Im Schnelldurchlauf | Serien im April

„Manchmal ist das Hoffnungsvollste, was man tun kann, direkt in die Dunkelheit zu sehen.“
(„Dickinson“)

Diesen Monat gab es gleich ein paar Enden. Wie mit die finalen Staffeln von „Dickinson“ und „See“ gefallen haben, und wie ich die für eine ganze Weile letzte Staffel von „For all Mankind“ fand, erfahrt ihr wir immer hier im Schnelldurchlauf.. Spoiler!

For all Mankind (Staffel 4)

2003 betreibt die NASA zusammen mit den Russen und dem kommerziellen Unternehmen Helios erfolgreich die Marsbasis „Happy Valley“. Um eine autarke Kolonie zu werden, soll ein Asteroid eingefangen und abgebaut werden, doch der erste Versuch schlägt fehl. Als es dann in Russland zu einem Militärputsch und einem Machtwechsel kommt, führt das auch in „Happy Valley“ zu Spannungen innerhalb der Crew. Doch nicht nur das sorgt für Unmut: Die Arbeiter haben zunehmend das Gefühl, neben den Astronauten und Wissenschaftlern als Menschen zweiter Klasse behandelt zu werden.

In seiner vierten Staffel schlägt „For all Mankind“ etwas andere Töne an und konzentriert sich stärker auf die sozialen Probleme, die von der Erde auch auf den Mars getragen werden. Wie schon bei „Battlestar Galactica“, einer anderen großartigen Serie von Ronald D. Moore, werden die Nöte der kleinen Leute thematisiert, die den Laden am Laufen halten und am Ende doch die Verlierer sind. Das trifft sicher nicht den Geschmack aller, auch mir fehlte manchmal ein bisschen die Weltraum-Action, aber es macht die Geschichte insgesamt runder. PS: Gerade erst wurde eine fünfte Staffel angekündigt (plus ein Spin-off). Tolle Sache.

4 von 5 Bananen, die im Untergeschoss kein Internet haben.

Dickinson (Staffel 3)

Der Bürgerkrieg hält Amerika fest im Griff und dezimiert die Heiratsaussichten der jungen Frauen. Auch im Hause Dickinson herrscht dicke Luft, denn Austin betrinkt sich nur noch und turtelt mit anderen Frauen, während Sue hochschwanger ist. Als es zum Bruch zwischen Austin und seinem Vater kommt, hält Emily zu ihrem Vater, erkennt jedoch bald, dass Austin nicht ganz unrecht hat, wenn er sagt, er sei rückwärtsgewandt. Unter dem Streit leidet auch die Beziehung zwischen Emily und Sue. Lavinia trauert derweil um all ihre Ex-Freunde, die im Krieg gestorben sind.

Natürlich pickt sich die Serie nur einen sehr begrenzten Zeitraum aus Emily Dickinsons Leben heraus, dennoch fehlt dieser finalen Staffel irgendwie ein runder Abschluss. Kein Handlungsbogen findet einen echten Abschluss, das ist besonders ärgerlich beim Bürgerkrieg, der eine so prominente Rolle spielt und dann doch unter den Tisch fällt. Doch sei’s drum, die dritte Staffel ist insgesamt niedergeschlagener und von Konflikten geprägt, wir erleben das „neue Normal“ einer ganzen Generation. Das sorgt für viel Drama, lässt den Humor zuweilen aber etwas kurz kommen.

3 ½ von 5 Bananen, die einen Familienausflug in die Irrenanstalt machen.

Baba: „Was für’n Name ist Maghra?“
Maghra: „Was für’n Name ist Baba?“
Baba: „Guter Punkt.“
(„See“)

Servant (Staffel 3)

Drei Monate nach dem Angriff leidet Leanne noch immer unter Angstzuständen und verlässt das Haus nicht. Nur langsam können die Turners sie davon überzeugen, dass ihr keine Gefahr droht – bis sie bei einem Straßenfest angefallen wird. Als es ihr gelingt, die Angreifer zu überwältigen, gewinnt sie dadurch nicht nur treue Anhänger, sondern auch neues Selbstbewusstsein. Das gefällt Dorothy gar nicht, die daraufhin versucht, Leanne mit einer exklusiven Tanzausbildung aus dem Haus zu kriegen. Da das nicht funktioniert, heckt sie einen Plan aus, um Leanne einweisen zu lassen.

Im nunmehr dritten Jahr wird es für „Servant“ zunehmend schwer, den Spannungsbogen durchgehend hoch zu halten. Man muss also so ehrlich sein und zugeben, dass diese Staffel ein paar schwache Folgen hat, die lediglich der Charakterentwicklung dienen, aber wenig bis nichts zum Mysterium beitragen. Erst gegen Ende nimmt die Geschichte wieder deutlich an Fahrt auf, und das Spannende dabei ist, dass meine eigene Loyalität immer wieder zwischen Dorothy und Leanne schwankte. Der Cliffhanger lässt einen dann ziemlich erschüttert zurück und macht Appetit auf die finale Staffel.

3 von 5 toten Bananen hinter der Wand.

See – Reich der Blinden (Staffel 3)

Knapp neun Monate sind seit der großen Schlacht mit Trivantia vergangen. Königin Maghra konnte einen Friedenvertrag aushandeln, soll Trivantia im Austausch dafür aber ihre Schwester Sibeth überlassen. Die bringt derweil das Kind von Kofun zur Welt – das jedoch blind geboren wird. Wren trifft mit der Nachricht ein, dass Tormada Jerlamarels Kinder dazu gezwungen hat, für Trivantia Bomben zu bauen. Baba Voss will sie befreien und die Bomben zerstören, doch in der Zwischenzeit kommt es zum Putsch in Trivantia. Zusammen mit der geflohenen Sibeth bläst Tormada zum Großangriff auf Pennsa.

Schade, dass sich „See“ schlussendlich darauf eingeschossen hat, die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Pennsa und Trivantia zum Mittelpunkt der Geschichte zu machen. (Tatsächlich den Streit zweier Schwestern.) Die letzten fünf Minuten zeigen die Serie, die ich lieber geschaut hätte: Wie die langsame Rückkehr der Sehkraft wieder zu Menschlichkeit führt und die Zivilisation zurückbringt. Stattdessen triumphiert der Aberglaube über den Fortschritt, exemplarisch gezeigt an Kofun, der seine Sehkraft am Ende freiwillig aufgibt, um sich anzupassen. Was für eine erschreckende Aussage.

2 ½ von 5 Bananen, die die gefährlichen Bücher lieber verbrennen.