The Magicians | The Seam (4×13)

„You can’t get that many people to cooperate. This isn’t Sesame Street.“

Da das Monster und seine Schwester nicht getötet werden können, müssen die Freunde sie zum „Seam“ bringen. Spoiler!

The story for them is just starting, but it won’t be the same story, because of you

Quentin, Alice und Penny gelingt es recht schnell, Julia von der Schwester des Monsters zu befreien. Doch als sie nach Fillory zurückkehren, um weitere Magie zu tanken, finden sie das Reservoir leer – Everett ist ihnen zuvorgekommen. Kady nutzt ihren Einfluss auf die Hedgewitches, um einen gewaltigen kooperativen Zauber auszuführen, so dass sie schließlich auch das Monster aus Eliot holen und in ein Gefäß sperren können. Da sie ihn und seine Schwester nicht töten können, bleibt ihnen nur eine Wahl: sie in den Zwischenraum zwischen unserem Universum und dem Anti-Universum zu verbannen.

Ein umstrittenes Finale

„The Seam“ ist eine in jeder Hinsicht schwer zu reviewende Folge, da sie vermutlich jeden in einzigartiger Weise anspricht. Mir wurde Quentins Tod durch Instagram gespoilt, bevor ich auch nur die Chance hatte, die Folge zu schauen. Und da ich überhaupt erst eine Woche später dazu kam, war ich eine Woche lang sauer, ohne die eigentliche Geschichte kennen. Jetzt, nachdem ich „The Seam“ geschaut und die letzte Viertelstunde quasi durchgehend geweint habe, bin ich das nicht weniger, aber wie gesagt, das ist eine zutiefst persönliche Angelegenheit.

„Most of my life I’ve been in and out of hospitals, and you know, just suicidal thoughts and notes, and … a lot of notes. Attempts, and meds, and therapy, and then I found Brakebills, and all that went away. I thought that … Did I do something brave to save my friends? Or did I finally find a way to kill myself?“

Ein unfassbarer Verlust

Zwei Dinge haben Quentin immer vom typischen Helden einer Fantasy-Serie abgehoben: Er begann seine Reise als Fan, und er hatte über die gesamte Laufzeit von vier Staffeln hinweg mit psychischen Problemen zu kämpfen. Gerade letzteres machte ihn in der Fernsehlandschaft geradezu einzigartig, und ich war immer ein bisschen stolz darauf, mit wie viel Feingefühl die Autoren dieses Thema behandelt haben. Dass es ihnen nie darum ging, die einfachste Lösung zu wählen und Quentin auf magische Weise zu „heilen“, sondern ihn einen Weg finden zu lassen, wie er mit seiner Krankheit leben kann. Vor allem leben. Ein kleines bisschen fühlt es sich deshalb natürlich wie Verrat an, dass er – von allen Figuren gerade er – nun sterben musste. Und es hilft nicht, dass er Penny 40 direkt nach seiner Ankunft in der Underworld fragt: „Did I do something brave to save my friends? Or did I finally find a way to kill myself?“

Das Trickreiche an der Geschichte ist, dass sein Weg trotz der Enttäuschung, die sein Tod hinterlässt, ein guter war. Indem er sich seinen Problemen gestellt hat, indem er all die Male zuvor eben nicht Selbstmord begangen hat, ist er bis zu diesem Punkt gekommen, an dem er nicht nur etwas Heldenhaftes tun konnte, sondern auch Freunde hinterlässt, deren Leben er auf eine Weise beeinflusst hat, die er selbst kaum fassen kann. Er ist gestorben, um diese Menschen, die er so sehr liebt, zu retten – und ist im selben Moment zu einem jener Helden geworden, die er als Fan immer bewundert hat. Das ist eine schöne Botschaft, auch wenn der Verlust noch eine lange Weile wehtun wird.

