Star Trek: Picard | Penance (2×02)

„We cannot live in this reality. If we want to save the future, then we have to repair the past.“

Picard und die anderen landen in einer alternativen Realität, in der die Menschheit die Galaxis unterdrückt. Spoiler!

A safe galaxy is a human galaxy

Picard findet sich in einer alternativen Zeitlinie wieder, in der die Menschen nicht Teil einer friedlichen Föderation geworden sind. Stattdessen hat es sich die sogenannte Konföderation zum Ziel gesetzt, die Galaxis von allen nichtmenschlichen Spezies zu befreien und auf diese Weise „sicherer“ zu machen. Und es steht ein großes Ereignis bevor, denn zum diesjährigen „Eradication Day“ soll niemand Geringeres als der große General Picard die Borg-Königin hinrichten. Ebenfalls beim Festakt dabei: Seven alias Präsidentin Annika Hansen, die in dieser Zeitlinie niemals von den Borg assimiliert wurde.

Nicht neu, aber einfallsreich erzählt

Diese Folge hat mich echt umgehauen, obwohl sie das Rad wahrlich nicht neu erfindet. Eine faschistische Zukunft gehört quasi zur Grundausstattung jeder guten Dystopie, und das ideologische wie optische Vorbild ist im Grunde genauso offensichtlich (ein „reines“ Universum). Aber irgendwie schafft es „Penance“ trotzdem, das Ganze durch feine Details spannend zu gestalten. Und sobald der Plan zur Entführung der Borg-Königin stand, klebte ich regelrecht am Bildschirm. Was nicht heißt, dass die Folge ohne Fehler ist …

Picard: „Q, have you had enough of playing games with other people’s lives? I am no longer your pawn.“
Q: „Oh, you undersell yourself, Jean-Luc, you are more than just a piece. Why, you are the very board upon which this game is played.“

Was will Q eigentlich von Picard?

Erwähnte ich schon, dass ich Q nicht mag? Verzeiht, wenn ich heute noch mal genauer darauf eingehen muss, ich werde das jetzt nicht bei jeder Folge machen, versprochen. Nur „Penance“ ist so ein Paradebeispiel dafür, was an der Figur einfach nicht funktioniert, ja, es wird sogar noch auf die Spitze getrieben. Kurz gesagt, ich verstehe Qs Motivation nicht. Spielt er mit Picard? Ist das seine Vorstellung von Unterhaltung? Oder quält er ihn? Er ist nicht in der Lage, auch nur einen informativen Satz herauszubringen, stattdessen wickelt er Rätsel in Metaphern und garniert sie mit ominösen Andeutungen.

Oder hat einer von euch verstanden, was eigentlich passiert ist? Ist Q nun dafür verantwortlich, dass sie in dieser alternativen Zeitlinie (doch keine andere Dimension) gestrandet sind oder nicht? Ist er für das verantwortlich, was in der Vergangenheit passiert ist und diese alienfeindliche Gesellschaft geschaffen hat? Oder hat er einfach nur ein bestehendes Problem genutzt, um Picard mal wieder Schuldgefühle einzureden? Ganz ehrlich, ich war von dem ganzen Intro nur frustriert und hatte da eigentlich schon gar keine Lust mehr auf die Folge.

Der Einfluss der Gesellschaft auf das Individuum

Was ihr Unrecht getan hätte, denn ab da geht es steil bergauf. Zugegeben, die Vorstellungsrunde, wo jeder unserer Helden gelandet ist, und das Zusammenfinden als Gruppe ist eigentlich eine Wiederholung von letzter Woche. Dennoch ist dieser neue Status Quo aufschlussreich, denn zeigt er uns nicht, dass die Gesellschaft, in der jemand aufwächst, massiven Einfluss auf die Entwicklung der Persönlichkeit hat? Ein Mensch wie Picard möchte sich selbst vielleicht gerne einreden, dass er immer moralisch richtig handeln würde, egal unter welchen Umständen. Doch hier steht er nun und muss erkennen, dass er in dieser Zeitlinie ein blutrünstiger Rassist ist, der ganze Völker abschlachtet und sich dafür feiern lässt.

Und dann ist da die Rolle, die die Borg-Königin übernehmen soll. Seven erklärt, dass die Königinnen in der Lage sind, über verschiedene Realitäten hinweg „Echos“ ihrer jeweiligen Gegenparts zu empfangen. Das heißt meines Erachtens nicht zwangsläufig, dass diese Königinnen dieselbe Person sein müssen, meine Theorie von Picards Mutter ist also noch nicht komplett vom Tisch, wenngleich inzwischen unwahrscheinlicher. Auf jeden Fall spürt die Königin, dass die Zeitlinie manipuliert wurde, und kann ihnen sogar den Zeitpunkt nennen, als das passiert ist. Und sie kann sie offenbar auch hinbringen.

„Reality has been split. There is division. Time … time has been broken.“

Ein Dreh- und Angelpunkt der Geschichte

Wie auch immer der Cliffhanger dieser Folge nächste Woche aufgelöst werden mag, das nächste Ziel der Gruppe ist in jedem Fall das Los Angeles des Jahres 2024. Das mag auf den ersten Blick langweilig klingen, denn wo bleibt die Science-Fiction, wenn die Geschichte in unsere Gegenwart verlagert wird? (Die unter den aktuellen Umständen spannendste Frage lautet natürlich: Werden die Menschen in zwei Jahren immer noch mit Masken herumlaufen?) Doch im „Star Trek“-Kanon ist das Jahr 2024 kein unbekanntes, sondern sogar ein wichtiger Wendepunkt der Geschichte.

Ohne zu wissen, ob „Star Trek: Picard“ plant, darauf Bezug zu nehmen, sei euch an dieser Stelle als Vorbereitung für nächste Woche der „Star Trek: Deep Space Nine“-Zweiteiler „Past Tense“ empfohlen. Darin landen Sisko, Dax und Bashir versehentlich im Jahr 2024 (allerdings in San Francisco), kurz vor den sogenannten „Bell Riots“. Knackpunkt der Story ist, dass die Aufstände beziehungsweise die unblutige Beendigung derselben einen gesellschaftlichen Wandel mit sich bringt, der schließlich zur Gründung der Föderation führt. Es ist also durchaus denkbar, dass sich die Geschichte an diesem Punkt der Zeitlinie noch genug im Fluss befindet, um stattdessen die Konföderation hervorzubringen.

Penitent Notes

• Nicht nur mit dem Jahr 2024 war „Star Trek: Deep Space Nine“ diese Woche äußerst präsent. In Picards „Trophäenraum“ sehen wir auch die Schädel von Gul Dukat und General Martok (nebst Sarek). Und Sisko wird zumindest kurz erwähnt.
• Ich möchte bitte auch so eine angepisste Comic-Katze als digitales Haustier, danke.
• Und danke übrigens fürs Juratis „is anybody else hot with these collars?“ Das frage ich mich bei für Dystopien typischen, hochgeschlossenen Uniformen nämlich auch immer.
• Wer ist „The Watcher“ und wieso hat man ihn als „Wächter“ übersetzt, obwohl es eigentlich „Beobachter“ heißen müsste?

4 von 5 Bananen, die in Rätseln sprechen.

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