Star Trek: Deep Space Nine | Accession (4×17)

„That‘s the thing about faith. If you don‘t have it, you can‘t understand it, and if you do, no explanation is necessary.“

Ein verschollener Poet kehrt aus dem Wurmloch zurück und behauptet, der Abgesandte der Propheten zu sein. Spoiler!

You are the Sisko

Als ein Raumschiff mit dem vor mehr als 200 Jahren verschwundenen bajoranischen Dichter Akorem Laan aus dem Wurmloch auftaucht, ist die Aufregung groß. Vor allem, als Akorem erzählt, dass die Propheten sein Leben gerettet haben und er ihr Abgesandter ist. Sisko ist zunächst froh, das Amt abgeben zu können, mit dem er sich nie richtig identifiziert hat. Dann aber verkündet Akorem die Rückkehr zum alten Kastensystem der D‘jarras, das während der Besatzung aufgegeben wurde. Das bedeutet letztendlich auch, dass Bajor nicht mehr der Föderation beitreten kann. Als der erste Bajoraner aufgrund seiner Kaste getötet wird, beginnt Sisko, seine vorschnelle Entscheidung zu bereuen.

Wichtig, aber blutarm

Objektiv betrachtet ist „Accession“ eine äußerst wichtige Folge für die Serie. Sisko macht endlich seinen Frieden mit seiner Rolle als Abgesandter der Propheten, was für den weiteren Verlauf der Handlung extrem wichtig ist. Einzig, der Folge fehlt es an Wucht. Sie plätschert dahin, ohne dass ein Gefühl von Dringlichkeit entsteht oder Siskos Zwiespalt wirklich fühlbar wird. Leider ein recht unspektakulärer Wendepunkt.

„Akorem will make a far better Emissary than I ever was. He‘s Bajoran. He‘s a revered poet, and he wants the job. Besides, Starfleet will be thrilled. They never liked the idea that the Bajorans saw me as a religious figure.“

Die Bedeutung wahren Glaubens

Immerhin gelingt es „Accession“, einige fundamentale Punkte religiösen Glaubens anzusprechen, ohne dabei belehrend zu werden oder ihre Bedeutung abzuschwächen. Es gibt meines Erachtens zwei wichtige Gespräche in dieser Folge. Eines ist das zwischen Kira und Odo, als Akorem seine erste Rede als Abgesandter hält. Odo kann nicht verstehen, wieso plötzlich er der Abgesandte ist, obwohl vorher alle geglaubt haben, dass Sisko es ist. Und das ist letztens Endes Kern des Glaubens, denn wie Kira sagt, gibt es dafür keine Erklärung. Es braucht aber auch keine, wenn man daran glaubt.

Das zweite Gespräch findet später zwischen Sisko und Kira statt. Es geht um die D‘jarras, und darum, dass es den Gläubigen nicht zusteht, die Entscheidungen des Abgesandten in Frage zu stellen. Als Sisko verwundert nachfragt, erklärt Kira, dass ihm das vielleicht nicht bewusst war, er aber alles von ihnen hätte verlangen können. Sicher ist das nicht der Grund, warum er Akorem den Posten später streitig macht. Aber es zeigt einen wichtigen Unterschied auf, denn Sisko erkennt, dass Akorem den Bajoranern zu viel abverlangt.

Unterschiedliche Erfahrungshorizonte

Es ist wichtig festzuhalten, dass Akorem nicht aus Boshaftigkeit handelt. Ihm ließe sich höchstens unterstellen, dass er seine Rolle ausnutzt, aber selbst das glaube ich nicht. Er war von der Richtigkeit seines Weges überzeugt, aber ihm fehlte eine ganz wichtige Erfahrung: die Besatzung. Ohne sie selbst erlebt zu haben, kann er nicht verstehen, wie sehr sie die Bajoraner als Individuen, aber auch als Gesellschaft verändert hat. Zu einer Lebensweise zurückzukehren, über die sie so weit hinausgewachsen sind, hieße, diesen Wachstumsprozess zu ignorieren.

Auch Sisko hat die Besatzung nicht „erlebt“. Aber das ist womöglich sogar der Grund dafür, warum er immer so zurückhaltend war, was das Amt des Abgesandten angeht. Er hat Respekt vor dem, was dieses Volk durchgemacht hat, und er maßt sich kein Urteil darüber an, ob ihre Lebensweise richtig oder falsch ist. Und ich denke schon, dass die Bajoraner das mehr brauchen als jemanden, der sich an die Vergangenheit klammert. Eine Zukunft ist so viel wichtiger.

Quark: „Did you hear? Keiko‘s gonna have another baby!“
Worf: „Now?!“

Heimkehr mit Kinderüberraschung

Außerdem kehrt Keiko nach Deep Space Nine zurück und hat gleich noch eine Überraschung parat: Sie ist schwanger. Ich fand es ehrlich gesagt bewundernswert, dass die Autoren die Situation nicht dazu benutzen, den hundertsten Ehestreit zu zeigen. Denn O‘Brien ist anfangs alles andere als begeistert, was aber nichts damit zu tun hat, dass er sich nicht freut. Ich glaube, im Grunde versteht auch Keiko das, sie ist nach einjähriger Abwesenheit mit nur gelegentlichen Besuchen gerade erst heimgekehrt. Es ist nur allzu verständlich, dass ihr Mann auf ein bisschen mehr Zeit für Zweisamkeit gehofft hat. Also, mehr als sieben Monate.

Ich glaube, insgesamt hat Keiko sehr davon profitiert, dass sie die Arbeit damals angenommen hat. Sie hat wieder eine sinnvolle Beschäftigung gefunden und sieht es entsprechend entspannt, dass Miles gerne Zeit mit Bashir verbringen will. Tatsächlich trickst sie am Ende sogar beide aus, weil sie merkt, dass sie nur aus Rücksicht auf sie nicht mehr gemeinsam in die Holosuite gehen. Und das finde ich wirklich liebenswert.

Acceding Notes

• Übrigens absolut herzig, wie panisch Worf reagiert, als er von Keikos Schwangerschaft erfährt. „Seven months? Unfortunately I will be away from the station at that time … Far away … Visiting my parents, on Earth …“
• Das Vertrauen der Bajoraner ist bemerkenswert. Niemand hinterfragt, dass Sisko mit Akorem ins Wurmloch fliegt, aber ohne ihn zurückkehrt. Er könnte ihn ja auch einfach zur Luftschleuse rausgeschmissen haben.
• Und Kira, die sich vergeblich mit Ton abmüht, weil sie zur Kaste der Künstler gehört, ist ein Highlight. Vor allem, wie sie Sisko am Ende eines ihrer „Werke“ hinknallt: „It’s an original Kira Nerys. Could be very valuable one day.“

3 ½ von 5 künstlerisch völlig unbegabten Bananen.

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