Ein gehetzter Plot

Man sollte vielleicht trotzdem nicht verschweigen, dass „The Seam“ in erzählerischer Hinsicht bestenfalls Mittelmaß ist. Das stört mich persönlich zwar weniger, da mich die Figuren und ihre Entwicklung grundsätzlich mehr interessieren als der Plot, aber es zeugt natürlich nicht von gutem Schreiben, wenn die über die ganze Staffel aufgebaute Story innerhalb einer halben Stunde abgefrühstückt wird. Allein die Tatsache, dass sie Julia vom Geist der Schwester innerhalb der ersten fünf Minuten befreien, spricht Bände und ist ein Musterbeispiel an Antiklimax.

Auch der Rest der Folge wirkt anschließend fürchterlich gehetzt, sie springen von einer Szene zur nächsten, und das lässt nicht (wie vielleicht erhofft) Spannung aufkommen, sondern sorgt eher für Verwirrung. Ich zum Beispiel habe eine Weile gebraucht, um zu verstehen, dass Penny für Julia entschieden hat, dass sie wieder menschlich wird. Nachdem sie eben noch todkrank im Krankenflügel lag, saß sie in der nächsten Szene auch schon wieder gesund in Brakebills. Everett hat nie Zeit, sich zum echten Antagonisten zu steigern, bevor er auch schon besiegt wird. Und selbst das Monster, das unsere Freunde immerhin die ganze Staffel über in Angst und Schrecken versetzt hat, wird am Ende fast beiläufig entsorgt. Eine längere Laufzeit, um das alles etwas zu entzerren, hätte der Folge definitiv gutgetan.

„There’s something I want you to know, Sister. This world, it’s not just the bad things or the ones that wronged us. There is such beauty, in everything, even the quiet. Especially the quiet.“

Die bisher beste Staffel

Bei allen Problemen, die das Finale hat, halte ich die vierte Staffel dennoch für die bei weitem beste von „The Magicians“. Zwar gab es auch dieses Jahr wieder das typische Tief rund um die Mitte der Staffel, als wie immer zu viele (auch unnötige) Plots auf einmal jongliert wurden, aber im Ganzen betrachtet schien mir die Geschichte sehr viel konsequenter erzählt als in vorhergehenden Staffeln. Auch die Figuren haben wesentlich mehr Raum zur Entfaltung erhalten, und gerade Hale Appleman ist dadurch zu absoluter Hochform aufgelaufen. Meine persönlichen Favoriten der Staffel waren „Escape from the happy Place“, das nun auf immer die Geschichte einer unerfüllten Liebe sein wird, die Musical-Folge „All that hard, glossy Armour“, das uns einen völlig neuen Blick auf Margo erlaubt hat, und das unerwartet ruhige „Marry, Fuck, Kill“.

Schwer zu sagen, wie es von hier an weitergeht, denn „The Seam“ stellt in einer Hinsicht eine absolute Premiere dar: Es ist das erste Staffelfinale ohne Cliffhanger. Zwar wird angedeutet, dass wir es in Fillory mit einem „Dark King“ zu tun bekommen werden, doch davon abgesehen verlassen wir „The Magicians“ diesmal an einem Punkt, an dem praktisch alle Plots einen runden Abschluss bekommen haben. Wir können also gespannt sein, wie die Freunde mit dem Verlust von Quentin umgehen, und wie sich die Serie ohne ihre inoffizielle Hauptfigur entwickeln wird.

Sewn Notes

• Was meint ihr, wird es noch eine Rolle spielen, dass Julia die Entscheidung, ob sie Göttin oder Mensch sein will, eben nicht selbst getroffen hat?
• Quentins und Joshs Besuch bei den alten Göttern war kurzweilig und schräg, aber ebenfalls völlig übereilt und deshalb verschenkt.
• Die komplette Sequenz in der Mirror World ist großartig inszeniert. Und der Moment, als Quentin auf Everetts Frage, was er getan hat, antwortet „just a minor mending“, definiert seinen Charakter besser als alles andere.
• Ich hätte mir gewünscht, dass Eliot und Quentin noch eine Szene zusammen haben, nachdem ihre Beziehung in dieser Staffel so eine zentrale Rolle gespielt hat. Es war einfach herzzerreißend, als Eliot bei der Trauerfeier einen Pfirsich ins Feuer wirft.

4 von 5 wahrlich heldenhaften Bananen.

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