Star Trek: Picard | The End is the Beginning (1×03)

„Nobody is thinking, nobody is listening. They’re just reacting.“

Picard versucht, ein Schiff und einen Piloten aufzutreiben. Soji darf mit einer romulanischen Ex-Borg sprechen. Spoiler!

I suppose you always had one eye on the stars

Picard versucht, seine frühere Erste Offizierin Raffi Musiker für seine Sache zu gewinnen. Obwohl die zunächst abweisend reagiert, weil er sie nach seinem Austritt aus der Sternenflotte im Stich gelassen hat, besorgt sie ihm schließlich doch ein Schiff und einen Piloten. Auch Cristóbal Rios ist nicht gerade ein Fan von Picard, aber willens, den Job anzunehmen. Im von den Romulanern übernommenen Borg-Kubus erhält Soji unterdessen die Erlaubnis, eine befreite Romulanerin namens Ramdha zu befragen. Diese aber scheint mehr über Soji zu wissen als sie selbst.

Das eigentliche Abenteuer beginnt erst

Wie ich vermutet hatte, stellt „The End is the Beginning“ quasi den Abschluss einer dreiteiligen Einführung in die Story dar. Obwohl sich die Serie nach wie vor angenehm viel Zeit für Charaktermomente lässt, gewinnt die Geschichte nun doch spürbar an Fahrt. Derweil bleiben die Geschehnisse im Borg-Kubus weiterhin mysteriös. Mir zumindest ist noch immer nicht ganz klar, woran dort eigentlich geforscht wird. Immerhin, Hugh aus der Folge „Ich bin Hugh“ von „Star Trek: Das nächste Jahrhundert“ wiederzusehen, war ein schönes Easter Egg, wenngleich er uns leider nicht wirklich vorgestellt wird.

„People either see us as property to be exploited or as a hazard to be warehoused. Our hosts, the Romulans, have a more expansive vision. They see us as both.“

Die Hybris des Jean-Luc Picard

Was „Star Trek: Picard“ mit dem erneuten Rückblick zu Beginn der Folge gut gelingt, ist, uns ein Gefühl dafür zu vermitteln, dass die Zeit auf der Enterprise nur ein Teil von Picards Leben und Karriere war. Dass er auch darüber hinaus noch Missionen angeführt und enge Kontakte zu Kollegen geknüpft hat. Aber er zeigt uns auch eine Seite an Picard, die nicht so recht zu dem aufrechten Mann passen will, den wir bisher kennen.

Seine Kündigung anzubieten, war eigentlich nur ein Bluff. Ein Versuch, die Sternenflotte zu erpressen. Und nach allem, was wir wissen, hätte es funktionieren müssen. Nicht nur, weil das im Fernsehen nun mal immer so ist, sondern weil Picard dieser überlebensgroße Held ist, der die Erde schon mehrfach gerettet hat. Aber diesmal hat die Sternenflotte nicht mit sich verhandeln lassen, und für Picard war das offenbar ein derartiger Schlag in die Magengrube, dass er sämtliche Leinen gekappt und sich auf seinem Weingut versteckt hat.

Das allein kratzt bereits am Mythos Picard. Dann aber erfahren wir, dass sein unüberlegter Schachzug dazu geführt hat, dass Raffi Musiker, seine damalige Erste Offizierin, ihre Sicherheitsfreigabe verloren hat. Woraufhin ihre Karriere offenbar den Bach runterging. (Die genauen Umstände kennen wir natürlich noch nicht, aber es ist klar, dass sie ihm die Schuld daran gibt – und das wahrscheinlich nicht ganz grundlos.) Doch wie schon in der Folge davor, als Picard den Nerv hatte, die Sternenflotte um ein Schiff zu bitten, obwohl er sie gerade öffentlich durch den Dreck gezogen hat, steht er nun vor Raffis Wohnwagen-Zuhause und bittet sie um Hilfe.

Versteht mich nicht falsch, ich halte das für einen extrem interessanten Zug. Er widerspricht allem, was uns sonst in Bezug auf Helden und Heldenverehrung gezeigt wird. Aber ich könnte mir vorstellen, dass diese „Demontage“ so manchem Fan übel aufstößt. Ich jedenfalls bin gespannt, wie sich das weiterentwickelt, und ob es Teil der Geschichte sein wird, dass Picard wieder etwas mehr Demut lernt.

