendwie das, was raus käme, wenn man Amy und Clara kreuzte, oder? Und ich meine das im besten aller Sinne, denn ich mochte beide und finde auch Ruby unverschämt sympathisch. Nach nur einer Folge ist sie freilich erst mal ein Stereotyp, aber ich bin zuversichtlich, dass sie noch Ecken und Kanten kriegen wird.

Was ich davon halten soll, dass der Doctor die Gelegenheit explizit nicht nutzt, das Rätsel um die Identität ihrer Mutter aufzulösen, weiß ich hingegen nicht so recht. Jemand schrieb, er respektiere auf diese Weise Rubys Privatsphäre, aber wenn ihr mich fragt, ist das reichlich konstruiert. Und macht es nur noch offensichtlicher, dass hier irgendeine große Enthüllung vorbereitet wird, über die ich hiermit schon mal vorsorglich die Augen verdrehe.

The Notes on Ruby Road

• „Name: the Doctor. Occupation: not a doctor.“ 😄
• Müssen wir einen Mavity-Counter einführen? Führt das zu irgendwas? Jedenfalls fällt das Wort in dieser Folge auch wieder.
• Der Sonic Screwdriver ist jetzt eine … Fernbedienung?
• Dass der Doctor verkündet, er sei adoptiert, ignoriere ich freundlich. Leute, ein Reboot (auch ein softer) funktioniert nur, wenn ihr solche Brocken dem Zuschauer nicht nur hinwerft, sondern auch erklärt.
• Ja, ja, ich weiß, wir sollen uns jetzt alle fragen, welcher bekannte Bösewicht Mrs. Flood wohl ist.

4 von 5 Bananen, die dem Goblin King was vorsingen.

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