„I know who you are! You are Seb-Cheneb. You are the Destroyer! She’s the end of all! She’s the Destroyer.“

Eine zusammengewürfelte Crew

Kommen wir aber zurück zur tatsächlichen Handlung. Wir erfahren, dass Raffi Beweise für eine Verschwörung innerhalb der Sternenflotte gesammelt hat, womit sie allerdings auf taube Ohren gestoßen ist. Inzwischen wissen wir aber, dass sie der Wahrheit wahrscheinlich näher gekommen ist, als ihr lieb sein kann. Vor allem, wenn wir dann sehen, wie Picard in seinem eigenen Zuhause von denselben romulanischen Attentätern angegriffen wird, die auch schon Dahj getötet haben.

Ohne den Teufel an die Wand malen zu wollen, aber kann es ein Zufall sein, dass die Attentäter auftauchen, kurz nachdem Dr. Jurati von Commodore Oh befragt wurde? Ich wäre zwar etwas enttäuscht, sollte sich herausstellen, dass Jurati von Oh umgedreht wurde und nur deshalb mitfliegt, um für sie zu spionieren, weil ich die Figur nach wie vor sympathisch finde. Aber ich wäre ehrlich gesagt auch nicht allzu überrascht.

Wo wir aber gerade bei sympathisch sind: Das ist ein Wort, das einem zu Captain Rios vermutlich nicht unbedingt als erstes einfallen würde. Was ihn andererseits gerade liebenswert macht. Seine Bad-Boy-Attitüde ist unter Garantie nur aufgesetzt, und ich freue mich schon darauf, sie bröckeln zu sehen. Fast noch mehr freue ich mich allerdings darauf, mehr von seinen eigenwilligen MHNs zu sehen.

Was verbindet Soji und die Borg?

Und dann ist da natürlich Ramdha, die ganz kryptisch behauptet, sich an Soji von „morgen“ zu erinnern. Weiß sie tatsächlich, wer Soji ist, oder reagiert der Teil von ihr, der immer noch irgendwie Borg ist, auf etwas, was die Androidin unbewusst sendet? Selbst Narek ist sich sicher, dass Soji nicht weiß, wer bzw. was sie wirklich ist. Sie stellt sich inzwischen aber selbst in Frage, weil sie Dinge weiß, die sie nicht wissen dürfte, und die Erklärung sogar in ihren eigenen Ohren dünn klingt.

Von Soji einmal abgesehen, was ist mit dem Borg-Kubus passiert? Es wird erwähnt, dass es einen Kollaps der „Submatrix“ gab, kurz nachdem das romulanische Schiff assimiliert wurde, auf dem sich auch Ramdha befand. Und welche Rolle spielt Hugh? Ich erinnere mich dunkel daran, dass er damals bei „Star Trek: Das nächste Jahrhundert“ noch einen weiteren Auftritt hatte. Doch wie er schlussendlich die Borg verlassen hat, wurde meines Wissens nicht thematisiert, geschweige denn, wie er ausgerechnet bei den Romulanern gelandet ist. (Zumal er Soji gegenüber fast schon offen sagt, dass er sie verachtet.)

The Notes are the Beginning

• Ich gebe zu, dass ich Sojis „Durchbruch“ mit der Mythologie, die Ramdha als Neuigkeiten bezeichnet, nicht nachvollziehen konnte.
• Inzwischen bin ich mir sicher, dass Dahjs und Sojis „Mutter“ nur ein Hologramm oder etwas in der Art sein kann. Etwas, was in ihrem eigenen Kopf existiert. Das würde erklären, warum sie von Picard wusste, obwohl Dahj ihn gar nicht erwähnt hatte, und auch, dass sie Soji zum Einschlafen (und Vergessen) bringen kann.
• Banale Frage, aber glaubt ihr, Narek verliebt sich wirklich in Soji? Oder ist diese Aussage Teil seiner Strategie, um Nähe zu erzeugen, damit sie ihm blind vertraut?
• Was sagt das über einen aus, wenn man in seinem eigenen Zuhause Disruptoren unter Möbeln versteckt? Nun ja, es war nicht verkehrt.
• Was ist Freecloud?

4 ½ von 5 Bananen von morgen.

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